Kreativ gestaltete Urnen erinnern an persönliche Vorlieben

Künstlerin Heidi Perc malt auf Wunsch persönliche Motive auf die Gefäße

XANTEN. Ein Bild vom treuen vierbeinigen Wegbegleiter auf der Urne – oder vom Sonnenuntergang am Meer, wie der Tote ihn geliebt hat. Warum eigentlich nicht? Schon sehr früh haben Hinterbliebene persönliche Gegenstände im Sarg deponiert, um aus dem anonymen Leichnam eine individuelle Persönlichkeit zu machen. Die Künstlerin Heidi Perc aus Xanten bemalt auf Wunsch Urnen.

Bemalte Urnen – gestaltet von der Künstlerin Heidi Perc
NN-Foto: Theo Leie

Als ihre „Versuchsexemplare“ so auf ihrem Küchentisch standen, fragten Besucher: „Ist es das, wofür ich es halte?“. Ja, es ist – und es begannen Gespräche, die den Besuchern nach anfänglicher Hemmschwelle Zustimmung entlockten.
Für viele ist der Tod ein Tabuthema, obwohl jeder weiß, dass sein Leben endlich ist. So bleiben oftmals Wünsche übers Sterben oder über die Beisetzung unausgesprochen. Vorsorgevollmachten können helfen, zu Lebzeiten zu regeln, wie der Ablauf zum Lebensende gestaltet werden soll. Frühzeitig kann man auch festlegen, wie die Zurückbleibenden mit dem Leichnam verfahren sollen. Für Heidi Perc ist ein lockerer Umgang mit dem Thema wichtig. „Für den Fall wissen die Hinterbliebenen, wie die Umsetzung sein soll. Der Sterbende kann das Leben auf diese Weise quasi aufgeräumt verlassen.“ sieht sie Vorteile, sich bei klarem Verstand damit zu befassen.

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Sterben und Tod sind oftmals ein Tabuthema

Von älteren Mitmenschen weiß sie „Viele sagen, mit wem soll ich mich darüber unterhalten. Die eigenen Kinder wollen das nicht hören.“
Dabei hat sie im Elisabeth-Heim in Xanten ganz andere Erfahrungen gemacht. Sie berichtet: „Ich habe dort mit über 90-Jährigen Kreativkurse gemacht. Dort hieß es häufig, wenn wir nicht mehr wissen, was wir bemalen können, nehmen wir einen Sarg.“ Die alten Leute hatten keine Berührungsängste, konnten sich von Emotionen befreien, wussten, dass sie sterben müssen. Nur ihre engsten Angehörigen wollten das nicht zulassen. So die Erfahrung von Heidi Perc. Als sie im Fernsehen sah, dass eine Künstlerin eine Urne bemalte, um damit einen Wunsch zu erfüllen, griff sie diese Idee auf.
Sie fertigte drei unterschiedliche an: Delfine, Figuren mit Lufballons und Rotkehlchen zieren die Urnen. „Wenn ich sie zeige ernte ich Zustimmung und viele finden ihr Lieblingsmotiv“, machte Heid Perc erste Erfahrungen und bietet an, jedes Motiv (außer Personenportäts) zu malen.

Ein sehr persönlicher Abschied

In Jan Kempkes hat sie einen Bestatter gefunden, der dieses Angebot gerne seinen Kunden weitergibt. „Es kommt gut an. Die Menschen mögen diese persönliche Gestaltung“, betont er. Überhaupt stellt der Xantener fest, dass die Menschen beim Abschied nehmen Wert auf individuelles Eingehen auf die verstorbene Persönlichkeit legen. „Wir bieten auch einen Sarg mit einem Briefkasten an. Die Trauernden werden aufgeforder, ihre Gefühle schriftlich zu formulieren und diese Worte mit zu geben. Diese Art der Trauerbewältigung tut den Menschen gut. Sie können noch einmal ausdrücken, was sie vielleicht nicht mehr sagen konnten“, stellt Kempkes eine besondere Art des Abschiednehmens vor.

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