RHEINBERG. Große Probleme erfordern große Lösungsansätze. Und die Stadt Rheinberg hält für den Klimaschutz gleich ein ganzes Arsenal an Maßnahmen bereit, große wie auch kleinere. So geht jetzt nicht nur mit der Stabstelle Nachhaltigkeit und Klimaschutz eine neue Organisationseinheit an den Start. Eine Klima-Challenge in Verbindung mit dem Westenergie-Klimaschutzpreis steht ebenso vor der Tür wie die Teilnahme am NRW-Projekt „Global Nachhaltige Kommune“ (GNK). Bei letztgenannter soll über die Jahre ein kommunenweiter Nachhaltigkeitsprozess entstehen, der Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft betrifft. Hierbei möchte Rheinberg umsetzen, was schon vor vielen Jahren im Stadtentwicklungskonzept 2030+ angedacht war.

Die neue Stabstelle soll mit zahlreichen Berührungspunkten zu anderen Stellen die Entwicklung zur Nachhaltigkeit vorantreiben. Sonja Helmich und Jens Harnack werden sie leiten, weitere Mitarbeiter sollen aber im Laufe der Zeit dazukommen. Wie Bürgermeister Dietmar Heyde sagt, seien die beiden Kernthemen Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu einer Querschnittaufgabe zu machen. „Für die Umsetzung all dessen braucht es die gesamte Verwaltung und möglichst viele zivile Player.“

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Heimat-Derby in Rheinberg

Ein Ansatz, um spielerisch ein Nachhaltigkeitsbestreben in den Ortsteilen zu fördern, ist die Klima-Challenge in Verbindung mit dem Westenergie-Klimaschutzpreis. Einiges ist noch so, wie man es kennt: Jeder, egal ob Einzelpersonen, Unternehmen oder sonstige Einrichtung, kann schon mit kleinen Beiträgen ins Rennen gehen. In Rheinberg ist das Verfahren ab diesem Jahr aber auch abgeändert worden, um noch mehr Menschen zu animieren: In einer Art Heimatderby treten jetzt die Ortsteile gegeneinander an. Nach dem offiziellen Aufruf erstellt eine juristische oder natürliche Person (eine Institution oder ein Mensch) als Ansprechpartner und Organisator die Gruppe für den ganzen Ortsteil. Melden sich mehr Menschen auf den Aufruf, vergeben sie die Organisatoren-Stelle unter sich. Diese Person sollte dann so viele Teilnehmer wie möglich mobilisieren, um dadurch möglichst viele Maßnahmen beziehungsweise Beiträge verschiedenster Kategorien in einer gemeinsamen Tabelle anzusammeln. Diese werden mit Punkten belohnt.

Zu den in weitere Unterpunkte unterteilten Kategorien gehören erneuerbare Energien, Effizienzmaßnahmen in Gebäuden, klimaverträgliche Mobilität sowie die Freestyle-Kategorie Zukunftskonzepte. Letztere ist vor allem für pädagogische Einrichtungen und Betriebe interessant.

Das Preisgeld vom ersten zum dritten Platz verteilt sich auf 1.250, 750 und 500 Euro, hinzu kommt eine Urkunde für die drei Gewinner. Wer es nicht aufs Treppchen schafft, erhält aber einen Trostpreis. Der Start der Challenge ist im Mai, das Ende im Oktober und die Preise vergibt eine Jury im November. Die Preisgelder zielen zwar auf das Wohl der Allgemeinheit ab, über den genauen Zweck entscheidet aber jede Gruppe selbst.

Die Bewerbung erfolgt entweder schriftlich beim Klimaschutzmanagement, Kirchplatz 10, 47495 Rheinberg, Telefon 02843/171-493 und -498; per Mail an klimaschutz@rheinberg.de oder bald über ein Formular unter rheinberg.de/Klima-Challenge. Hier finden sich auch zusätzliche Informationen. Erforderliche Angaben: Name, Telefonnummer, Mailadresse (falls vorhanden) sowie die Bankverbindung für den Fall eines Sieges.

