NIEDERRHEIN. Das Jahr 2020 haben sich viele anders vorgestellt, auch der Berufskünstler Christian Behrens. Für ihn wäre es sicherlich besser gewesen, wie gewohnt auftreten zu können. Aber dennoch brachte Corona ihn dazu, ein anderes Projekt umzusetzen, was 2021 viele Menschen erfreuen wird. „Im Himmel überm Niederrhein. Höhenflüge über die ‚Kleinen Welten‘“ heißt sein neuer Kalender. Die Luftbilder darauf sind wahre Glückstreffer und zeigen die Heimat aus Perspektiven, die man für gewöhnlich selbst nicht einnehmen kann.

Der künstlerische Ursprung des 51-jährigen Rheinhauseners liegt in der Makrofotografie und der Beobachtung der kleinen Dinge. Man könnte auch sagen, der kleinen Welten, denn die haben es ihm seit jeher angetan. „Ich war immer hinter den Käfern, Molchen, Kröten und Fröschen her“, sagt Behrens. Schon seit seiner Kindheit schoss er Fotos von ihnen, damals noch mit Kompaktkameras mit Negativfilmen.

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Kleine welten
Christian Behrens ist Künstler durch und durch. Foto: privat

„Von meinem Abiturgeld habe ich mir meine erste Spiegelreflexkamera gekauft“, erzählt er. Sogar an das Modell erinnert er sich. Für das gekaufte Makroobjektiv entschied er sich aus dem Wunsch heraus, die kleinen Tiere zu fotografieren. „Das war aber kein Objektiv, mit dem man weit wegbleiben konnte. Man musste ganz nah heran. Das gehörte zum Günstigeren, mehr konnte ich mir nicht leisten“, erzählt er, gefolgt von einem herzhaften Lachen. Zu dieser Zeit fotografierte er dann auch einige Kirchen. Durch den Kontakt zu einem Verlag in Stuttgart konnte er sogar ein paar Bilder verkaufen und bekam gleich noch wertvolle Ratschläge obendrauf.

Als Nebenprodukte dieses Objektivs waren auf den Fotos immer Ausschnitte zu sehen, darunter solche von Landschaften. „Und daraus sind dann die „Kleinen Welten“ geworden“, sagt er. Ein Begriff, der ihn in seiner Künstlerkarriere bis heute begleitet. Das ist nämlich auch der Titel des niederrheinischen Kleinkunsttheaters, das er mit seinem Kindheitsfreund Dr. Thomas Hunsmann gegründet hat.

Luftiger Kalender über kleine Welten

Was Fotomotive angeht, sind mittlerweile – wenn auch eher selten – Architektur und Menschen dabei, gerne mal sein einjähriger Sohn Maximilian. Aber auch heute hat er vor allem einen Hang zu kleinen Dingen: Vögeln, Schmetterlingen, Käfern und Landschaften. Die Luftfotos des Kalenders zeigen Behrens Blick von Weitem auf die kleinen Welten, in diesem Fall oft die Ausschnitte einer größeren Landschaft.

Nicht nur die Idee zum Kalender, auch die nötigen Kontakte für die Umsetzung lieferte Behrens‘ Nachbar Uwe Grunwald. Dieser war früher in der Druckbranche tätig. Während des ideenbringenden Gesprächs kamen sie auf einen Freund und Musikerkollegen von Behrens zu sprechen: Volker Kuinke. Der Sieger des Gordon-Bennett-Rennens und damit ehemaliger Weltmeister im Ballonfahren nahm Behrens schon oft im Gasballon mit auf eine Reise über den niederrheinischen Himmel. So stand auch das Thema des Kalenders schnell fest.

„Das Schöne ist, man muss heute nicht mehr 1.000 bis 3.000 Kalender drucken, damit es sich überhaupt lohnt“, sagt Behrens. Für seinen aktuellen Kalender konnte er dank des Digitaldrucks zunächst 150 Exemplare drucken lassen und das Risiko so kleinhalten. Zu Behrens großer Freude sponsorte die Sparkasse am Niederrhein diesen ersten Druck sogar. „Das war für mich Gold wert, da durch die Ausfälle der Auftritte nichts reinkommt.“

Über die große Nachfrage ist Behrens hörbar glücklich. Die 150 Exemplare des ersten Drucks waren schnell vergriffen, mittlerweile ist schon der dritte auf dem Markt.

