Florian Heien
Florian Heien (2.v.l.) mit seinem Gespann Marco Lechtenberg, Alexander Busse und Maximilian Fischedick (v.l.) nach dem Spiel im Essener Stadion. Foto: privat

XANTEN. Als Florian Heien am vergangenen Samstag um 16.34 Uhr die Partie im Finale des Niederrheinpokals zwischen Rot-Weiss Essen und dem 1. FC Kleve abpfiff, bedeutete das nicht nur das endgültige Ende einer ungewöhnlichen Saison, sondern auch das Ende seiner aktiven Schiedsrichter-Karriere. Der gebürtige Xantener hat sich bereits in der zurückliegenden Winterpause dazu entschlossen, mit 30 Jahren auf dem Sportplatz kürzer zu treten. „Dass ich zum Abschluss nochmal das Finale des Niederrheinpokals leiten durfte, war ein schönes und rundes Ende. Die Ansetzung war für mich auch eine Form der Anerkennung“, sagt Heien, der seit 2012 in der Regionalliga als Referee unterwegs war.

Für den 30-Jährigen war es aber auch sicherlich eines der ungewöhnlichsten Spiele, das er je leiten durfte. Denn aufgrund der Coronaschutzverordnung waren keine Zuschauer im Stadion an der Essener Hafenstraße zugelassen. Lediglich 300 Tickets durften beide Vereine und der Fußballverband Niederrhein an Auserwählte verteilen. „Seit Beginn der Coronavirus-Pandemie war das wieder mein erstes Spiel und somit auch mein erstes Spiel unter diesen Bedingungen. Das war schon eine ganz andere Atmosphäre“, berichtet Heien.

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Erst im Februar dieses Jahres leitete er vor 12.000 Zuschauern die Regionalliga-Partie zwischen Rot-Weiss Essen und dem SV Rödinghausen (2:0) ebenfalls im altehrwürdigen Essener Stadion an der Hafenstraße. „Da war wirklich eine tolle Stimmung. Gerade Essen ist in der Regionalliga bekannt dafür. Sie haben im Schnitt 8.500 Zuschauer bei ihren Spielen“, weiß Heien. Trotzdem habe er sich aber gefreut, dass er die Finalpartie am vergangenen Samstag pfeifen durfte: „Es war trotz allem ein schönes Umfeld.“

Jede Minute genossen

Das Spiel, dass die Essener mit 3:1 (1:0) gewannen, sei für ihn unterm Strich leicht zu leiten gewesen. „Es war ein sehr ruhiges und faires Spiel. Ich habe jede Minute genossen“, sagt Heien, der 2005 auf einen Aufruf zum Anwärterlehrgang für Schiedsrichter stieß. „Da hatte ich aber leider verpasst, mich rechtzeitig anzumelden. Ein Jahr später habe ich es dann aber getan“, berichtet der gebürtige Xantener. Schnell wurde sein Talent entdeckt und gefördert, ehe er schließlich 2012 – mit gerade mal Anfang 20 – in die Regionalliga aufstieg. „Damals hatte ich natürlich den Traum, dass es noch weiter nach oben gehen könnte. Aber nach zwei, drei Jahren war klar, dass das nicht passieren wird“, sagt Heien.

Das sei aber okay für ihn gewesen. „Ich habe sehr viele schöne Momente erleben dürfen – vor allem im Gespann, wenn wir in der Regionalliga oder in der A-Junioren-Bundesliga in Bremen oder Berlin unterwegs waren. Es war schön, Spiele in diesen hohen Klassen erleben zu dürfen. Mein fußballerisches Talent hätte dafür niemals gereicht“, sagt Florian Heien. Es gebe für ihn auch nicht den einen Moment oder das eine Spiel, an den beziehungsweise das er sich gerne zurückerinnere. Vielmehr seien es viele schöne Momente, die ihm in Erinnerung bleiben würden.

Mehr Freizeit für Familie und Freunde

Die Entscheidung, mit 30 Jahren bereits aktiv auf dem Fußballplatz aufzuhören, hat Heien aber ganz bewusst gewählt. „Meine Prioritäten haben sich einfach verschoben. Die Schiedsrichterei ist nicht mehr das Wichtigste“, sagt Heien. Sein Beruf als Lehrer nehme nun mehr Zeit in Anspruch. „Dadurch haben Wochenenden plötzlich eine größere Bedeutung“, sagt Heien. Seine Freizeit möchte er nun mehr Familie und Freunden widmen. „Als Schiedsrichter in der Regionalliga war ich sonst locker sechs bis sieben Stunden an einem Samstag unterwegs“, berichtet Florian Heien. Das wolle er nun einfach nicht mehr.

Zudem habe er in den vergangenen Jahren immer wieder Verletzungen gehabt, die ebenfalls zu seiner Entscheidung, aufzuhören, geführt hätten. „Ich habe die Partien zwar immer noch genossen, aber ich bin zuletzt auch immer mit dem unguten Gefühl auf dem Platz gegangen, dass hoffentlich nichts passiert. Damit wollte ich nun abschließen“, sagt Heien. Dass ihm aufgrund der Coronavirus-Pandemie ein längerer Abschied in der Rückrunde auf dem Fußballplatz verwehrt geblieben sei, ärgere ihn nicht. „Natürlich war es schade, aber ich habe nicht lange damit gehadert. Ich bin einfach dankbar für die vielen schönen Momente, die ich erleben durfte“, sagt Heien. Darunter zähle auch das Pokal-Endspiel am vergangenen Samstag, nach dem ihm der Kerkener Bundesliga-Schiedsrichter Guido Winkmann noch auf dem Platz zu einer insgesamt guten Leistung gratulierte.

Seitenwechsel

Den Rücken kehrt Florian Heien dem Schiedsrichter-Wesen aber nicht ganz zu. „Ich wechsele einfach die Seite und werde Schiedsrichter-Beobachter im Fußballverband Niederrhein“, sagt Florian Heien. Als solcher bewerte er künftig die Leistungen von Schiedsrichtern auf dem Platz und entscheidet damit über Aufstiege mit. „Die vergangenen 14 Jahre habe ich mich bewerten lassen müssen, nun tausche ich die Seite und möchte meine Erfahrungen weitergeben“, sagt Heien.

Darüber hinaus engagiere er sich weiterhin bei der Schiedsrichter-Vereinigung im Kreis Moers, wo er mittlerweile lebt und wo zu Beginn der Herbstferien wieder ein Schiedsrichteranwärterlehrgang durchgeführt wird. Die genauen Daten werden noch veröffentlicht. Interessierte können sich schon vorab bei Fabian Spitzer per E-Mail an fabianspitzer96@gmx.de melden.

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