WEEZE. Wo es vor einem Jahr in Kalbeck im Bereich der Fortstraße wegen der Arbeiten noch nach Verwüstung aussah, steht heute ein prächtiges, über ein Hektar großes Biotop, in dem sich verschiedene Tierarten heimisch fühlen dürfen. Bereits im Februar 2020 begannen die Arbeiten, nachdem die Familienbetriebe Land und Forst das Projekt angeregt und Kontakt zur Heinz Sielmann-Stiftung hergestellt hatten. Diese nahm das Projekt mit dem Forstbetrieb Kalbeck schließlich in Angriff.

Dr. Heiko Schumacher beriet stellvertretend für die Stiftung den Forstbetrieb bei der Gestaltung. Er zeigt sich „begeistert“ von dem Endergebnis. „Es ist das, was wir gegen den Biodiversitätsverlust brauchen.“ Neben anderen dringlichen Problemen auf der Welt gehe dieses Problem oft unter, „aber wir sollten es nicht vergessen“, erklärt Schumacher. Max Freiherr von Elverfeldt vom Forstbetrieb sieht es ähnlich: „Wir haben hoffentlich aus dem Nützlichen etwas Ökologisches geschaffen“, sagt er.

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Das Biotop entstand im Zuge einer fälligen Pflegemaßnahme, bei der die Verantwortlichen den Graben auf 100 Metern entschlammten, teils verbreiterten und den Aushub am Rand ablagerten. Da der Graben vom Schloss in den Wald führt, ist er für die Entwässerung von großer Bedeutung. Das Kalbecker Biotop gehört zum Stiftungs-Projekt „Biotope für Deutschland“. Zugrunde liegt ein Trittstein-Konzept: Ein Verbund vieler kleiner Biotope soll Tieren Verbleib und Weiterzug zum nächsten Ort ermöglichen, während aber die weiteren umliegenden Flächen anderweitig genutzt werden können. Gezielt Artenvielfalt unterstützen und trotzdem wirtschaften, gewissermaßen. „Das Konzept halte ich für sehr sinnvoll“, sagt Elverfeldt. Für die Zukunft gebe es zwar noch keine konkreten Pläne für weitere Biotope, aber er möchte sie keinesfalls ausschließen – vor allem bei guten Erfahrungen, etwa im Falle neuer Vogelarten.

Attraktiver Lebensraum

Um attraktiven Lebensraum für Amphibien, verschiedene Vogelarten, Säugetiere und Insekten zu schaffen, wurden neben der Entschlammung Inseln gebaut, das Holz der zuvor gefällten Pappeln als Unterkunft und Brutstätten verwendet sowie an den Rand zahlreiche neue Pflanzen gesetzt. Darunter Schwarz- und Weißdorn, Felsenmispel und 30 Obstbäume: Wildapfel-, -pflaume und -kirsche. „Außerdem stellt sich noch von alleine eine natürliche Dynamik ein“, sagt Förster Frank Koch. Dornige Pflanzen sollen eine Art natürlichen Zaun bilden.

Die ersten Einwohner haben sich bereits niedergelassen. Um genaueres sagen zu können, müsste man das Biotop zwar untersuchen, Schumacher konnte aber bereits Frösche und Gebirgsstelzen ausmachen, auch ein Eisvogel wurde gesichtet. Am Abend rechnet Schumann zudem mit Fledermäusen auf Nahrungssuche. „Es ist auch ein Highlight für seltene Insekten“, ergänzt er. Elverfeldt hingegen hofft vor allem auf Vogelarten, „die wir hier sonst nicht haben. Das wäre toll.“

Kleine Hürden überwunden

Probleme hat es bei den Arbeiten kaum gegeben, abgesehen davon, dass der Boden nicht überall sehr tragfähig war. Das hat es dem 26 Tonnen schweren Kettenbagger nicht immer leicht gemacht, doch die erfahrenen Maschinisten von Hegmann Baggerbetrieb und Transport konnten die Hürden überwinden. Spaziergänger haben laut Elverfeldt bereits Gefallen an dem Biotop gefunden.

Die Stiftung möchte mit ihren Projekten in ganz Deutschland dafür sorgen, dass Menschen, besonders Kinder und Jugendliche, die Natur erleben und früh ihren Wert schätzen lernen. Ebenfalls möchte sie die Artenvielfalt erhalten und die Öffentlichkeit für den Naturschutz sensibilisieren.

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