KLEVERLAND. Damit hat Manuela Bühner-Lankhorst (38) nicht gerechnet. „Ich bin überwältigt, fast schon erschlagen. Das ist der absolute Wahnsinn“, sagt die 38-Jährige, die für den Caritasverband Kleve als Sozialarbeiterin tätig ist. Manuela Bühner-Lankhorst meint damit die Welle der Solidarität. Hunderte beteiligten sich in an ihrer Spendenaktion für Obdachlose.

Rückblick: Am 9. Dezember rief Manuela Bühner-Lankhorst Menschen in den sozialen Medien dazu auf, Winterkleidung und -stiefel sowie Schlafsäcke und Isomatten für Bedürftige zu spenden. „Man mag als ,Ottonormalbürger‘ meinen, dass es in Kalkar und Umgebung keine Wohnungslosen gibt. Das ist falsch! Sie sind nur aus dem Stadtbild verschwunden. Diese Menschen brauchen gerade jetzt unsere Hilfe“, so schrieb es Bühner-Lankhorst in der Gruppe „Wir sind Kalkarer“. Sie selbst lebt, arbeitet und engagiert sich in der Nicolaistadt. Nicht sozial, sondern auch politisch.

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Was als kleiner Aufruf in den sozialen Medien begann, entwickelte sich zu einer großen Spendenaktion für den Nordkreis Kleve. „Ich habe täglich bis zu 70 Anrufe, fast 500 Euro Bargeld- und unzählige Sachspenden erhalten“, freut sich Manuela Bühner-Lankhorst. Wie viele warme Jacken, Winterstiefel und Schlafsäcke es genau sind, kann sie gar nicht sagen – Zeit zum Zählen bleibt ihr bei der Menge nicht. Fest steht: Drei Garagen und zwei Büros stehen voller Kartons und Kisten. „Dazu hatte ich viele nette Gespräche. Die Menschen sind sensibilisiert, wollen wissen, wie es um die Thematik ,Obdachlosigkeit im Kreis Kleve‘ bestellt ist und wie sie helfen können“, sagt Bühner-Lankhorst. Auch Rita Fergen, Fachbereichsleiterin Soziale Hilfen, sagt: „Die Hilfsbereitschaft und das Interesse der Menschen im Kreis ist beeindruckend und zeigt uns, wie wichtig es ist, auf die Not von Menschen aufmerksam zu machen.“ Rainer Borsch, Vorstand Caritasverband Kleve, ergänzt: „Frau Bühner-Lankhorst hat mit ihrem Aufruf viele Menschen angesprochen. Eine ganz tolle Aktion.“

Einer, der auf die Aktion aufmerksam geworden ist, ist Alexander Rades. Der Geschäftsführer des Reeser Metallbaubetriebes rapa GmbH hat dem Klever Caritasverband insgesamt 70 Schlafsäcke gespendet. „Ich habe auf Facebook von der Aktion erfahren und daraufhin Kontakt mit Manuela Bühner-Lankhorst aufgenommen“, sagt Alexander Rades. Für ihn sei das Thema Obdachlosigkeit bisher nicht präsent gewesen, umso mehr möchte er nun darüber wissen. „Irgendwie sind wir doch alle blind unterwegs“, sagt Rades, der sich in der Region engagiert und auch in der E-Commerce-Szene unterwegs ist. Diese habe ihm auch bei der schnellen Beschaffung der Schlagsäcke geholfen. Nach nur zwei Tagen konnte er die große Sachspende im Caritas-Büro in Kalkar übergeben.

Manuela Bühner-Lankhorst verteilt die Sachspenden in Kleve, Kalkar, Emmerich am Rhein, Rees und Goch. „Ich gehe auf die Straße und versuche, mit den Bedürftigen ins Gespräch zu kommen. Vielleicht kann ich den einen oder anderen auch in entsprechende Hilfsangebote vermitteln“, sagt die Sozialarbeiterin. Aufsuchende Hilfe nennt sich dies. Zudem wird sie den Großteil der Geldspenden in Lebensmittelgutscheine umwandeln und ebenfalls verteilen. „Alles, was übrigbleibt oder nicht für Obdachlose geeignet ist, wird weitervermittelt“, berichtet Bühner-Lankhorst. Mit dem Kontaktcafé des Caritasverbandes Kleve, der Klosterpforte in Kleve, Goch hilft, dem Petrusheim in Weeze, Haus Dondert in Kevelaer sowie den Ordnungsbehörden und den Kleiderkammern der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden stehe sie im Austausch.

Sachspenden hat Manuela Bühner-Lankhorst in den vergangenen Tagen zu genüge bekommen. Wer ihre Aktion weiterhin unterstützen möchte, kann dies in Form einer Geldspende machen. Der Caritasverband Kleve hat dazu ein Spendenkonto eingerichtet. Infos unter www.caritas-kleve.de

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