ALPEN. Melanie Koerfer, Vorsitzende der Flüchlingshilfe Alpen, hat sich mit einer Frau im Flüchtlingsheim zum Gespräch verabredet. Sie möchte ihre Kinder zu sich nach Deutschland holen und braucht dabei Unterstützung.
Grundvoraussetzung war, dass sie die Anerkennung erhielt. Seit vier Jahren lebt sie bereits in Alpen, spricht inzwischen ganz gut Deutsch. Ganz allein auf sich gestellt, mit Unterstützung von Ehrenamtlern in Alpen und der Flüchtlingskoordinatorin Astrid Kummer von der Gemeinde Alpen hat sie das Anerkennungsverfahren im letzten Jahr durchgestanden. Dann kam Corona – und zerstörte erst mal ihre Träume von einer schnellen Familienzusammenführung.
Offenes Ohr für alle Probleme
Ein Problem von etlichen, mit denen die rund 140 Flüchtlinge, in die Beratung kommen. Corona hat das Leben für diese Menschen, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind und die sowieso in einer Art „Schwebzustand“ leben, nicht einfacher gemacht. Dringend brauchen sie ihren Deutschunterricht. Er ist Grundlage für ein Anerkennungsverfahren. Positiv bewertet wird, wenn sich die Asylbewerber um einen Arbeitsplatz bemühen. „Wir machen die Erfahrung, dass Arbeitgeber sich momentan schwer tun mit Einstellungen. Selbst bei Praktika wird die Vermittlung schwierig“, erläutert Melanie Koerfer.
Home-schooling bereitet Schwierigkeiten
Und diejenigen, die in der Ausbildung stehen, müssen sich im Distanzunterricht zurechtfinden. „Auch beim home-schooling der jüngeren Kinder merken wir, dass es total anders ist, ob sie im Präsenzunterricht mündlich die Aufgaben gestellt bekommen oder ob sie sich nun am Computer Texte selbst erschließen müssen“, weist Melanie Koerfer auf die zusätzlichen Schwierigkeiten hin. Sicher, der Verein hat seine Schützlinge mit Tablets und Laptops ausgestattet. Die Internetverbindungen sind meist ausreichend. Aber in räumlicher Enge mit mehreren Familienmitgliedern gleichzeitig an unterschiedlichen Unterrichtseinheiten teilzunehmen – das wird schwierig.
„Zum Glück unterstützen unsere Ehrenamtler die Geflüchteten, für die sie meist eine Art Patenschaft übernommen haben“, freut sich die Vorsitzende der Flüchtlingshilfe Alpen über die rund 30 Menschen aus Alpen, die trotz Corona die Treue halten. Persönliche Besuche in den Wohnungen an der Ulrichstraße und an der Passstraße sind nicht erlaubt. Treffen (auf Distanz) in den Sozialräumen lassen aber sich organisieren, damit Gespräche geführt werden können. Nicht alles lässt sich immer am Computer oder über Whats App regeln.
Manchmal fällt einem die Decke auf den Kopf
„Da unsere Angebote, wie Deutschunterricht, Nähkurse oder andere Aktvitiväten und auch Nutzung der Sporthallen komplett weggefallen sind, fällt auch unseren Leuten zwischendurch die Decke auf den Kopf“, beschreibt Melanie Koerfer die Situation der Heimatsuchenden. Und sie appelliert: „Wir können jede helfende Hand brauchen. Es geht nicht um die großen Dinge. Mal jemanden zum Arzt fahren oder einfach mal mit jemandem spazieren gehen, sich unterhalten. Das würde schon den Alltag erleichtern.“
Rund 45 Kinder gehören zu den Flüchtlingsfamilien – sie wachsen natürlich auch in Corona-Zeiten, macht Melanie Koerfer auf ein weiteres Problem aufmerksam. „Die Kleiderkammern sind geschlossen. Es ist oftmals schwierig, passende Kleidung aufzutreiben. Das sind Dinge, die sich vor der Pandemie einfacher organisieren ließen“, gibt sie zu.