GELDERN. Weinanbau in Geldern? Das klingt erst einmal etwas abwegig. Und hat bislang auch noch niemand in der Herzogstadt versucht. Bislang. Denn was der eine oder andere vielleicht für unmöglich hält, hat der Gelderner Jungunternehmer und ausgebildete Winzer Gianluca Antoniazzi fest im Blick: als erster Winzer in Geldern Wein anzubauen. Wenn alles klappt, sollen 2022 die ersten Reben gesetzt werden.

„Anders als man vielleicht zunächst meint, sind die Wetter-Bedingungen für den Weinanbau hier optimal“, ist der 30-Jährige Gelderner überzeugt. „Wir haben am Niederrhein ordentlichen Niederschlag und im Frühjahr viele Sonnenstunden. Auch die Bodenvoraussetzungen sind hier optimal.“ Das haben seine Bodenproben ergeben. „Und auch die trockener werdenden Bedingungen in den nächsten Jahren sind für den Weinanbau von Vorteil“, sagt er.

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Die Fläche, wo Antoniazzi den Wein anbauen will, steht bereits fest. Direkt an der Niers zwischen Burgstraße, Am Goltenhof und der B58. Eine Fläche von etwas mehr als zwei Hektar. Bevor er aber überhaupt loslegen kann, braucht er erst noch die Genehmigung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. „Der Antrag ging Anfang Januar raus“, berichtet Antoniazzi. Mit dem Genehmigungsbescheid rechnet er im August.
Vor Jahren wäre eine Zulassung noch unmöglich gewesen. Denn dass Weinanbau in Geldern überhaupt möglich ist, liegt an einer Liberalisierung des deutschen Weinrechts 2015. Vor einigen Jahren war der Anbau von Neupflanzungen nur in klassischen Weinbaugebieten möglich. Diese Beschränkung wurde aufgehoben. Nun dürfen pro Jahr etwa 300 Hektar im Bundesgebiet neu gepflanzt werden. Wenn Antoniazzi die Zulassung erhält, „wäre ich weit und breit jedenfalls der Einzige, der hier in der Gegend Wein anbauen würde“, berichtet er.

Erste Reben sollen im
Mai 2022 gesetzt werden

Wenn alles klappt, sollen im Mai kommenden Jahres die ersten Reben gesetzt werden. 2024 könnten dann im Optimalfall die ersten Flaschen gefüllt werden. „Mit der angedachten Fläche werden wir etwa 4.500 bis 5.000 Liter Wein produzieren können“, sagt Antoniazzi. Anfangs soll hauptsächlich Weißwein hergestellt werden. Produziert werden soll der Wein auf einem Hof eines befreundeten Landwirtes auf der Baersdonk.
Begeistert von der Weinanbau-Idee äußerte sich auch Gelderns Wirtschaftsförderer Lucas van Stephoudt bei einem gemeinsamen Vor-Ort-Termin an den vorgesehenen Anbau-Flächen: „Die Idee von Gianluca Antoniazzi ist nicht nur etwas Anderes, sondern auch etwas ganz Neues für Geldern“, sagt van Stephoudt. „Das Projekt ist total spannend und als Wirtschaftsförderung freuen wir uns natürlich immer über junge und innovative Unternehmer, durch deren kreativen Unternehmergeist eine Stadt immens profitiert.“

Weinhandel „Viniazzi“

Das erste Standbein Antoniazzis soll langfristig aber sein Ende November eröffneter Weinhandel „Viniazzi“ in Pont bleiben. Mit dem Start seines Geschäftes ist der 30-Jährige sehr zufrieden gewesen. „Es ist super angelaufen, in den ersten Wochen sind total viele Kunden gekommen – insbesondere aus Geldern, Pont und Straelen.“ Besonders beliebt bei seinen Kunden waren bislang vor allem die halbtrockenen und lieblichen Weißweine, sagt Antoniazzi. Und in wenigen Jahren vielleicht seine selbst hergestellten? Wie er diese nennen möchte, hat er sich übrigens noch nicht überlegt. „Aber irgendwas mit ,Niers´ muss es schon sein“, ist er sicher.

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