“First Responder” oder: Da sein, bis der Rettungsdienst eintrifft

KRANENBURG. „First Responder“ ist ein Begriff, mit dem nicht jeder gleich etwas anfangen kann. Wie wär‘s mit „Ersthelfer“?
Dabei könnte man an die Menschen denken, die als erste an einer Unfallstelle eintreffen – in diesem Fall allerdings muss der Begriff weiter gefasst werden. Philipp Jünemann arbeitet auf der Feuerwehrleitstelle. Jünemann denkt an den Sonntag zurück: „Wir haben am Sonntag angesichts der Wetterlage bei verschiedenen Wehren im Kreis nachgefragt, ob sie ‚First Repsonder‘ stellen können. Aufgrund der extremen Wetterlage kann es hilfreich sein, wenn First Responder bei einem Notfalleinsatz vor Ort sind, bis der eigentliche Rettungsdienst eintrifft.“ Natürlich, so Jünemann, sei es erforderlich, dass ein Ersthelfer eine rettungsdiensttechnische Ausbildung hätte. „Das trifft bei vielen Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehren zu“, erklärt Jünemann.

Unterstützung

Bei seinem Kollegen Daniel Cloosters von der Freiwilligen Feuerwehr in Kranenburg klingt es so: „Aufgrund der witterungsbedingten Straßenverhältnisse und den dadurch längeren Eintreffzeiten des Rettungsdienstes, haben sich einige Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Kranenburg bereit erklärt, in ihrer Freizeit ehrenamtlich als Ersthelfer zu Notfällen in der Region Kranenburg zu fahren. Die eingesetzten Kameraden sind ausgebildete Rettungssanitäter, Rettungsassistenten oder Notfallsanitäter, die gegebenenfalls durch einen weiteren Feuerwehrkameraden unterstützt werden. Wird ein Rettungswagen nach Kranenburg alarmiert, werden diese Kameraden bei Bedarf parallel per Telefon von der Leitstelle alarmiert und fahren zum Einsatzort. Als Fahrzeug wird ein Mannschaftstransportfahrzeug der Feuerwehr Kranenburg genutzt. So kann vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes schnell eine kompetente Erstversorgung des Patienten vorgenommen werden. Bei Eintreffen des Rettungsdienstes können die Kameraden dann erste Informationen an den Notarzt und den Rettungsdienst weitergeben.“
Philipp Jünemann: „Natürlich sind die jeweiligen Kollegen in den Ortsteilen schneller vor Ort. Wie ich das sehe, hat fast jede Feuerwehr im Kreis ein solches Angebot auf die Beine gestellt.“

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Angebot zunächst bis Freitag

In Kranenburg hätten sich, so Jünemann, spontan vier Kameraden für Einsätze gemeldet. „Wir reden da durchaus von einer Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft.“ Der gegenwärtige Plan sieht eine Aufrechterhaltung des Ersthelferangebots bis Freitag vor. „Wir werden dann am Freitag entscheiden, wie es weiter geht und das selbstverständlich von der Wettersituation abhängig machen. Wenn die Situation auf den Straßen sich entspannt hat und der Rettungsdienst dementsprechend zeitnah in Kranenburg eintreffen kann, werden wir unsere Unterstützung beenden.“
Wichtig sei, so Jünemann, „dass das Ganze nicht aufgrund eines offiziellen Auftrages organisiert wurde. Das ist eine freiwillige Aktion zur Unterstützung der Kollegen vom Rettungsdienst“.
Man habe ja in den Medien auch Bilder von Rettungsfahrzeugen sehen können, die sich festgefahren hatten. „Da war teilweise kein Durchkommen.“ Aufgabe der ‚First Responder‘ ist es, das Zeitfenster bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken. „Die Kollegen sind alle Berufsfeuerwehrleute oder angestellte Rettungsdienstler, die in ihren Freischichten als ‚First Responder‘ zur Verfügung stehen.“

Unterschiedliche Konzepte

Die verschiedenen Wehren im Kreis, so Jünemann, hätten unterschiedliche Konzepte entwickelt. „Manche fahren, wenn sie alarmiert werden, mit dem eigenen Wagen zum Einsatzort – wir in Kranenburg haben ein geländegängiges Feuerwehrauto in Bereitschaft stehen. Die Bereitschaft bei den Wehren im Kreis war flächendeckend vorhanden, es sei denn, eine Wehr ist personell nicht in der Lage, einen solchen Dienst zu organisieren. Nicht jede Freiwillige Feuerwehr verfügt über hauptberufliche Rettungsdienstler.“
Abschließend ist es Jünemann wichtig, darauf hinzuweisen, „dass wir nie einen offiziellen Auftrag erhalten haben, sondern das aus freien Stücken organisiert haben. Ich bin auch ziemlich sicher, dass die Kollegen vom Rettungsdienst sehr froh über dieses Angebot sind. Die meisten kennen sich ja untereinander. Für die Menschen vor Ort bedeutet unsere Anwesenheit ja auch ein Stück Sicherheit. Natürlich haben wir keinen privaten Rettungswagen im Einsatz, aber es geht wie gesagt darum, schnell vor Ort zu sein und den Menschen das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Wir rücken mit einem Notfallrucksack und einem Defibrillator an.“ Auch Jünemann hat bereits einen Einsatz als First Responder absolviert. „Da ging es um einen Patienten mit Herzbeschwerden. Wir hatten am Sonntag und am Montag jeweils einen Einsatz.“

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