Das Gelderner Orga-Team für die Kontaktnachverfolgung (v.l.): Gabi Voß, André Theunissen, Julian Schmidt und Johannes Dercks. Fotos: Stadt Geldern

GELDERN. Bei der Corona-Bekämpfung spielt die Kontaktnachverfolgung eine ganz entscheidende Rolle. „Je schneller wir die Infektionsketten unterbrechen können, desto eher können wir ein dynamisches Infektionsgeschehen in Geldern vermeiden“, sagt Gelderns Ordnungsamtsleiter Johannes Dercks. Seit Sommer nimmt die Stadt Geldern die Kontaktnachverfolgung in Geldern wahr – und entlastet so das Gesundheitsamt des Kreises Kleve.

So läuft die Kontaktnachverfolgung konkret ab: 35 Kollegen aus unterschiedlichen Ämtern der Stadtverwaltung gehören mittlerweile zum Kontaktnachverfolgungs-Team der Stadt Geldern. Das Team wurde zuletzt aufgrund der dynamischen Corona-Entwicklung noch einmal aufgestockt. Sieben Tage pro Woche sind die „Kontaktnachverfolger“ im Einsatz, also auch samstags und sonntags. Mindestens zwei Mitarbeitende sind pro Tag immer fest eingeteilt, um die neuen Fälle zu bearbeiten. Zwei weitere stehen auf Abruf bereit. Das Team des Ordnungsamts koordiniert und organisiert den Einsatz der „Kontaktnachverfolger“. „Je nach aktueller Lage stocken wird auf, um auf die eingehenden Fallzahlen schnell reagieren zu können.“, sagt Julian Schmidt vom Ordnungsamt.

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Zusammen mit André Theunissen, Gabriele Voß und Johannes Dercks bildet er das Orga-Team der Kontaktnachverfolgung. Sie koordinieren nicht nur die Einsätze der, sondern schulen regelmäßig auch neue Kolleg/innen und führen interne Fortbildungen durch. Wie lange die Einsatzzeiten pro Tag dauern, hängt davon ab, wie viele Fälle reinkommen. „Je nach Höhe der Fallzahlen erfolgt die Bearbeitung bis spät in den Abend.“, berichtet Schmidt. „Wir spüren eine große Bereitschaft bei den Kollegen, die wirklich einen tollen Job machen“, sagt Johannes Dercks.

So läuft die Kontaktnachverfolgung konkret ab

Das Gesundheitsamt des Kreises Kleve bekommt die Mitteilung, dass eine Person positiv getestet wurde. Kommt die Person aus Geldern, „bekommen wir per Mail die Info vom Kreis, dass es eine neue sogenannte ,Indexperson´ in Geldern gibt. Gegebenenfalls sind in dieser Mail die Kontaktpersonen bereits aufgeführt, andernfalls müssen diese erfragt werden. Sofort nimmt das Gelderner Kontaktnachverfolgungsteam seine Arbeit auf. „Innerhalb von 15 Minuten verteile ich den Fall intern, damit die Kontaktnachverfolgung beginnen kann“, erzählt Julian Schmidt. Ein Mitarbeiter der Stadt Geldern kontaktiert nun die positiv getestete Person. „Sie kriegen dann einen Vordruck vom Ordnungsamt geschickt, in dem sie eintragen müssen, mit wem sie 48 Stunden vor der Testung oder Symptombeginn Kontakt hatten“, berichtet Schmidt. In dem Vordruck steht genau drin, welche Personen angegeben werden müssen. Entscheidend sind nämlich die sogenannten Katergorie-1-Personen (Kat1-Person), also zum Beispiel Personen, zu denen ein besonders enger Kontakt bestand (zum Beispiel Haushaltsangehörige). Wenn die positiv getestete Person den Kontaktbogen ausgefüllt hat (mit Namen, Adressen und Telefonnummern der Kontaktpersonen), werden die Personen aus Geldern der Reihe nach von den Kontaktnachverfolgern angerufen. Stehen auf der Kontaktliste Personen außerhalb Gelderns, leiten die Gelderner Kontaktnachverfolger diese an den Kreis Kleve weiter, der anschließend die zuständigen Kommunen oder Kreise informiert.

Christiane Kenter ist eine der 35 Verwaltungsmitarbeitenden, die zum Team der Kontaktnachverfolger gehört.

„Am Telefon fragen wir natürlich nochmal genau nach, wie intensiv der Kontakt war, ob die Personen während des Kontakts mit der ,Indexperson´ Abstand gehalten, Maske getragen oder gelüftet haben“, sagt Schmidt. Ist die Person als Kat1-Person einzustufen, sprechen die Kontaktnachverfolger die 14-tägige Quarantäne aus. „Kontaktpersonen, die nicht als Kat1-Personen einzustufen sind, weisen wir aber auch immer noch einmal darauf hin, falls bei ihnen Symptome auftreten, sofort den Hausarzt zu informieren, sich testen zu lassen und das Ordnungsamt und das Gesundheitsamt zu informieren.“, erzählt Julian Schmidt. „Hier erfolgt eine detaillierte Befragung der Betroffenen“, sagt Ordnungsamtsleiter Johannes Dercks. „Schließlich schicken wir die Kat1-Personen 14 Tage in Quarantäne, das ist ein schwerer Eingriff in die Grundrechte.“ Tauchen deshalb zum Beispiel spezielle (medizinische) Fragen auf, wird auch nochmal mit dem Gesundheitsamt des Kreises Rücksprache gehalten.

Alle „Indexpersonen“ und Kat1-Personen werden in einer Datenbank des Kreises Kleve erfasst. Hinterlegt sind dort unter anderem das Testergebnis, die Quarantäne-Dauer oder Infos zur speziellen Fall-Konstellation (zum Beispiel sensible Bereiche wie Kitas, Schulen oder Pflegeeinrichtungen betroffen). Die Quarantäne endet 14 Tage nach dem letzten Kontakt der Kat1-Person zur „Indexperson“. „Allerdings nur, wenn die Person 48 Stunden vorher symptomfrei ist“, erklärt Schmidt.

Erfahrungen der Kontaktnachverfolger

„Es gibt selten Listen, auf denen die relevanten Infos fehlen“, sagt Julian Schmidt. „Es ist eher so, dass mehr Personen angegeben werden, die gar nicht alle Kat1-Personen sind.“ Was ebenfalls auffalle und aus seiner Sicht positiv zu bewerten sei: „Die Personen informieren sich in der Regel untereinander“, sagt er. Die meisten Kontaktpersonen wüssten schon Bescheid, bevor sich die Kontaktnachverfolger bei ihnen melden. „Insbesondere im privaten Umfeld, da sind nahezu alle Personen vorher schon informiert.“ In den allermeisten Fällen treffen die Kontaktnachverfolger auch auf Verständnis, wenn sie eine 14-tägige Quarantäne aussprechen müssten. „Die Fälle, bei denen man auf Unverständnis trifft, sind eher selten“, merkt Johannes Dercks an. Was im Moment zudem auffällig sei und Sorgen bereite: „Viele Personen wissen wirklich nicht, wo sie sich infiziert haben“, berichtet Julian Schmidt. „Trotz des Lockdowns, in dem die meisten Menschen ja viel weniger soziale Kontakte haben.“

Vorteile der Kontaktnachverfolgung durch die Stadt Geldern

Johannes Dercks sieht viele Vorteile darin, dass die Kontaktnachverfolgung in Geldern von der Stadt Geldern selbst wahrgenommen wird. „Denn wir haben einfach die Ortskenntnis in Geldern und den Ortschaften“, sagt Dercks.

 

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