GELDERN. Was haben eine Assistentin, ein Bewährungshelfer, ein selbstständiger Bodenverleger, ein Verwaltungsangestellter und ein Techniker für Maschinenbau gemeinsam? Die Liebe zur Musik! Und das ist kein Witz, sondern eine Tatsache. Denn die „Reprophonics“ aus Geldern machen seit 2009 gemeinsam Musik und haben jetzt mit „Phonics-Zeit“ ihre erste, professionell aufgenommene EP herausgebracht. Zünftiger Punk-Rock, der ins Ohr geht.

Manch einer mag sich fragen,  was der Name zu bedeuten hat. Eigentlich ist er ein Wortspiel, aber wie die Band sich verändert und entwickelt hat, kann man das auch über die Interpretation des Namens sagen. Vorweg: „Phonic“ steht für das Tonale und das hat sich nicht geändert, nur verfeinert.

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„Repro“, das stand zunächst für Reproduktion. Denn angefangen haben Kathi Ambroz (Gesang), Marvin Meuter (Gesang, Gitarre), David Gronau (Gitarre), Christof Schneider (Bass) und Daniel Weymans (Schlagzeug) mit Coverversionen von verschiedenen Bands. Anfangs waren es vor allem zwei Lieder von Green Day und Smashing Pumpkins. „Da waren wir vom musikalischen Können meilenweit entfernt“, sagt Weymans mit einem beherzten Lachen. Aber es machte höllischen Spaß, zum ersten Mal etwas als Einheit auf die Proberaum-Bühne zu bringen.

Heute sieht es aber wieder anders aus. Jetzt lässt sich „Repro“ auf das Storytelling beziehen, denn seit 2017 spielt die Band eigene deutschsprachige Lieder. Aber Coverversionen gehören noch immer zum Band-Repertoire. „Wir haben zum Beispiel auch Stücke von Lady Gaga dabei, aber eben auf Rock getrimmt“, sagt Weymans. Oder „Alles nur geklaut“ von den Prinzen.

Themen, die auf der Seele brennen

Für die eigenen Lieder greifen die Reprophonics Themen aus der Vergangenheit auf und reproduziert sie in ihrer Musik. „Themen, die uns längere Zeit auf der Seele brannten“, wie Meuter sagt. Geschichten aus dem Leben, mit denen sich wohl auch die Zuhörer identifizieren können. Da wäre zum Beispiel „Tanz auf Scherben“, ein sehr persönlicher Song, wie Meuter erzählt.  Darin geht es um den einen Aufhänger, der dabei hilft, mit den eigenen Problemen umzugehen und sie zu überwinden. „Was einem Kraft und Halt gibt“, wie Weymans es formuliert. Zu konkret wird die Band dabei ganz bewusst nicht, wie das in der Kunst eben oft ist: „Das kann jeder für sich auslegen, wir haben Interpretationsspielraum gelassen“, erklären Weymans und Meuter.

Für die beiden, ja eigentlich für alle Bandmitglieder, ist es die Musik: „Die Musik ist für uns ein wesentliches Ventil, um dem Alltag zu entfliehen“, erklärt Weymans. Ähnlich ist es in „Zurück“: Es ist eine gedankliche Zeitreise in die Jugend, ein wehmütiger Blick zurück, als alles noch unbeschwert war. „Es ist eine Zeit, die man nicht mehr zurückbekommt“, sagt Meuter.

Merkmale, die gefallen

Hervorstechendes Merkmal ihrer Musik ist das Ohrwurm-Potenzial samt knackiger Gitarren. „Wir möchten Ohrwurm-Produzenten sein“, sagt Meuter. „Beat und Melodie“ ist ein Beleg für diesen Anspruch.

Aber auch der klare, melodische und zweistimmige Gesang gehört zu den Erkennungsmerkmalen. Das alles passt gut zum Stil der Band. Den umschreibt Meuter mit „Rock-Pop bis Punk-Pop“. Der heutige Stil der Band ist aber auch ein Kompromiss der Geschmäcker der Band-Mitglieder. „Man muss sich irgendwo in der Mitte treffen“, sagt Meuter unter Zustimmung von Weymans.

