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Der zweite Lockdown bremst die Erholung der rheinischen Wirtschaft, wie das Konjunkturklima zeigt.Die rheinische Wirtschaft erwartet 2021 nur wenige Nachholeffekte. Grafik: IHK

NIEDERRHEN. Mit einem Sturm vergleicht Dr. Stefan Dietzfelbringer, Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK, die aktuelle wirtschaftliche Situation für viele Unternehmen im Lockdown. „Es gibt diejenigen, die sich weiter außerhalb befinden, vergleichsweise gut durchkommen und in ruhigem Fahrwasser schwimmen. Es gibt aber auch diejenigen, die schwer betroffen sind“, sagt Dietzfelbringer. Die Kluft zwischen den Krisengewinnern und den Krisenverlierern werde jedoch immer größer.

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Dr. Stefan Dietzfeldbringer sieht eine größer werdende Kluft zwischen Krisengewinnern und Krisenverlierern. Foto: IHK

Mehr als 3200 Unternehmen hat die IHK am Niederrhein im Rahmen einer Studie befragt. Das Ergebnis: „Vor allem in der Gastronomie, im Einzelhandel, der Veranstaltungsbranche oder den personenbezogenen Dienstleistungen wie Fitnessstudios, stehen viele Unternehmer vor den Trümmern ihrer Existenz. Hier gibt es viele Firmen, die sich von Insolvenz bedroht sehen“, sagt Dietzfelbringer. Im Gastgewerbe und im Tourismus liege die Quote bei 20 Prozent, im Einzelhandel bei zehn Prozent. „Das klingt zwar nicht viel, aber es sind tausende Jobs, die gefährdet sind“, macht der Hauptgeschäftsführer deutlich.

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Beim IHK-Rheinland-Barometers bewerten in der Gastronomie 84 Prozent ihre Lage als schlecht, im stationären Einzelhandel sind es 40 Prozent. Auch Unternehmen, die von den Aufträgen dieser Lockdown-Branchen abhängen, leiden. Dazu zählen etwa das Papier- und Druckgewerbe (39 Prozent mit schlechter Lage), das Ernährungsgewerbe (43 Prozent) und die Logistik (36 Prozent). Gut behaupten können sich die IT-Branche, Banken und Versicherungen, das Gesundheitswesen und die Baubranche.

Leichte Erholung

Laut Konjunkturbericht der IHKs erholt sich die Wirtschaft über alle Unternehmen gesehen trotz allem leicht. „Viele kommen in der Krise ganz gut über die Runden, auch dank der öffentlichen Hilfen wie die Kurzarbeiter-Gelder“, sagt Dietzfelbinger. Der Konjunkturklimaindex, der Lage und Erwartungen zusammenfasst, liege bei 97 Punkten. Er halte damit trotz Lockdown das niedrige Niveau aus dem Herbst (98 Punkte). Im Frühjahrs-Lockdown 2020 war er noch auf 68 Punkte abgestürzt. Allerdings sei es für Unternehmen wichtig, dass die Hilfen schnell ankommen. „Aktuell kommen sie nicht schnell genug an. Die Januarhilfen können von Unternehmern noch gar nicht beantragt werde. Die Dezemberhilfen erst seit einer Woche. Dabei fehlt vielen Firmen mittlerweile die Liquidität“, sagt Dietzfeldbringer. Aktuell sei dank der staatlichen Hilfen wie dem Kurzarbeitergeld zwar noch kein deutlicher Anstieg von Insolvenzen zu erkennen, „aber was passiert, wenn Fördermittel wegfallen oder nicht schnell genug ankommen?“, fragt Dietzfeldbringer.

Mehr Klarheit

Was die Wirtschaft jetzt brauche, sei vor allem eine Perspektive. „Keiner weiß, ob der Lockdown noch drei Wochen oder drei Monate anhält. Wir brauchen einen Plan“, fordert Dietzfeldbringer und ergänzt in Bezug auf den heute zwischen Bundesregierung und den Landesregierungen stattfindenden weiteren Corona-Gipfel: „Wir verstehen, dass die Politik auf ein dynamisches Pandemiegeschehen auch situativ reagieren muss und auf Sicht fährt. Vielen Unternehmen fehlt aber jede Perspektive. Nach einem Jahr Corona-Pandemie und über 25 neuen Regelungen brauchen die Unternehmen mehr Klarheit.“ Konkret fordern die IHKs im Rheinland einen Stufenplan, der Kriterien festlegt, wann welche Geschäfte wieder öffnen dürfen. Es sei an der Zeit, einen Weg aus der Krise aufzuzeigen, so die IHKs.

An der Umfrage haben sich über 3.200 Betriebe aus Industrie, Handel und Dienstleistungen beteiligt. Der Bericht ist online abrufbar unter www.ihk-niederrhein.de/rheinland-barometer.

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