REES. Trotz Pandemie kommt wieder Schwung in das Reeser Industrieleben. Auf den mittlerweile vergebenen Grundstücken an der Marie-Curie-Straße wollen sich in naher Zukunft sechs Firmen niederlassen. Eine davon ist die Schlosserei Gerads, die nach einem schwierigen Corona-Jahr 2020 wieder im Aufstieg begriffen ist.

Noch vor Corona traf die Familie Gerads 2019 ein schwerer Schlag. Plötzlich verstarb Jens Gerads‘ Vater Jochen und so hat der 31-Jährige zusätzlich zum Todesfall schnell den Posten als Inhaber und Geschäftsführer übernommen: in der zwölf Jahre alten Firma, in der er gelernt hat und bis dahin beschäftigt war. „Und auch mit drei Gesellen und zwei Auszubildenden ist das erst einmal eine Herausforderung“, sagt seine Frau Monique Gerads. Die 30-Jährige ist gelernte Industriekauffrau und hilft nebenbei in der Firma mit.
Corona machte die Situation ab Sommer 2020 noch schlimmer: 80 bis 90 Prozent Umsatzein­bruch, schätzt Monique Gerads die Lage. Zudem war bereits zu diesem Zeitpunkt der Plan in die Wege geleitet, von den gemieteten Räumen am Melatenweg zum Eigentum an der Marie-Curie-Straße überzusiedeln.

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Aber um das Drama und die Spannung vorweg zu bremsen: „2019 hatten wir ein sehr gutes Jahr und konnten viel Geld sparen. Dadurch konnten wir 2020 gut überbrücken“, erklärt Jens Gerads. Lob hat das Ehepaar auch für die Förderung vom Staat. „Das hat uns gerettet, aber jetzt geht es auch wieder bergauf“, sagt Monique Gerads. „Der Februar und der März sind voll belegt.“

Trotzdem haben Corona und die Kurzarbeit die Teamgröße stark reduziert. Aktuell hat die Familie nur noch eine der Auszubildenden bei sich, die fast fertig ist. Einer der ehemaligen Gesellen hat aber anklingen lassen, zurückkommen zu wollen.

Hilfsbereite Familie

Investitionen von rund 230.000 Euro hat die Familie fließen lassen. Und es hätte mehr sein müssen, wenn die jungen Eltern zweier Kinder nicht auf ihre Familie hätten zählen können: Diese hat nämlich unter anderem bei den Erdarbeiten und der Bodenplatte geholfen. „Mein Schwiegervater ist Betonbauer und mein Schwager im Gartenlandschafts-Tiefbau, der bringt die Maschinen mit. Sonst wäre das nicht möglich gewesen. Es ziehen wirklich alle mit“, erzählt Jens Gerads dankbar.

Das Grundstück ist 1.800 Quadratmeter groß, 370 davon werden im ersten Schritt bebaut. Bei Bedarf kann mehr hinzukommen.

Zunächst stehen ein kleines Büro, die Produktion und ein Lager an. „Wir fangen klein an“, sagt Jens Gerads. Am 1. April möchte die Familie gern am neuen Arbeitsplatz loslegen. Zum Grundstück kamen die Reeser vor allem durch den Kontakt zur Wirtschaftsförderung. Heinz Streuff erinnert sich zurück: „Der Kontakt bestand schon länger. Und als sich die Gelegenheit bot, hat sich die Familie Gerads dazu entschieden, es anzugehen.“ So habe man eine Standortsuche durchgeführt, Perspektiven besprochen und das Grundstück entsprechend zugeschnitten. Darüber hinaus entwickelten die Beteiligten weiter ihre Pläne, wie gebaut werden sollte. Das eine kam zum anderen.

Der alte Standort war laut Jens Gerads nicht allzu gut geeignet, auch seine Ehefrau stimmt zu. „Wir konnten keine Neukunden gewinnen, es war zu versteckt. Wenn einmal im Jahr jemand vorbeikam und etwas geschweißt haben wollte, dann war das viel. Laufkundschaft gab es dort gar nicht.“

Schlosserei und Servierwagen

Als Schlosserei baut das Familienunternehmen unter anderem Abgas-Armaturen für Schiffe, Auflieger für LKWs und auch Abgasplatten für Kohlekraftwerke. Die Auftragsarbeiten in Zusammenarbeit mit anderen Firmen gehen teils in die ganze Welt. Eine andere Richtung schlägt die Firma zusätzlich ein, indem sie eigene Servierwagen verkauft. „Das Produkt hat mein Vater damals entwickelt“, sagt Jens Gerads.

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