Ein glücklicher Zufall für die Reprophonics

Gefunden hat sich die Band aus dem erweiterten Freundes- und Bekanntenkreis. Bis 2012 sang Ambroz zudem ausschließlich alleine, Meuter kam als Sänger eher zufällig dazu. „Ich hatte vorher nur unter der Dusche gesungen“, wie er zugibt. „Kathi hat ein Duett vorgeschlagen und so habe ich mich überhaupt erst getraut, vor den anderen zu singen. Es schien allen zu gefallen und so haben wir nach und nach zweistimmig herumexperimentiert.“

Auch wenn Meuters gesangliche Leistung durch anfängliche Nervosität und Zurückhaltung gehemmt war, klappte es schließlich. „Da waren wir baff“, sagt Weymans.  „Das hat uns – gerade für Coversongs – eine Menge Türen geöffnet“, ergänzt er mit hörbarer Zufriedenheit. Dasselbe gelte für die zweite Gitarre, denn seit 2015 sind die „Reprophonics“ zu fünft unterwegs. „Damit kann man ein viel breiteres Spektrum abdecken.“

Und wie alle Bands werden auch die „Reprophonics“ von anderen Musikern beeinflusst und inspiriert: So finden sich beispielsweise Broilers, Volbeat oder Green Day mal mehr, mal weniger stark in ihrer Musik wieder.

Beste Band im Westen

Auch wenn Corona die Band in letzter Zeit über weite Strecken lahmgelegt hat, konnten sich die Musiker vor kurzem über ein besonderes Highlight der Bandgeschichte freuen: den Sieg bei „Beste Band im Westen“, einem Bandwettbewerb des WDR2. Dass die Mehrheit der Zuhörer für sie gestimmt hat, zeigt, dass ihre Musik auf offene Ohren trifft. Und auch weiterhin treffen wird, dank der gewonnenen Sendezeit.

Weniger schön ist allerdings, dass ein großer Auftritt auf der großen Bühne des Straelener Stadtfests pandemiebedingt ins Wasser fallen musste – vorerst zumindest. Den Auftritt verdiente sich die Band, indem sie die meisten Tickets für Straelen-Live verkauft hatte, wo sie selbst schon drei Auftritte hinlegten. „Es ist immer wieder ein Highlight für uns“, sagt Meuter.

In die kollektive Banderinnerung gebrannt hat sich auch ihr erster großen Auftritt – besonders für den Walbecker Weymans. 2016 spielte die Band nämlich auf der Rocknacht des Walbecker Schützenfestes.

Drei der fünf Mitglieder spielten übrigens auch schon auf Rock am Ring – technisch gesehen zumindest: Ein Energydrink-Hersteller baute eine kleine Bühne auf einem Parkplatz auf und stellte die Instrumente. Obwohl alle vom Festival-Alltag mitgenommen waren und es an vielem fehlte, – Gronau bastelte sich einen Gitarrengurt aus Panzertape – war auch das ein Highlight. „Wir waren grottenschlecht, aber wir fanden es mega gut“, sagt Weymans mit einem Lachen. Auch die rund 40 Zuhörer hatten eine gute Zeit. „Die haben uns abgefeiert, als wären wir der Headliner gewesen. Und wir waren noch blau vom Vortag.“

Besonders glücklich zeigt sich die Band darüber, mit Studio Keusgen in Haldern ein Tonstudio für die Aufnahme der EP gefunden zu haben. Für die Zukunft hat die Band auch schon Pläne: Ein paar eigene Songs befinden sich derzeit noch in der Mache, „dann geht es darum, ein ganzes Album aufzunehmen“, sagt Weymans.

Reprophonics hören

Über Musik kann man viel schreiben und lesen, aber selbst reinzuhören ist noch immer am Schönsten. Das geht über den digitalen Weg auf verschiedenen Plattformen: darunter auf Youtube, Soundcloud, Spotify, Amazon Music und Apple Music sowie über Facebook und Instagram. Die EP können Interessierte über die Kontaktangabe im Impressum unter reprophonics.de bestellen. Alternativ reicht auch eine Nachricht über Facebook.

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