Richtige Glückstreffer

Ein gutes Dutzend der bei den Ballonfahrten entstandenen und über die Jahre angesammelten Bilder hat Behrens schließlich verwendet. Darunter ein herzförmiger See, Winterlandschaften, Zugvögel am Himmel und der Düsseldorfer Flughafen bei Nacht. Aktuellen Bezug bietet der Kalender obendrein: „Die Ballonbilder passen wunderbar zu den Themen Corona und Abstand halten“, erläutert Behrens die Idee. „Man kann auch etwas Gutes aus dem Abstandhalten machen. Es gibt Dinge, die mit Abstand betrachtet erst richtig schön sind.“ Denn oft könne man es gar nicht erkennen, wenn man davorstehe.

Die Gasballon-Fahrten waren für Behrens immer ein Highlight. „Das Schöne am Gasballon ist, man kann viele Stunden lautlos fahren. Man hat wunderschöne Eindrücke von da oben.“ Das beweisen auch seine Bilder: „Und ich habe nicht einmal immer die professionellste Ausrüstung mitgehabt.“

Behrens weiß, dass Glück bei solchen Fotografien ebenso eine wichtige Rolle spielt. Und Glück hatte er – neben einem guten Auge, versteht sich. Beides zeigen nicht nur die Bilder, sondern auch die besonderen Momente dahinter. Etwa beim Düsseldorfer Flughafen bei Nacht, als wegen des Flugverbots keine Flugzeuge starten durften. Damals musste Behrens die Kamera – entsprechend dem Stand der Technik – sehr ruhig halten. „Es war windstill und alle mussten die Luft anhalten. Das Bild war damals so einzigartig, dass mir das Flughafenmagazin dieses Motiv abgekauft hat.“

Bilder wie diese kann man kaum innerhalb eines Jahres sammeln, wie Behrens erklärt. Sicher, schöne Bilder könne man zusammenbekommen, aber so richtige Glückstreffer wie im Kalender kämen doch eher nur über mehrere Jahre zusammen, zumal es immer wieder andere Routen seien. „In der Naturfotografie kann man nichts bestellen, es ist immer ein Abenteuer. Und oft kommt man mit einem Schatz nach Hause.“

Künstler durch und durch

Neben der Fotografie hat Behrens immer schon geschrieben, damals etwa in einem Autorenkreis in Neukirchen-Vluyn. Als Schüler versuchte er sich irgendwann mit seinem Kindheitsfreund Hunsmann an der Musik, wobei Behrens die Texte schrieb. „Wir haben zuerst ein Trinklied geschrieben“, erzählt er mit einem Lachen. „Dann haben wir angefangen, ein kleines Programm zusammenzustricken.“

Auf Geburtstagen oder für die Eltern brachten sie dann und wann etwas vor. Der damalige Kulturbeauftragte in Neukirchen-Vluyn holte sie im Sommer 1996 schließlich auf die Bühne. „Wir dachten, da sitzen vielleicht 30 oder 40 Leute. Da war die Bude aber mit 80 oder 90 Leuten voll und in der ersten Reihe saßen Pressevertreter. Wir standen zitternd auf der Bühne“, erinnert sich Behrens. Der Abend war dann aber unerwartet schön, die Mischung aus Texten, Lieder und Bildern – mal poetisch, mal witzig – schlug ein.

Es folgten viele weitere Auftritte am Niederrhein. Das Kleinkunsttheater „Kleine Welten“ war geboren. In 2021 feiert es sein 25-jähriges Jubiläum. Eigentlich sollte nun auch die Zahl der bisher 19 Bühnenprogramme aufgerundet werden. Corona verhindert das zwar vorerst, Trost spendet aber immerhin neben dem Kalender eine neue Weihnachts-CD.

Den Kalender gibt es für 25 Euro an verschiedenen Stellen im Handel: in Geldern bei Bücher Keuck, Issumer Straße 15; beim Bücherkoffer Derrix, Issumer Straße 63; in Kleve in der Buchhandlung Hintzen, Hagsche Straße 46-48. Auch über Behrens gibt es ihn, entweder per Mail an cb@kleinewelten.de, über Facebook (Christian Behrens) oder unter Telefon 0178/8204592. Weitere Informationen finden sich unter www.kleinewelten.de.

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