Christoph “geht auf die Rolle”

Radtraining mithilfe eines Computerprogramms im heimischen Büro kann sehr anstrengend und herausfordernd sein

MARIENBAUM. Wenn Christoph Neumann „auf die Rolle geht“, zieht er nicht mit seinen Freunden um die Häuser und feiert. Er geht in sein Büro. Dort verbringt der Lehrer momentan viel Zeit vor seinem Computer und unterrichtet seine Schüler im Homeoffice. Vor oder nach dem Unterricht – hin und wieder auch zwischen zwei Seminaren – steigt er dann auf sein Rad. Das hat er auf den Rollentrainer montiert, verkabelt und am Computer angeschlossen.

Christoph Neumann bei seinem Hobby , dem Radfahren. Bei schlechtem Wetter gerne auch im Büro vor dem Computer.
Foto: privat

Über Funk ist er mit der App „Zwift“ verbunden. „Man muss sich ein Computerspiel vorstellen, in dem man selbst aktiv wird. Man radelt durch eine virtuelle 3-D-Landschaft mit vielen anderen Sportlern aus aller Welt“, erläutert der Hobby-Triathlet, der mit diesem Training die Winterpause überbrückt, in der das Draußen-Training nicht so möglich ist.

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Tut‘s denn nicht auch ein Heimtrainer?

„Das kann man überhaupt nicht miteinander vergleichen. Bei diesem Computerprogramm habe ich viele Mitstreiter. Ich werde dazu herausgefordert, alles zu geben. Dazu habe ich viele verschiedene Möglichkeiten“, erklärt der 51-Jährige und weiter: „Ich kann mir einen Trainingsplan erstellen lassen und danach meine Fahrten ausrichten. Dann fahre ich zum Beispiel durch ein Tor und muss 30 Sekunden lang 250 Watt strampeln. Ich kann aber auch ein vollkommen stressfreies Workout wählen, bei dem ich beispielsweise durch virtuelle Welten von Watopia radel. Oder ich wähle eine Tour durch London, Richmond oder Innsbruck mit der entsprechenden Umgebung. Ich kann auch an Wettkämpfen teilnehmen oder mich Gruppen anschließen, bei denen ein Leader die Frequenzen angibt. Es wird nie langweilig, zumal immer gleichzeitig andere unterwegs sind. Wenn ich überhole, bekomme ich ein ‚Ride on‘ – den Daumen hoch, Anerkennung und Wertschätzung von den Mitfahrern. Fahren wir gemeinsam durchs Ziel, freuen wir uns auch gemeinsam wie bei einem echten Rennen, wenn man‘s geschafft hat.“

Freundlicher Umgangston

Überhaupt ist die Plattform bekannt für den freundlichen Umgangston. Da schreibt der eine „Good afternoon from Munich“ und ein anderer erwidert eventuell „Good morning from Toronto“. In allen Sprachen heißt es „Hi“ oder „Bonjour“ oder „Hello“ und viele schreiben dazu, woher sie kommen und grüßen den Rest der Welt. Manche ergänzen, wie weit sie schon gefahren sind oder wie ihre Pläne sind.
Christoph freut sich über die vielen Kontakte, die er interessiert verfolgt. Doch er selbst ist meist beschäftigt, die richtigen Gänge einzulegen, zwischendurch zu trinken oder den Schweiß abzuwischen. „Es ist richtig anstrengend“ , findet er und kann sich meist nicht auch noch gleichzeitig auf das Schreiben von Nachrichten konzentrieren. Zum einen stellt er die Wattzahl und Trittfrequenz entsprechend seines Leistungsvermögens ein, doch dazu kommen weitere Faktoren, die auch in einem echten Rennen vorkommen: Steigung, Gefälle oder Wetterkapriolen. Da heißt es kämpfen. Denn natürlich ist auch sein Ehrgeiz geweckt, wenn er die Etappen der angebotenen Tour de Zwift mitmacht. Er freut sich, wenn er gut mithalten kann.

Verbundenheit mit anderen Radsportlern in der virtuellen Welt

Die Verbundenheit mit den vielen anderen Radsportlern hilft ihm, sich richtig zu quälen.
Von Oktober bis März bevorzugt er dieses Indoor-Training.Obwohl bei gutem Wetter kann er sein Rad auch innerhalb von zehn Minuten vom Rollentrainer abmontieren, Hinterrad wieder einbauen und draußen losradeln. „Zwei bis drei Mal in der Woche heißt es für mich ‚ride on‘, gerade jetzt in Corona-Zeiten finde ich es sehr wichtig, sportlich aktiv zu bleiben“, ist die Motivation von Christoph Neumann, mit Unterstützung des Computerprogramms radelnd die Welt zu entdecken. Doch auch das Laufen und sein Stabilitätstraining vernachlässigt der Triathlet nicht. Er freut sich schon darauf, wenn die Wettkampfsaison wieder startet.

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