Click & Meet
Inga Jasper (2.v.l.) und Matilda (l.) schauten bei Martina Bussek (r.) im Xantener Spielwarengeschäft Hampelmann nach den neuesten Spieleideen für Kinder. NN-Foto: Theo Leie

XANTEN. Dass ein abwechslungsreicher Besuch in der Innenstadt mit unbeschwertem shoppen und verweilen in einem Restaurant oder Café möglich war, liegt mittlerweile schon mehrere Monate zurück. Wo sonst zur Weihnachtszeit hunderte Menschen in den Einkaufsstraßen und kleinen Gassen für reichlich Trubel sorgten, herrschte 2020 gähnende Leere. Für zweieinhalb Monate musste der Einzelhandel kurz vor Weihnachten komplett schließen. Lediglich einen Abhol- und Lieferservice durften sie anbieten. Pünktlich zum Start des Ostergeschäftes verkündeten Bund und Länder vor zwei Wochen eine erste Lockerung: Einzelhändler dürfen nach Terminvergabe seit anderthalb Wochen wieder Kunden in ihr Geschäft lassen. „Click & Collect“ wurde mit „Click & Meet“ ergänzt. Doch die Nachfrage steigt erst langsam.

Für Nicola Lümmen vom Xantener Geschenkladen „Steel Collection Wohnambiente & Lifestyle“ kam das wenig überraschend. Sie hatte sich über die Lockerung ohnehin nur sehr verhalten gefreut. „Es ist natürlich ein erster Schritt, aber meine Erwartungen daran waren von Beginn an sehr verhalten. Die Kunden sind noch sehr unsicher – auch was ihre Datenweitergabe anbelangt“, berichtet Lümmen. Jeden Besucher muss die Einzelhändlerin mit Name, Anschrift und Telefonnummer erfassen, um ihn bei einer bestätigten Corona-Infektion kontaktieren zu können. Die Daten löscht sie zwar nach einer gewissen Zeit, dennoch seien vor allem ältere Kunden verunsichert.

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Online-Buchung

Ältere Kunden seien auch der Grund gewesen, weshalb sie keine klassische online-Terminvergabe eingerichtet habe. „Der Aufwand wäre zu groß gewesen. Daher vergeben wir unsere Termine lieber klassisch händisch an unserer Tür oder per Telefon sowie über Facebook und WhatsApp“, sagt Lümmen. Bislang hätten jedoch noch relativ wenige Kunden dieses Angebot wirklich in Anspruch genommen. „Die meisten kommen spontan vorbei und fragen nach, ob sie reinkommen dürfen. Dies ist auch keine Grauzone, sondern hat die Landesregierung Nordrhein-Westfalen explizit erlaubt“, sagt Lümmen. Wichtig sei lediglich, dass die Höchstanzahl der Personen, die sich gleichzeitig in ihrem Geschäft aufhalten dürfen, nicht überschritten werden würde. In ihrem Fall seien dies drei Personen. „Bislang können wir Besucher direkt in unseren Laden lassen. Die Xantener Innenstadt ist noch leer“, verrät Lümmen. Die noch verhaltene Nachfrage ermögliche dies.

Das ist auch im „Hampelmann“ bei Martina Bartussek so. Das Spielwarengeschäft in Xanten kann ebenfalls auch ohne vorherigen Termin aufgesucht werden. „Leider ist das vielen aber wohl gar nicht bekannt“, sagt Bartussek. Die ersten drei Tage mit Terminvergabe seien „sehr schleppend“ verlaufen. „So langsam läuft es aber an“, sagt Bartussek, die ebenso wie Lümmen wieder ihre normalen Öffnungszeiten von 9.30 bis 18.30 Uhr und samstags bis 16 Uhr anbietet. Hier müsste ihrer Meinung nach auch die Händlerschaft stärker zusammenhalten. „Für den Kunden ist es sonst schwer durchzublicken, wer, wann wie geöffnet hat“, meint Bartussek. Einheitliche Öffnungszeiten seien da hilfreich.

„Click&Meet“ als erster, vorsichtiger Schritt zurück zur Normalität begrüßt Bartussek dennoch. „Die Kunden hatten vorher schon häufig gefragt, wann sie denn endlich wieder kommen dürfen. Sie wieder reinlassen und beraten zu dürfen, ist schön. Es ist aber – ebenso wie die Abholstation – nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Wir haben ständig neue Ware, so wie aktuell die Osterartikel. Da gehen wir in Vorleistung, weil wir sie nicht auf Kommission kaufen können. Deshalb müssen wir sie jetzt natürlich verkaufen“, sagt Bartussek, „und dafür brauchen wir jetzt Kunden.“

Kleiner Lichtblick

Für das Ostergeschäft – das bereits vor einem Jahr schon vom Lockdown aufgrund der Coronavirus-Pandemie stark betroffen war – sei „Click&Meet“ aber zumindest ein kleiner Lichtblick. „Die Leute sind interessiert und wollen sich wieder inspirieren lassen. Zudem sind viele stark mitteilungsbedürftig“, hat Nicola Lümmen festgestellt. Sie freut sich übrigens auch über jeden Kunden, der erstmal einfach nur schauen möchte: „Ich weiß, dass viele denken: Wenn ich jetzt einen Termin habe, dann muss ich auch etwas kaufen, aber vielleicht finde ich ja nichts. Ich bin aber niemandem böse, der nichts kauft. Ich kann verstehen, dass das für alle erstmal eine merkwürdige Situation ist.“ Jeder Kunde dürfe ihr Geschäft daher ganz unverbindlich besuchen.

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