NRW-Projekt spart Geld

Eine große Sache für Rheinberg ist außerdem das Projekt GNK. 17 weltweite Nachhaltigkeitsziele hat die UN 2015 beschlossen. Mit ihrer Unterschrift hat die Bundesregierung diese auch für die Kommunen gültig gemacht. Auch wenn das GNK auf diesen Zielen basiert, gibt es eine Einschränkung: „Ein Teil davon wird die Grundlage sein und wir als Kommune sollen uns auf acht Felder konzentrieren.“

Nachdem es beim letzten Teilnahmeversuch zu spät war, ist Rheinberg jetzt Teil der dritten Ausführung, neben den Kreisen Heinsberg und Recklinghausen, den Großstädten Bochum und Wuppertal sowie der Kleinstadt Rietberg. Zwar hätte Rheinberg den dahinter stehenden Prozess auch ohne die Teilnahme begonnen, die Vorteile sind aber unbestreitbar: „Wir sparen durch die Teilnahme viel Geld“, sagt Harnack. 10.000 Euro sind es im ersten Jahr.

Alte Ziele, modernes Gewand

Der Prozess hinter dem GNK ist eine modernisierte Version des ehemaligen Rheinberger Stadtentwicklungskonzepts 2030+. „Das, was wir 2003, 04 und danach gemacht haben, finden wir in den Organisationsstrukturen, in den Themen, den Zielsetzungen und den strategischen Ausrichtungen wieder“, sagt Harnack. Hinzu kommt jetzt nur der globale Aspekt, der auch der Grund für die Förderung ist. „In vielen Kommunen passiert ja schon viel zum Thema globale Gerechtigkeit. Etwa Eine-Welt-Läden.“

Der Prozess für die GNK zielt auf drei Aspekte: Verwaltung, Politik und ziviles Leben. Hier solle laut Harnack die Nachhaltigkeit auf verschiedene Arten etabliert werden, egal ob in der Arbeit, dem Denken den Lösungsfindungen oder der strategischen Ausrichtung. „Diese Zielgruppen müssen in den Prozess gut strukturiert nach und nach eingebunden werden.“

Da der Prozess organisiert werden muss, soll die Verwaltung den Anfang machen. Ein Kernteam, eine Art Nachhaltigkeits-Arbeitskreis von acht bis zehn Personen, soll viele Aspekte berücksichtigen. Diese Gruppe soll dauerhaft dafür sorgen, dass das Thema nachhaltige Entwicklung fester und unverzichtbarer Bestandteil allen relevanten Handelns der Verwaltung wird: Egal ob bei Bildung, Bauen und Planen, Flächenverbrauch oder der Wirtschaftsförderung.

Der Nachhaltigkeits-Check

Die Verantwortlichen wollen in Zusammenarbeit mit der Politik und der Zivilgesellschaft einen Nachhaltigkeits-Check ganz zu Anfang etablieren, also bereits dann, wenn Vorhaben und Ideen an die Verwaltung herangetragen werden. Anders gesagt: Diese Vorhaben sollen fachbereichsübergreifend anhand strategischer Entwicklungen vor jeder weiteren Planung mit dem Thema etikettiert werden. „Es geht darum, dass wir uns an einem Strang in eine Richtung bewegen“, sagt Heyde.

Das NRW-Projekt ist zwar befristet bis Ende 2022, „aber es ist ein dauerhaftes Projekt“, sagt Harnack. Ein fester Fahrplan steht zwar noch nicht, 2021 sollen diesbezüglich aber Politik und Zivilgesellschaft erstmals angesprochen werden. Aber es geht nicht darum, den Menschen nur etwas vorzugeben. „Wir wollen, dass sie sich auch selbst organisieren. Es geht um die Belange der Ortsteile“, sagt Harnack, und das könne man nicht von Rheinberg Mitte aus regeln. Die Verwaltung möchte jedoch Input liefern, zum Beispiel Ideen. „Wir schauen uns an, was sie für den Prozess brauchen“, sagt Heyde.

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