Heribert Hölz hätte nicht gedacht, dass aus seiner „Zettelwirtschaft“ einmal ein Buch werden würde. NN-Foto: CDS

NIEDERRHEIN. Begonnen hat vor knapp zehn Jahren alles mit vielen kleinen Zetteln. Immer wenn Heribert Hölz nicht schlafen konnte, hat er das, was ihn bewegte, aufgeschrieben. Aber nicht einfach nur so, sondern in Reimform. Die Zettel wanderten in Schubladen und Fächer, da wo gerade Platz war. Dort schlummerten sie eine lange Zeit, bis Hölz endlich einmal „klar Schiff machen“ wollte.

Dabei las er sich das eine oder andere erneut durch und schrieb es anschließend ins Reine. „Ich dachte mir, das ist zu schade zum Wegwerfen“, erzählt Hölz, der am Niederrhein als Gründer der Bos­nienhilfe vielen Menschen bekannt sein dürfte. Das sah sein Verlag, mit dem er Kontakt aufgenommen hatte, genauso: „Da machen wir was draus“, lautete die Antwort.

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“Zu schade zum Wegwerfen”

Nun, ein Jahr später, ist es fertig, das Buch mit dem Titel „Gelebtes Leben – Auto­biografisches in heiteren Reimen und Versen.“ Der thematische Bogen ist auf 138 Seiten weit gespannt: Kirche, Ökumene, Fußball, Schule, runde Geburtstage und natürlich Bos­nienhilfe, aber auch ernstere Texte über die Endlichkeit des Lebens zeichnen das Bild eines Menschen, der wirklich viel erzählen kann. „Es ist ein sehr persönliches Buch geworden“, bekennt Heribert Hölz.

Für ihn spiegelt gerade das moderne christliche Lied „Ins Wasser fällt ein Stein“ seine Arbeit für die Bosnienhilfe wider: „Vor allen Dingen die dritte Strophe, das kann ich gar nicht besser ausdrücken, als dieses Lied es tut!“ Da ist es nur folgerichtig, dass mit diesem Kapitel das Buch endet. Denn obwohl schon lange im Ruhestand, engagiert sich Hölz unermüdlich für die Menschen, denen die Folgen des Balkankrieges auch heute noch in schwerster Form zu schaffen machen. „Die Bosnienhilfe ist immer noch wichtig“, weiß Hölz, „auch 30 Jahre später.“ Dass seine Arbeit indes weite Kreise zieht, erlebt Heribert Hölz immer wieder. Da wäre die Ärztin, die an einer Klinik im Harz arbeitet und ihn wegen einer geplanten Kooperation mit einem Krankenhaus in Bosnien nach Informationen über Land und Leute fragt – die Internet-Suche hatte seinen Namen „ausgepuckt“. Oder der junge Mann aus München, der seine Wurzeln am Niederrhein hat und das „Schaf-Projekt“ (die NN berichteten mehrfach darüber) unterstützen möchte. Nach einem kurzen Telefonat kam die Spende für drei Schafe.

Organisatorisches Geschick war gefragt, als eine Frau aus Kaarst der bosnischen Pflegekraft ihres Mannes helfen wollte. Diese war nach der Rückkehr in ihre Heimat schwer erkrankt und konnte die teuren Medikamente nicht selber zahlen. Dank der Kontakte von Hölz konnte ihr innerhalb kürzester Zeit eine Spende der Bosnienhilfe übergeben werden. Aus Marburg ereichte ihn schließlich die Mail eines Bosniers, der sich einmal im Namen seiner Landsleute für die Arbeit, die Heribert Hölz leistet, bedanken wollte. „Phänomenal“ sei das, was Hölz leiste. Dabei will Heribert Hölz, dem in Bosnien vor einigen Jahren schon ein Denkmal errichtet wurde, gar nicht im Vordergrund stehen; sein Einsatz galt und gilt den Ärmsten der Armen, die immer noch eine Stimme brauchen. Eine Tageszeitung habe einmal über ihn getitelt „Keiner nervt so sympathisch wie er“ – das bringe es auf den Punkt, so Hölz. Aktuell fallen coronabedingt natürlich Reisen nach Bosnien aus, aber Hölz hat eine Möglichkeit gefunden, dass die Spenden trotzdem zu 100 Prozent vor Ort ankommen.

Denkmal für die Mutter

Nach „Von Lebertran bis Slivovic“ ist „Gelebtes Leben“ das zweite Buch von Heribert Hölz. Es ist für 14,95 Euro im Buchhandel erhältlich, ein Euro davon geht an die Bosnienhilfe. Mit seinem ersten Buch habe er der Mutter ein Denkmal gesetzt, die in der Nachkriegszeit ihre Kinder allein großziehen musste; der Vater war im Krieg gefallen, so Hölz. Diese Erinnerungen an sein Leben sind übrigens schon in der zweiten Auflage erschienen. Der ausgefüllte und erfüllte Alltag eines Menschen, der sich für andere einsetzt ist es, der sich in jeder Zeile von „Gelebtes Leben“ ausdrückt.

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