Integrationsrat
Die Kandidaten wollen sich für Menschen mit Migrationshintergrund einsetzen. NN-Foto: SP

KLEVE. Drei Kontinente, sechs verschiedene Nationen, aber ein gemeinsames Ziel: Mehr gelebte Integration in der Kreisstadt Kleve. Zwölf Klever Bürger kandidieren für die SPD Kleve für den Integrationsrat der Stadt Kleve. „Ich möchte, dass alle Migranten das Gefühl haben dürfen, in Kleve Zuhause zu sein. Dafür möchte ich mich engagieren“, sagt Emine Polat, die auf Listenplatz drei kandidiert. Die zwölf SPD-Mitglieder haben sich deshalb auch für den Wahlspruch „Wir sind Klever!“ auf ihrem eigenen Wahlplakat entschieden, denn sie wollen zeigen, dass sie sich als Klever fühlen.

Dass Ausgrenzung ein Thema sein kann, hat Emina Polat selbst bereits erfahren. „Ich wohne seit meinem zweiten Lebensjahr in Deutschland, weil mein Vater als Gastarbeiter hier rüber kam. 1997 bin ich von Berlin nach Kleve gezogen. Während Berlin bereits eine Multi-Kulti-Stadt war, war Kleve noch sehr ländlich geprägt und nicht so offen für Migranten“, sagt Polat. Obwohl sie gut Deutsch spreche, seien noch immer Vorurteile da, wenngleich sie weniger geworden seien. „Die Situation in Deutschland und auch in Kleve hat sich für Migranten definitiv verbessert, aber es ist auch noch viel zu tun. Die Vergangenheit muss noch weiter aufgearbeitet werden“, meint Polat. Mit ihrer gelungenen Integration möchte die gelernte Krankengeschwester, die heute im Baugewerbe selbstständig ist, anderen Migranten Mut machen und die Situation weiter aktiv verbessern. „Ich wünsche mir, dass nicht mehr das Äußerliche, die Hautfarbe, ein Kopftuch oder die Herkunft zählt, sondern der Mensch.“

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Förderung der Antirassismusarbeit

Den Integrationsrat gibt es seit 2010 in Kleve. Damals hieß er noch Integrationsausschuss. Mit der Kommunalwahl 2015 wurde er in Integrationsrat umbenannt und bekam gleichzeitig mehr Rechte verliehen. Er wird von den Klever Bürgern mit Migrationshintergrund wählt, besteht aus zehn Mitgliedern und setzt sich unter anderem für die Verbesserung der politischen und gesellschaftlichen Beteiligung von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, einer Förderung der natürlichen Mehrsprachigkeit in Kindertagesstätten und Schulen, eine interkulturelle Öffnung der kommunalen Verwaltung, die Förderung der Arbeit von Interkulturellen Zentren und die Förderung der Antidiskriminierungs- und Antirassismusarbeit ein.

„Ich möchte mitwirken, damit ich etwas verändern und verbessern kann. Viele sagen nur, dass etwas schlecht ist, aber ändern nichts. Dabei kann sich jeder – nicht nur Ältere – für etwas einsetzen und dabei helfen, dass sich die Gesellschaft weiterentwickelt“, sagt die 24-jährige Sharkilah Nakakeeto, die auf Listenplatz fünf ebenfalls für die SPD in den Integrationsrat einziehen möchte. Sie möchte mit ihrem Einsatz anderen Jugendlichen Mut machen, sich ebenfalls zu trauen, für etwas einzustehen und sich zu integrieren.

Der Integrationsrat leiste zwar bereits gute Arbeit, „es müsste aber noch sehr viel mehr sein“, sagt Hüseyin Kezer, der den Integrationsrat in den vergangenen fünf Jahren geleitet hat. Es sei in den vergangenen 15 Jahren so viel verpasst worden, was jetzt alles erstmal nach und nach aufgearbeitet werden müsse. Wichtig dabei sei vor allem ein fester Ansprechpartner bei der Stadt Kleve und weiteren öffentlichen Einrichtungen wie dem Jobcenter für Menschen mit Migrationshintergrund.

Vom Integrations- in den Stadtrat

Dass über den Integrationsrat sogar der Weg in die Kommunalpolitik im Rat der Stadt Kleve möglich sein kann, zeigen Kezer und Eunice Papageorgiou. Beide kandidieren für die SPD auch für den Klever Stadtrat. Ihr Ziel ist es, sich auch da für die Integration stark zu machen. „Als ich nach Deutschland kam, war für mich alles neu. Ich musste die Sprache lernen, eine Ausbildung absolvieren und Arbeit finden und mich versuchen zu integrieren. Ich habe aber heute das Gefühl, dass ich zuhause angekommen bin“, sagt Papageorgiou, die heute als Krankenschwester arbeitet.

Um sich künftig noch mehr für die Integration einsetzen zu können, hat die SPD Kleve zusätzlich eine AG Vielfalt und Migration gegründet, die aber losgelöst von der Parteiarbeit agieren soll. „Hier sind alle willkommen, die sich für Integration einsetzen wollen – egal ob Migranten oder nicht“, sagt Josef Gietemann, Vorsitzender der SPD Kleve. Es solle ein intensiver Austausch entstehen, der vielleicht auch einige Anregungen und Tipps zutage bringt, die dann wiederum dem Integrationsrat mit auf den Weg gegeben werden könnten.

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