Im PAN: Haus als Zuflucht, Grußkarten als Passion

Zwei neue Ausstellungen sind ab dem Wochenende parallel im PAN Kunstforum in Emmerich zu sehen

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PAN-Kuratorin Christiane van Haaren und Restaurator Krzysztof Nast freuen sich auf die Doppelausstellung mit Werken von Janina Musialczyk und Hanna Nast. NN-Foto: MB

EMMERICH. Ein Raum, zwei Ausstellungen – lässt sich das kurz und knapp zusammenfassen, was ab Sonntag, 20. September, im PAN zu sehen ist. Am Samstag, 19. September, wird die Ausstellung „Meins, deins, keins“ mit Werken von Janina Musialczyk um 18 Uhr eröffnet. Parallel zeigt das Emmericher Museum Arbeiten von Hanna Nast unter dem Titel „Die Kunst der kleinen Form“.

Zustande gekommen ist die Doppelausstellung durch die Verbindung von PAN-Kuratorin Christiane van Haaren zu Krzysztof Nast. Er ist Restaurator und tätig bei der Stiftung Museum Schloss Moyland. „Eigentlich sollte sie schon im Juli beginnen, wir mussten sie aber verschieben“, berichtet van Haaren. Aufgrund des zwischenzeitlichen CoronaLockdowns wurde die vorherige Ausstellung „Gartenträume“ bis 15. August verlängert. “Mit großen Erfolg“, freut sich van Haaren. „Nachdem wir wieder öffnen durften, kamen sehr viele Besucher.“

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Die floralen Motive sind nun Werken zweier Künstlerinnen mit polnischen Wurzeln gewichen. Beide möchten allerdings nur als „Künstlerinnen“ tituliert werden möchten, wie van Haaren und Nast betonen. „Sie möchten keinem Land zugeordnet werden.“

Rund 200 Werke aus drei Jahrzehnten

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Das Haus ist ein wiederkehrendes Motiv bei Janina Musialczyk.
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Die rund 200 im PAN ausgestellten Arbeiten von Musialczyk sind über drei Jahrzehnte entstanden und in fünf Werkgruppen unterteilt: Zeichnungen mit Tusche, Bleistift und Buntstift, dann kleinformatige farbige Zeichnungen – spontan während eines Telefonats entstanden und später weiter ausgearbeitet –, Stempelgrafiken, Acrylmalereien sowie vier Bücher, die der Dokumentation einzelner Werkreihen dienen. „Zentrales Motiv und ständiges Hauptthema bei Musialczyk sind Häuser“, erläutert van Haaren. Mal nehmen sie das ganze Bild ein, mal werden sie in kleinem Format von Menschen getragen, mal tragen sie Menschen auf ihren Dächern. Hier spiegelt sich nicht zuletzt Musialczyk eigener Lebensweg wider, die in den 1980er Jahren aus Polen nach Deutschland flüchtete. „Sie symbolisieren den mit der Flucht verbundenen Verlust der Heimat und die fortwährende Suche nach einem Zuhause“, sagt van Haaren, „und sind damit ein sehr aktuelles Thema.“

Zugleich stehe das Haus für Zuflucht, Geborgenheit – Dinge, die Musialczyk nach ihrer Flucht fehlten – und Stätte der Erinnerung. Zweites Hauptthema bei Musialczyk ist die Beziehung zwischen Mann und Frau, abgebildet vor allem in den kleinen Blei- und Buntstiftzeichnung, deren Ursprung Telefonskizzen sind.

Musialczyk in Hamburg “inzwischen angekommen”

Musialczyk lebt mittlerweile in Hamburg und „ist hier inzwischen angekommen“, weiß Krzysztof Nast. Er ist selbst einst Schüler von Musialczyk gewesen und seit vielen Jahren mit ihr befreundet. Widmete sie sich in Polen der kunstdidaktischen und pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, setzt sie diese in Hamburg mit Erwachsenen fort. „Aus ihren Klassen sind einige gute Künstler hervorgegangen“, weiß Nast.

Eröffnung
Die Doppelausstellung wird am Samstag, 19. September, um 18 Uhr im PAN (Agnetenstraße 2) eröffnet und ist bis zum 20. Dezember zu sehen. Weitere Infos unter pan-forum.de.

Die „kleine Form“ taucht im Titel der Ausstellung zu Hanna Nast nicht umsonst auf. „Sie hat etwas sehr Untypisches gemacht“, sagt Krzysztof Nast über seine 2015 verstorbene Mutter. „Sie hat schon während des Studiums der Buchgrafik Grußkarten zu Weihnachten und Ostern angefertigt.“ Diese Nebentätigkeit entwickelten sich schließlich zur großen Passion und nach dem Studium zum Beruf.

Sechs bis acht Weihnachts- und Ostermotive im Jahr

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Postkarten mit Ostermotiven – Beruf und Leidenschaft für Hanna Nast.
NN-Foto: MB

Jedes Jahr entwarf Hanna Nast sechs bis acht neue Weihnachts- und Ostermotive für die ihre Karten. Sie fertigte diese alle in Handarbeit fertigte – rund 200 Stück je Muster. Später kamen auch Karten mit Blumenmustern hinzu. „Sie wurden auf der ganzen Welt verschickt“, erzählt Krzysztof Nast. „Meine Mutter hat beispielsweise auch aus den USA Reaktionen auf ihre Karten erhalten.“

Die Entwicklung der Karten lässt anhand der im PAN ausgestellten Werke sehr gut nachvollziehen. Anfangs schlicht, fertigte Hanna Nast später dreidimensionale Karten, fügte neue Elemente und Materialien hinzu und schaffte es sogar, ganze Geschichten zu erzählen. „Es sind wirklich kleine Kunstwerke“, sagt Christiane van Haaren. Kein Wunder, dass sich die Karten im Laufe der Zeit zu begehrten Sammlerobjekten entwickelten.

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