18.372 erfasste Straftaten

KREIS KLEVE. Gibt es eigentlich Menschen im Land, für die bei der Wahl ihres Wohnortes die polizeiliche Kriminalstatistik eine Rolle spielt? Man müsste eine Umfrage in Auftrag geben.

Ein Zahlenballett

Kreispolizeibehörden (KPB) veröffentlichen einmal pro Jahr ihre Statistiken: ein Zahlenballett, das man bei (meist) geringen Schwankungen so oder so lesen kann. Landrätin Silke Gorißen erwähnte bei der Vorstellung der Zahlen für das Jahr 2020, dass „das hier wohl eine der wenigen Pressekonferenzen ist, bei der es nicht um Corona geht“. Fast. „Betrüger“, so Martin Frielingsdorf von der Pressestelle der KPB Kleve: „Betrüger haben in Zeiten von Corona neue Wege entdeckt, die Pandemie für sich zu nutzen – seien es die fälschliche Erlangung von Corona-Hilfsgeldern [circa 60 Fälle] oder der Verkauf von angeblichen Impfstoffen zu horrenden Preisen. Zielgruppe dieser Maschen sind meist lebensältere Menschen, die leider noch zu häufig den Tätern Glauben schenken.“ Nicht anders sei das bei den unterschiedlichen Spielarten des Enkeltricks. Im Kalkarer Impfzentrum spiele man, so Frielingsdorf dazu Warn-Spots ab.

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Vergleiche

Bei Statistiken immer wieder gern genommen: Vergleiche zwischen Land und Kreis. Auffällige Unterschiede lassen sich vor allem bei drei Deliktgruppen finden. Während im Land die „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ vom Jahr 2019 zum Jahr 2020 um 30 Prozent anstiegen (das ist mehr als eine statistische Schwankung), betrug der Anstieg bei diesen Straftaten im Kreis Kleve „nur“ 9,5 Prozent. Umgekehrt ist der Trend bei den „Vermögens- und Fälschungsdelikten“. Während im Land die Fallzahlen um 3,9 Prozent stiegen, waren es im Kreis Kleve 22,9 Prozent. Bei der Computerkriminalität schließlich stiegen landesweit die Fallzahlen um 20,8 Prozent, während im Kreis Kleve ein Plus von 52,7 Prozent verzeichnet wurde.

Höchste Fallzahlen

Die höchsten Fallzahlen (im Land und im Kreis) sind bei Diebstahls-Taten zu verzeichnen. Landesweit waren es 436.369, kreisweit 6.853. Nur der Einordnung halber: Die nächsthöheren Fallzahlen liegen circa 50 Prozent niedriger. Die Gesamtzahl der Fälle liegt im Land bei 1.215.763, im Kreis bei 18.372. Die GesamtAufklärungsquote liegt landesweit bei 52,8 Prozent, im Kreis bei 52,9.

Kindesmissbrauch

Zu den traurigsten Zahlen gehören die Fallzahlen beim sexuellen Missbrauch von Kindern. Frielingsdorf: „Im Jahr 2019 hatten wir im Kreis Kleve 61 Fälle, im vergangenen Jahr waren es 39 Fälle.“ Was zunächst positiv klingt, muss eingeordnet werden. Wenn im Rahmen einer Ermittlung ein Täter 20 Missbrauchstaten begangen hat, ist es möglich, dass die Zahlen im Folgejahr anscheinend niedriger sind. Frielingsdorf fürchtet allerdings, „dass wir in den kommenden Jahren steigende Fallzahlen erleben werden“. Das könne unter anderem auch daran liegen, dass Ermittler im Verlauf ihrer Arbeit auf andere Täter stoßen. Die Ermittlungen auf dem Gebiet des Kindesmissbrauchs gehörten, so Frielingsdorf, „zum Zeitaufwändigsten, mit dem wir es zu tun haben. Stellen Sie sich vor, dass auf einem Datenträger ein Terabyte Daten entdeckt werden. Das alles zu sichten kann Wochen und Monate dauern.“ Immerhin lag die Aufklärungsquote 2020 bei über 80 Prozent.

100 Prozent

ine Aufklärungsquote von 100 Prozent ist bei Fällen von Widerstand und tätlichem Angriff (87 Fälle im vergangenen Jahr) zu verzeichnen. Magere Quoten sind naturgemäß bei der Straßenkriminalität zu verzeichnen: 14,1 Prozent. 159 Kraftfahrzeuge wurden im vergangenen Jahr entwendet. Aufklärungsquote: 21,4 Prozent. Das Schlusslicht bei den Aufklärungsquoten liegt bei Diebstählen an und aus Kraftfahrzeugen: 4,8 Prozent.
436 Wohnungseinbrüche hat es 2020 im Kreis gegeben. Aufklärungsquote: 12,8 Prozent. Appell der Landrätin an die Bürger: „Mit Ihrer Hilfe haben wir die Möglichkeit, noch effektiver gegen Straftäter vorzugehen. Seien sie aufmerksame Nachbarn.”

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