KREIS KLEVE. Eigentlich sind das Fachsimpeln und der rege Austausch zu Tipps und Tricks in der Pflanzenaufzucht, Hege und Pflege wesentliche Bestandteile des alljährlich stattfindenden Jungpflanzenmarkts des Vereins Landschaftspflege im Kreis Kleve (Likk). Nachdem der Markt 2020 abgesagt werden musste, geht man in diesem Jahr neue Wege, damit Stammkunden und solche, die es werden möchten, an die begehrten Setzlinge kommen und reiche Ernte machen können. „Die Nachfrage steigt“, weiß der Vorsitzende des Vereins, Hubert Lemken. Der Gemüseanbau liegt im Trend – der Verbraucher möchte wissen, was bei ihm auf den Tisch kommt. Und die selbst geerntete Tomate oder Kartoffel schmeckt auch gleich doppelt so gut.

„Grundsätzlich machen wir das, um den Niederrhein möglichst grün und bunt zu halten“, sagt Lemken. Die „alten Sorten“ zählen für ihn zum Kulturgut. Und das gilt es zu bewahren. „In der Saatgut-Industrie wird keine Rücksicht auf regionale Besonderheiten genommen“, weiß der Naturfreund. Vielfalt gehe verloren. Viele alte Gemüsesorten seien aus unserem heutigen Speiseplan verschwunden, weil sie sich nicht so einfach, kostengünstig und wirtschaftlich im Erwerbsanbau anbauen lassen. „Dabei sind diese Sorten ein riesiger Schatz“, findet Lemken. Man schätzt, dass 75 Prozent aller Kulturpflanzen, die es vor 100 Jahren noch gab, verschollen sind. Das heißt, sie wurden nicht mehr angebaut, Samen gibt es nicht mehr.

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In der Pflanzenwelt ist die Rettung alter Sorten ein echtes Zukunfts-Projekt, denn die genetische Vielfalt wird noch benötigt. Vielleicht sind darin Wirkstoffe erhalten, die resistent gegen bestimmte Erreger sind. Vielleicht sind sie auch besser gewappnet mit Blick auf den Klimawandel und können sich den klimatischen Bedingungen besser anpassen. „Wir brauchen diese Vielfalt, um auf Herausforderungen reagieren zu können“, sagt Lemken. Er freut sich, dass dieser Gedanke auch innerhalb der Gesellschaft immer mehr in den Fokus rückt und ein neues Bewusstsein entsteht.

Samenfeste Sorten

Rund 5.000 Jungpflanzen haben Mitglieder des Vereins in Eigenregie angezogen. Aus samenfestem Bio-Saatgut und ganz ohne Chemie. Samenfest ist eine Sorte dann, wenn aus ihrem Saatgut Pflanzen wachsen, die dieselben Eigenschaften und Gestalt haben, wie deren Elternpflanzen. Das bedeutet, die Sorte kann natürlich vermehrt werden. „Die Autarkie ist für uns ein wichtiges Thema“, erklärt Lemken. Wer etwa eine Tomatenpflanze kauft, kann später aus den reifen Früchten Kerne gewinnen – und diese irgendwann wieder aussäen. „Gut gelagert halten sich die Kerne einige Jahre“, weiß Lemken und verweist auf das gute Gärtner-Gefühl. „Für viele Menschen ist es einfach schön, wenn sie ihr Gemüse vom Korn bis zur Frucht selbst gezogen haben.“

Abholung am 24. oder 25. April

Aus knapp 100 Gemüsesorten kann man nun wählen. Ein Bestellformular findet man auf der Internetseite des Vereins (likk.eu) und weitere Informationen zu den Pflanzen auf den Seiten des Biosaatgut-Herstellers. Das Prinzip: Bestellen, Rechnung online begleichen und auf einen Anruf warten. „Wir sprechen telefonisch eine Uhrzeit für die Abholung am 24. oder 25. April ab“, erklärt Lemken. Die Abholadresse ist Berkhöfel, Uedemer Straße 196 in Bedburg-Hau. „Man muss dann nur per Drive-in vorfahren und wir stellen den Karton kontaktlos in den Kofferraum“, erklärt Lemken, wie der Pflanzenverkauf in Corona-Zeiten gehandhabt wird. Wichtig: Man kann bestellen, so lange der Vorrat reicht. Weil die Nachfrage stets sehr gut gewesen sei, macht sich Lemken keine Sorgen um den diesjährigen Absatz. Er fände es zwar schade, dass der Markt-Charakter wegfällt, „aber vielleicht finden es die Kunden auch mal ganz bequem, in dieser Form einzukaufen“, ist er zuversichtlich. Übrigens: Der Erlös fließt, wie in jedem Jahr, in die Arbeit des Vereins.

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