GELDERN. Laut Jörg Löcker, langjähriger Schwimmtrainer beim SC Delphin, gibt es derzeit große Probleme bei der Schwimmausbildung in Geldern. „Rund 50 Prozent der Siebenjährigen, also der Zweitklässler, können nicht schwimmen, skizzierte Löcker. Dies ist das Ergebnis einer Abfrage des SC Delphin bei den Gelderner Grundschulen. Bürgermeister Sven Kaiser hatte deshalb mit Vertretern des SC Delphin und dem KSB-Vorsitzenden Lutz Stermann vergangene Woche ein gemeinsames Gespräch geführt, um sich über die aktuelle Schwimmproblematik in Geldern auszutauschen.

Das Problem sei eindeutig, sagt Anne Klaessen, ebenfalls als Schwimmtrainerin beim SC Delphin tätig: „Es gibt in Geldern zu wenige Becken und somit zu wenig Wasserzeiten für die Schwimmausbildung der Kinder“. Denn das Gelderner Parkbad verfüge lediglich über ein Becken, das für die Schwimmausbildung geeignet ist. Die drei Institutionen bzw. Vereine, die in Geldern eine Schwimmausbildung anbieten (SC Delphin, DRLG und die VHS) könnten deshalb jährlich gerade einmal die Hälfte aller Kinder in Geldern und Umgebung ausbilden. Entsprechend lang seien die Wartezeiten für die Kinder. „Bei uns stehen aktuell allein knapp 160 Kinder auf der Warteliste“, sagt Anne Klaessen.

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Grundschulen können
Lücke nicht auffangen

Auch die Grundschulen, die zwar durch den Schwimmunterricht wertvolle Arbeit leisten, könnten die entstehende Lücke nicht auffangen. „Die Wasserzeiten für die Grundschulen sind aufgrund des begrenzten Platzangebots so gering, dass die Kinder teilweise nur 20 bis 30 Minuten im Wasser sind“, sagt Jörg Löcker. „Zudem haben sich die Anforderungen an den Schwimmunterricht in den Grundschulen deutlich erhöht.“
Die Wasserzeiten verkürzten sich außerdem dadurch, dass neben den Schwimmvereinen natürlich auch noch andere Gruppen wöchentliche Schwimmzeiten bräuchten – zum Beispiel für das Senioren- oder Frauenschwimmen, für Rehakurse oder für die Freizeitschwimmer. „Es ist deshalb kaum möglich, dass die Gruppen das Becken gleichzeitig nutzen können“, berichtet Jörg Löcker. Einige Gruppen und Vereine nutzten bislang zwar auch das Schwimmbecken des Kreises Kleve an der Don-Bosco-Schule, dies wird aber demnächst saniert und steht somit für einen längeren Zeitraum nicht zu Verfügung.

Wartezeiten haben sich
nochmals verlängert

Die Schwimmtrainer des Gelderner Schwimmclubs befürchten außerdem große Auswirkungen aufgrund der Corona-Pandemie. „Schon vor der Pandemie waren die Umstände für uns Schwimmtrainer aufgrund der geringen Wasserzeiten schwierig, doch durch die Corona bedingten Schließungen der Schwimmbäder musste auch die Schwimmausbildung ausgesetzt werden“, sagt Jörg Löcker. „Diese Kinder müssen also jetzt nicht nur wieder ganz von vorne anfangen, sondern auch die Wartezeiten der Kinder, die erst anfangen wollen, haben sich nochmals verlängert.

Neben dem fehlenden Platzangebot weisen Anne Klaessen und Jörg Löcker auch noch auf weitere Probleme im Gelderner Schwimmbad hin. „Das Parkbad wurde in den 1960er-Jahren gebaut und letztmals in den 90er-Jahren umfassend saniert und ausgebaut, also vor knapp dreißig Jahren“, sagt Löcker. „Ein ganz großes Problem ist aus unserer Sicht die fehlende Barrierefreiheit – für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung ist es heute ein großer Aufwand, überhaupt ins Schwimmbad zu kommen.“

Multifunktionales
Schwimmbad

Zusammen mit Lutz Stermann, Vorsitzender des Kreissportbundes, haben sich Jörg Löcker und Anne Klaessen schon Gedanken gemacht, wie die aktuellen Probleme langfristig gelöst werden könnten. „Um die Schwimmausbildung langfristig zufriedenstellend anbieten zu können, bräuchte Geldern ein Schwimmbad, das multifunktional ist“, sagt Lutz Stermann. „Das heißt, es müssten alle Interessen gleichzeitig bedient werden können, indem nicht nur eine parallele Nutzung der verschiedenen Gruppen möglich wäre, sondern auch durchgehende Öffnungszeiten für die Öffentlichkeit.“

Jörg Löcker ergänzt: „Um diese Voraussetzungen erfüllen zu können, bräuchte Geldern neben einem Becken für die Öffentlichkeit insbesondere ein zusätzliches Lehrschwimmbecken für die Ausbildung aller Altersgruppen.“ Ein Bad, das solche Voraussetzungen erfüllt, sei zum Beispiel das vor wenigen Jahren gebaute Thurmfeldbad in Essen. Nicht zielführend wäre aus Sicht des SC Delphin, wenn man ein Lehrschwimmbecken an das Gelderner Parkbad anbauen würde: „Wir hätten dann vielleicht etwas mehr Platz, aber insbesondere noch das große Problem der fehlenden Barrierefreiheit“, sagt Löcker.

Thema im Ausschuss
Am kommenden Donnerstag, 11. März, tagt der Gelderner Sportausschuss zum ersten Mal in diesem Jahr ab 18 Uhr im Bürgerforum. Auch die derzeitigen Probleme bei der Schwimmausbildung in Geldern werden dann unter anderem thematisiert.

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