Hubert Lemken, Johannes Spronk und Bernd Hesseling (vl) freuen sich über die erfolgreiche Zusammenarbeit in Sachen Kartoffeln. NN-Foto: CDS

KREIS KLEVE. „Blaue Anneliese“, „Heidemarie“ und „Heiderot“ – die meisten Menschen dürften mit diesen Namen erst einmal nichts anfangen können. Das soll sich ändern, findet der Verein Landschaftspflege im Kreis Kleve (likk e. V.), denn dabei geht es um alte Kartoffelsorten.

Gemeinsam mit Landwirt Johannes Spronk aus Asperden und dem Bauernmarkt Lindchen in Keppeln als Vertriebs­partner hat der likk ein Projekt auf die Beine gestellt, das den Verbrauchern die Kartoffel-Vielfalt nahebringen soll, die aus dem Alltag so gut wie verschwunden ist. „Wir definieren uns über das Tun und das Anpacken“, unterstreicht der likk-Vorsitzende Hubert Lemken, „schon vor 20 Jahren haben wir uns um alte Obst- und Gemüsesorten gekümmert. “

-Anzeige-

4.000 Kartoffelsorten

Es gebe um die 4.000 Kartoffelsorten auf der Welt, der Markt habe sich aber auf einige wenige spezialisiert. „Wenn die alten Sorten verschwinden, verlieren wir damit auch wertvolle Genressourcen, die man für eine Neuzüchtung vielleicht einmal braucht“, zeigt sich Lemken über diese Entwicklung besorgt. Natürlich könne man keine 4.000 Sorten anbauen, deshalb sei die Wahl auf die drei oben genannten gefallen. „Bei unseren Jungpflanzen-Tauschbörsen haben uns immer wieder Besucher angesprochen, die keinen eigenen Garten für den Anbau haben, aber trotzdem gerne die alten Kartoffelsorten probieren wollten“, schildert Lemken die Anfänge des Projekts.

Mit Johannes Spronk, der seinen Betrieb in Asperden seit 34 Jahren führt und vor 20 Jahren auf biologischen Anbau und ökologische Schweinemast umgestellt hat, war schnell ein Landwirt gefunden, der das unterstützen wollte. „Zusammen mit dem likk haben wir auf einem halben Hektar die drei Sorten angebaut“, erzählt Spronk. Acht Tonnen pro Sorte sind dabei herausgekommen. Da die Anbaufläche auf der Asperheide für eine Bewässerung mit der Wasserkanone zu klein war, wich Spronk auf Tröpfchenbewässerung aus – aus ökologischer Sicht sogar noch besser für die Umwelt.

Mit ihren ungewöhnlichen Farben sind die alten Kartoffelsorten echte Hingucker auf dem Teller. NN-Foto: CDS

„Einer hatte die Idee, einer hat es gemacht, jetzt müssen die Kartoffeln nur noch zum Verbraucher gelangen“ – so könnte man es auf den Punkt bringen. Und hier kommt der Bauernmarkt Lindchen ins Spiel. In 2,5 Kilo-Tüten, denen auch ein Info-Flyer des likk beiliegt, werden „Blaue Anneliese“, „Heidemarie“ und „Heiderot“ ab sofort verkauft. „Damit tun wir mehr für Natur und Umwelt, als jede Regel, die auf die Bauern einprasselt“, sagt Bernd Hesseling, „wir sollten stolz auf unsere Bauern und Produzenten sein“, und er ergänzt: „das haben wir im Miteiander geschafft.“

Das Projekt wird vom Bauernmarkt zusätzlich dadurch unterstützt, dass pro verkaufter Tüte ein Euro an den likk fließt. Der Verein will den Erlös für den Erhalt alter Apfelsorten am Niederrhein vewenden – nach dem Motto „Erdäpfel kaufen – regionale Apfelsorten erhalten.“ Der vierte Mann sei jetzt der Verbraucher, der diese Kartoffeln kaufe und daheim zubereite, so die drei Partner. Rezeptideen gibt es beim Lindchen gratis dazu. Mit ihren verschiedenen Aromen seien die Kartoffeln zudem etwas ganz besonderes, so Hubert Lemken: „Die blaue Kartoffel ist der Knaller, ein fliederfarbenes Kartoffelpüree oder eine blaue Kartoffelsuppe – man kann ein tolles Menü daraus zaubern.“ Vor allem sei die blaue Sorte auch reich an Antioxidantien, betont Johannes Spronk. Vielleicht noch etwas ungewohnt für die Verbraucher: Die Kartoffeln kommen ungewaschen in die Tüte, denn die Erde an der Schale sorgt dafür, dass sie länger haltbar bleiben.

Ist das Projekt erfolgreich, soll eine Wiederholung im kommenden Jahr nicht ausgeschlossen sein: „Wir haben den ersten Stein geworfen“, so Hesseling, „jetzt muss das Echo kommen“, ergänzt Johannes Spronk. Wer sich für die Arbeit des likk und eine Mitgliedschaft im Verein interessiert, der kann sich unter www.likk.eu informieren.

Vorheriger ArtikelWunschbaumaktion
Nächster ArtikelDie Verfolger