GOCH. „Gocher History meets Streetart“ – dieses Projekt, das Benjamin Taag initiiert hat, zieht immer größere Kreise (die NN berichteten). Seine Idee, Geschichte und Kunst miteinander zu verbinden, um vor allem Kindern und Jugendlichen die Stadtgeschichte zu vermitteln, stößt auf große Begeisterung. Am heutigen Samstag geht die „historische Schnitzeljagd“ los.

Bis zum 6. September kann man in Goch auf spannende Entdeckungsreise gehen. Zehn Anlaufpunkte gibt es in der Weberstadt, unter anderem das Steintor, die Maria-Magdalena-Kirche, die Sus-Mühle, die ehemalige Synagoge an der Herzogenstraße und den jüdischen Friedhof an der Kalkarer Straße. Es sind QR-Codes hinterlegt, die mit dem Smartphone gescannt werden können – einer zur Begrüßung und Erklärung und einer, der das Video zum historischen Ort abspielt. Die „Laufmappe“ mit den QR-Codes, den Adressen der Anlaufstellen und der Street­art-Spots steht ab sofort zum Download auf der Homepage des Heimatvereins Goch bereit (www.heimatverein-goch.de). „Der Heimatverein hat mich toll unterstützt“, betont Taag, „mit geschichtlichem Rat und dem ,Platz‘ für die Laufmappe auf der Homepage.“ Große Unterstützung kommt auch von Goch.TV, das die Aktion zusätzlich mit der Kamera begleitet und auf seiner Homepage den Platz für die zehn Videos zur Verfügung stellt.

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Bei Sandra Smetten findet sich die Installation „FuxundSchalter“. Benjamin Taag freut sich über den großen Zuspruch. Foto: privat

Und auch das künstlerische Netzwerk, das Benjamin Taag über Facebook und Instagram aufgebaut hat, trägt reichlich Früchte. „In Goch wachsen die Streetart-Spots wie Pilze aus dem Boden, es sind inzwischen 15 Stück“, freut er sich. Jede Menge Wände, Garagen und Mauern bieten Platz für nationale und internationale Kunst, die dann auf den Lauf- und Fahrwegen zwischen den his­torischen Orten zu finden ist.

„Goch ist die erste Stadt in der Region mit einer ,Streetart-Map‘, einer Karte, auf der die Punkte verzeichnet sind“, ist Taag stolz. Mit dabei sind große Namen aus der Szene wie A.r.d.i.f. (Paris), Adult remix (Deutschland), Frank Brenner, R. F. Art und Sascha Düffels. Letzterer bringt an der Roggenstraße 49 ein 30 Quadratmeter großes Bild an an – das Gerüst stellt die Gocher Firma HWG Elsing zur Verfügung. Aus Deutschland wird das Projekt von Levveunlevvelosse #nohatefamily, bestehend aus über 1.500 Künstlern unterstützt. Auch der Blog „streetartwalks.com“ macht seine Leser auf das Gocher Projekt aufmerksam. „Es ist wirklich cool, wie viele Menschen man erreichen kann“, ist Taag von der Resonanz überwältigt.

Streetart-Spot: Bahngebäude an der Kalkarer Straße

Das absolute Highlight ist für den Gocher die offizielle Erlaubnis der Bundesbahn, das Gebäude auf der Bahnhofstraße/Ecke Kalkarer Straße zum Street­art-Spot machen zu dürfen. „Dafür möchte ich mich auch noch einmal herzlich bedanken!“ Er hat sieben Künstler aus Düsseldorf gewinnen können, die „Wasted Talents Crew“. Und die verspricht: „Wir werden daraus eine Perle zaubern.“ Die Gocher dürfen also gespannt sein! „Die Truppe malt Bilder auf einem wirklich sehr hohen Niveau“, berichtet Benjamin Taag, „sie werden nach einer größeren Besprechung eine Skizze dazu vorbereiten, wie die weiße Fläche an dem Gebäude neu gestaltet werden kann.“

Überall in Goch findet sich Streetart.Foto: privat

 

Verbunden ist die historische Schnitzeljagd mit einem Quiz: Zu jeder Station gibt es eine Frage, die richtig beantwortet werden muss – und das funktioniert nur dann, wenn man auch wirklich vor Ort ist. Die Antworten-/Lösungsseite findet sich ebenfalls in der Laufmappe. Hier kann man alles eintragen, seine Kontaktdaten angeben und den Zettel bis zum Samstag, 12. September, 12 Uhr, bei „Jocki‘s Drive In“, Hervorster Straße, in die dort aufgestellte Box werfen. Zu gewinnen gibt es dann Res­taurantgutscheine (Speak­ Easy, Steakbrothers), zwei Sonntagsfrühstücke (Reffeling), ein Originalbild von Wilhelm Schlote und einen Ausdruck des Bildes von Sascha Düffels (Galerie F Kranenburg), Caps und Shirts (Reell Kranenburg) und diverse Stickerpakete von Künstlern aus aller Welt. Verlost werden die Preise am Sonntag, 13. September, beim „Tag des offenen Denkmals“ im Haus zu den fünf Ringen.

Benjamin Taag betont, dass sich sein Projekt nicht nur an die Gocher richtet: „Jeder, der sich für Street­art und Geschichte interessiert, ist herzlich zum Mitmachen eingeladen, die Aktion endet nicht an der Stadtgrenze.“ Da ist es nur folgrichtig, dass schon Planungen für 2021 laufen. Taag könnte sich durchaus ein zweiwöchiges Fes­tival vorstellen, bei dem Künstler nach Goch kommen und bei einer Live-Performance ganze Häuserfassaden besprühen.

Übrigens: Alle Künstler, die am aktuellen Projekt beteiligt sind, haben dafür kein Geld genommen und so die Umsetzung möglich gemacht. Die moderne Kunst aus dem Gocher Stadtbild darf gerne fotografiert werden und ihren Weg in die sozialen Netzwerke finden. Benjamin Taag weiß natürlich, dass Kunst auch spalten kann: „Manche Leute fühlen sich von der Aktion vor den Kopf gestoßen, dafür habe ich Verständnis.“ Aber er gibt zu bedenken: „Kunst drückt sich eben in vielen Facetten aus.“

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