NIEDERRHEIN. „Hallo. Hier ist nicht die Sparkasse. Alle anderen nach dem Piep. Danke.“ Iris N. könnte ganze Bücher mit den Geschichten füllen, die sie in den letzten vier Jahren erlebt hat. Könnte ganz lustig sein. Finden Iris und ihr Mann allerdings nicht. „Wenn ich für jeden falschen Anruf fünf Euro bekommen würde, dann wäre ich am Ende des Monats reich“, sagt die 59-Jährige, die auch schon mal mitten in der Nacht angerufen wird, weil jemand seine Karte sperren lassen möchte. Das Problem der N.‘s: Lässt man eine Ziffer in der Telefonnummer weg, dann landet man nicht etwa bei der Klever Servicestelle der Sparkasse Rhein-Maas, die im Zuge der Fusion im Juni 2017 eingeführt wurde, sondern in einem Privathaushalt im gut 50 Kilometer entfernten Wesel.

„Wenn die Anrufer wenigstens alle freundlich wären, wäre es vielleicht nicht ganz so nervig“, sagt Iris N., die ihren Nachnamen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. Nicht selten würden die Fehlgeleiteten nämlich patzig werden – und ihre Erklärung ignorieren, dass sie mit der Sparkasse rein gar nichts zu tun habe. „Viele hören gar nicht zu, legen auf und rufen eine halbe Stunde später wieder an“, sagt die Rentnerin, die – was sie schon wieder fast lustig findet – bei einem großen Telekommunikationsunternehmen gearbeitet hat. „Wenn ich bestimmte Vorwahlen sehe, dann weiß ich schon, dass der Anruf nicht für mich ist und gehe gar nicht mehr dran“, gibt sie ohne schlechtes Gewissen zu. Kein Wunder, wenn man täglich mehrfach zum Hörer greifen und sich dafür rechtfertigen muss, dass man nicht schnell eine Überweisung tätigen oder Auskunft über den Kontostand geben kann. Und dabei können diese Anrufer noch froh sein, dass die N.‘s über keinerlei kriminelle Energie verfügen.

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Schlimm wird es, wenn es
Probleme mit der Karte gibt

„Da gibt es Leute, die sprechen Namen, Geburtsdatum und ihre Kontonummer auf unseren Anrufbeantworter“, ist Iris N. immer wieder erstaunt, wie leichtsinnig manche Menschen sind. „Da habe ich dann auch schon mal die Sparkasse kontaktiert und die Mitarbeiter gebeten, sich darum zu kümmern“, räumt sie ein.
„Total knuffig“ fand sie eine ältere Dame, die mehrfach verzweifelt auf ihren AB gesprochen habe. „Die habe ich dann auch zurückgerufen und ihr erklärt, dass sie sich am besten eine Filiale vor Ort sucht. Am liebsten hätte ich mir die geschnappt und sie selbst hingefahren“, sagt Iris N. und räumt gleich mit dem Vorurteil auf, dass überwiegend ältere Menschen bei ihr landen.

„Da sind alle Altersklassen vertreten – hört man ja oft an der Stimme“, sagt sie. Und gerade die jüngeren Anrufer würden sich gern mal im Ton vergreifen. „Besonders schlimm ist es, wenn es Probleme mit der Karte gibt“, ist ihre Erfahrung. Da habe mal einer morgens um 6 Uhr angerufen und dann um 7 Uhr nochmal, weil die Karte immer noch gesperrt war. „Der wurde richtig frech“, sagt Iris N.. „Da habe ich dann auch zurückgemeckert und ihn gefragt, ob er zu blöd zum Telefonieren ist“, sagt sie. Auch Kollegen von anderen Banken hätten sich schon bei ihr gemeldet und nicht gerade freundlich gefragt, warum man nicht zurückgerufen habe. „Und die sollten ja eigentlich auch in der Lage sein, die richtige Nummer zu wählen“, wird Iris N.‘s Geduld immer wieder auf die Probe gestellt.

Ansonsten hilft nur:
Ohren zu und durch!

Ihre Rufnummer wechseln möchten die N.‘s trotzdem nicht. „Das sehe ich nicht ein, die Nummer haben wir schon seit 40 Jahren“, erklärt Iris N. und verweist auf einen großen Freundes- und Bekanntenkreis. Mittlerweile lasse sie aber häufiger den Anrufbeantworter angehen, zumal die Ansage klar formuliert, wo man gerade angerufen hat und dass man nicht bei der Sparkasse ist. Geholfen hat das aber bislang wenig. Böse auf die Sparkasse ist man aber nicht. „Die können ja nichts dafür“, sagt Iris N.; sie hätten sich schon tausend Mal entschuldigt und Pralinen geschickt. Jetzt kann Iris N. nur hoffen, dass nicht so oft Änderungen anstehen. „Wenn etwas Neues kommt, dann bekommen wir immer besonders viele Anrufe“, sagt sie. Ansonsten hilft nur: Ohren zu und durch!

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