Zum Schutz von Patienten und Mitarbeitern: In den meisten Krankenhäusern sind Besucher zurzeit nicht willkommen. Es gibt nur einige Ausnahmen, etwa für Angehörige von schwerstkranken oder sterbenden Patienten. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

KREIS KLEVE. Bundesweit 21.506 mehr Corona-Infizierte als am Vortag meldete das Robert Koch-Institut gestern Morgen. Auch am Niederrhein steigen seit Tagen die Zahlen: Die 7-Tage-Inzidenz, die der Anzahl der in den letzten sieben Tagen neu gemeldeten Fälle pro 100.000 Einwohner entspricht, lag im Kreis Kleve am gestrigen Freitag bei 133,1, im Nachbarkreis Wesel bei 119,1. Im Kreis Kleve lagen insgesamt 2.243 labordiagnostisch bestätigte Corona-Infektionen seit Beginn der Corona-Pandemie vor, 68 mehr als am Vortag. Die Anzahl der bestätigten Fälle im Kreis Wesel lag bei 2.893. Hier waren es sogar 99 mehr als am Vortag.

Die steigenden Infektionszahlen beschäftigen natürlich auch die Krankenhäuser in der Region. Christian Weßels, Sprecher des Katholischen Karl-Leisner-Klinikums, kann aber beruhigen: „Unsere Hausaufgaben haben wir gemacht. Auf steigende Patientenzahlen sind wir bestmöglich vorbereitet.“ Es seien ausreichend Behandlungskapazitäten vorhanden – auch auf den Intensivstationen. „Personell sind wir gut aufgestellt, Schutzmaterialien haben wir genug auf Lager“, erklärt Weßels. Wie schon im Frühjahr habe man zudem bereits signalisiert, im Rahmen der Möglichkeiten niederländische Patienten aufzunehmen, wenn das erforderlich sein sollte.

-Anzeige-

Zweite Welle

Angekommen ist die zweite Welle der Corona-Pandemie auch im Südkreis. „Aufgrund der steigenden Fallzahlen haben wir zu Beginn der Woche die Kapazitäten der interdisziplinären Covid-19-Isolierstation ausgeweitet“, erklärt Stefanie Hamm, Sprecherin des Gelderner St. Clemens-Hospitals. Mit Blick auf die steigende Zahl der intensivpflichtigen Patienten stellt sie in Aussicht, dass man bei Bedarf kurzfristig eine zweite Intensivstation in Betrieb nehmen werde. Hamm: „Diese Maßnahmen sind erforderlich, um eine gute und vor allem sichere Versorgung aller Patienten zu gewährleisten.“

Besucherstopp

Aufgrund des deutlich gestiegenen Infektionsgeschehens gilt für die Krankenhäuser in Kleve, Goch, Kevelaer und Geldern derzeit ein Besucherstopp. In Absprache werden Ausnahmegenehmigungen für den Besuch von schwersterkrankten und sterbenden Patienten, bei Kindern und hilfebedürftigen Personen sowie für Begleitpersonen von Gebärenden erteilt. Das St. Nikolaus-Hospital Kalkar ermöglicht als einziges Haus des Katholischen Klinikums weiterhin individuelle Besuchsregelungen. Hamm: „Um unsere Patienten und Mitarbeitenden zu schützen, bitten wir dringend darum, die von der Regierung festgelegten Regeln einzuhalten und soziale Kontakte soweit wie möglich zu meiden. Wir wissen, dass das nicht immer nachvollziehbar ist, weil die Erkrankung für viele Menschen unproblematisch verläuft. Das sind in der Regel die Fälle, die jeder kennt. Im St.-Clemens-Hospital erleben wir die andere Seite. Menschen mit schwersten Symptomen und langwierigen Verläufen sowie – ja, auch das – Patienten, die die Erkrankung nicht überleben. Jeder kann durch verantwortliches Handeln dazu beitragen, diese Fälle so gering wie möglich zu halten.“

Notfall bleibt Notfall

Weßels macht allerdings auch darauf aufmerksam, dass der reguläre Krankenhaus-Betrieb nicht durch die Pandemie beeinträchtigt wird: „Vor allem unsere Notfallmediziner appellieren immer wieder: Bei der Behandlung von Notfällen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall zählt jede Minute!“ Patienten sollten eine dringend erforderliche Behandlung auf keinen Fall aus Sorge um eine Corona-Ansteckung vermeiden. Ebenfalls ohne Einschränkungen gewährleistet sei auch die Behandlung ambulanter und stationärer Patienten des Karl-Leisner-Klinikums. Man müsse sich keine Sorgen machen, so Weßels: „Wir arbeiten nach den höchsten Hygiene- und Sicherheitsstandards.“ Das kann auch Stefanie Hamm unterstreichen: „Geplante Patienten werden bis zu 48 Stunden vor der Aufnahme getestet, sodass das Ergebnis rechtzeitig vorliegt. Bei Patienten, die als Notfall stationär aufgenommen werden, machen wir einen Schnelltest.“

Corona-Tests

Die Kliniksprecher machen noch einmal deutlich, dass Corona-Tests in die Zuständigkeit der kassenärztlichen Versorgung fallen. In diesem Zusammenhang erklärt Weßels: „Die Fieberambulanz des Klinikums hat sich im Frühjahr vor allem in den Wochen der größten Unsicherheit bewährt. Die Kosten für den Betrieb – ein mittlerer sechsstelliger Betrag – hat das Klinikum selbst getragen. Eine Wiederaufnahme des Betriebes ist binnen Tagesfrist möglich, für uns aber nur umsetzbar, wenn die vollständige Übernahme der Kosten, zum Beispiel durch die Kassenärztliche Vereinigung, gewährleistet ist.“ Mit zusätzlichen Kosten sieht sich auch das St. Clemens-Hospital konfrontiert. Und dies nicht nur, weil alle erforderlichen Maßnahmen vollständig zu Lasten des Krankenhauses gingen. Hamm: „Unter Quarantänebedingungen können wir viele Regelbetten nicht belegen, weil das Personal in anderen, personalintensiven Bereichen wie der Isolierstation und der Intensivstation eingesetzt wird. Die Freihaltepauschale, mit der die Regierung in der ersten Welle daraus resultierende Mindereinnahmen zumindest zum Teil ausgeglichen hat, ist ausgelaufen. Wir hoffen sehr, dass die Verantwortlichen auch diesmal wieder eine für alle tragbare Lösung finden.“

Vorheriger ArtikelTelefonanlagen der beiden Kreisverwaltungen überlastet
Nächster ArtikelKrippenausstellung in den Straelener Schaufenstern