Alen Hasanovic
Spontane Aufräum-Aktion: Ortsbürgermeister Walter Schröder (l.) und Alen Hasanovic (Junge Union Gelderland) Foto: privat

GELDERN. Nicht nur im Meer schwimmt das Plastik, auch in Geldern findet man Müll an Stellen, an denen er nicht zu liegen hat. Diese Erfahrung mussten kürzlich erst wieder Alen Hasanovic, 17- jähriges Vorstandsmitglied der Jungen Union Gelderland, und Ortsbürgermeister Walter Schröder machen, als sie einen verwaisten und beschädigten Einkaufswagen zu seinem Bestimmungsort zurückbringen wollten. Im Interview mit NN-Volontär Thomas Langer erzählt Hasanovic von der spontanen Aufräumaktion, was er sich von seinen Mitmenschen erhofft und wem er nur Lob aussprechen kann.

Herr Hasanovic, wie kam es dazu, dass Sie sich mit Herrn Schröder abends gemeinsam daran gemacht haben, Müll zu sammeln?

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Hasanovic: Wir sind Parteifreunde und ich habe früher im Barbaragebiet gewohnt, wo er Ratsherr ist. Daher kennen wir uns. Als Fachabiturient muss ich außerdem mein zweiwöchiges Praktikum machen. Ich habe mich mehrfach beworben, was aufgrund von Corona ziemlich fehlgeschlagen ist. Und da wir schon länger politisch zusammenarbeiten, habe ich Herrn Schröder angesprochen, ob es möglich ist, beim Ortsbürgermeister ein Praktikum zu machen. Da sagte er mir: ‚Jung, dann machste eben dein Praktikum beim Ortsbürgermeister. Das kann für deine ohnehin auf die CDU ausgerichtete Zukunft im Verwaltungswesen nicht schaden‘.

Die Aktion fing ja mit dem Einkaufswagen an, den Sie auf der Straße gesehen haben. Dann haben Sie beide sich spontan entschieden, allgemein Müll zu sammeln?

Hasanovic: Wir waren mit seiner Hündin Lilly spazieren und gerade an der Ecke Kolpingstraße/Vernumer Straße, da stand dieser beschädigte Einkaufswagen. Da es Herr Schröders Wahlgebiet ist, haben wir gesagt: Komm, wir bringen den jetzt weg. Aber das hat auch seine Vorgeschichte.

Uns liegt daran, dass das Bild der Vernumer Straße stimmt. Die Lebenshilfe hat dort sauber gemacht, nachdem die Stadt sie beauftragt hatte. Und vier Tage später lag dort wieder Müll. Das schlimmste Problem sind die Einwegmasken, die die Leute einfach nach dem Erstgebrauch wegschmeißen. Ob es ein Mülleimer oder irgendeine Blumenwiese ist, interessiert sie anscheinend nicht mehr. Wir haben auf dem Weg, wo der Wagen stand, mindestens 15 zusammengerollte, halb zerrissene oder ganze Einwegmasken aufgesammelt.

Allgemein ist die Müllsituation in Geldern sehr gut.

Allgemein gefragt: Wie ist die Müllsituation auf Gelderns Straßen?

Hasanovic: In der Innenstadt ist mir in letzter Zeit aufgefallen, dass die Leute in der Fußgängerzone ihre Hunde auf den Boden machen lassen. Das ist wirklich ein Armutszeugnis für diese Menschen. Aber allgemein ist die Müllsituation in Geldern sehr gut. Ein großes Lob an die Gelderner Stadtverwaltung, den Bürgermeister, die Stadtreinigung und das Ordnungsamt, die ihre Arbeit bestens machen!

Wo verlief Ihre Route und welche Beobachtungen und Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?

Hasanovic: Wir haben an der Vernumer Straße angefangen, Ecke Kolpingstraße, komplett hoch bis zur Pariser Bahn. Die Vernumer Straße war an einigen Stellen sauber, an denen die Anwohner sich wirklich Mühe geben, dass es vor ihrem Haus ordentlich aussieht. Aber an anderen Stellen, zum Beispiel in den Büschen oder bei den Straßeninseln, sah es trotz dieser Putzaktion vier Tage zuvor relativ schlecht aus.

An der Pariser Bahn, am Kreissporthaus, lag noch einiges in den Büschen davor. Wir sind dann am Skatepark vorbeigelaufen und dachten uns: Was werden wir da jetzt alles aufsammeln? Und dafür, dass es Jugendliche sind, von der die Gesellschaft teils ein schlechtes Bild hat, sah es wirklich sehr, sehr gut aus.

In die Büsche auf der rechten Seite vom Kreisverkehr aus, Richtung Friedhof, wird dagegen aus den Autos alles Mögliche herausgeworfen. Da war es wirklich extrem, denn auf diese Seite kommt man nicht so leicht. Wir haben in den Büschen so viel gefunden, dass der Wagen schon auf diesem Fünf-Meter-Stück halbvoll wurde.

Anschließend sind wir über die Straße Geldertor weitergezogen, da war es wirklich blitzeblank. Weiter ging es über die Gelderstraße am Kino vorbei bis auf den Markt hinauf. In diesem Bereich der Innenstadt ist uns so gut wie gar nichts aufgefallen, was negativ zu bewerten wäre. In der Innenstadt wurde nach der Schließung eines Ladens der Sperrmüll einfach vor der Türe entsorgt, aber das wurde noch am Sonntag von der Stadtreinigung beseitigt. Schließlich haben wir den Müll entsorgt, sind mit dem leeren Wagen zum Kaufland gegangen und haben ihn dort abgestellt, wo er hingehört.

Inwiefern hat sie der Müll oder sein Ausmaß überrascht oder erschrocken? Oder denken Sie, es ist – vielleicht auch traurigerweise – irgendwie normal?

Hasanovic: Auf der Pariser Bahn, wo man eher nicht damit rechnet, da hat es mich wirklich überrascht und erschrocken. Hätten wir aus einem Busch eine Flasche und zwei, drei Einweg-Masken herausgeholt, dann würde ich das noch als normal empfinden. Aber fünf McDonalds-Tüten herauszufischen, Bierflaschen in Mengen und Einweg-Masken ohne Ende… Man sieht, dass es alles aus einem Auto geworfen wurde. Ein normaler Mensch würde wohl nicht von einem Fußgängerweg, der fünf Meter von der Stelle entfernt ist, seinen Müll hinüberwerfen.

Wir sollten alle an einem sauberen Stadtbild mitarbeiten und als Bürger eine Verantwortung übernehmen.

Haben Sie besondere Erkenntnisse aus der Aktion gewonnen?

Hasanovic: Man sollte den Müll selbstverständlich nicht in den See oder in irgendeine Ecke werfen. Die Stadt Geldern hat genug Mülleimer. Die Natur sollte nicht darunter leiden. Wir sollten alle an einem sauberen Stadtbild mitarbeiten und als Bürger eine Verantwortung übernehmen. Damit die Arbeit nicht an einigen Wenigen in der Stadtverwaltung und -reinigung hängenbleibt.

Gibt es Überlegungen, auf Ihre Erfahrungen in Zukunft etwas folgen zu lassen?

Hasanovic: Bisher haben wir keine echten Pläne, aber wenn wir es hinbekämen, dass uns ein Supermarkt noch einmal so einen Wagen zur Verfügung stellt, würden wir so eine Aktion durchaus wiederholen.

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