NIEDERRHEIN. (OTS) Bereits in der vergangenen Woche konnten Ermittler des Zollfahndungsamtes Essen im Auftrag der Staatsanwaltschaft Kleve mit Unterstützung der Hauptzollämter Münster und Duisburg sowie Spezialeinsatzkräften des Zolls und der Bundespolizei eine der größten, gesetzwidrig betriebenen Herstellungsanlagen für illegale Zigaretten in Deutschland ausheben.

Die Maschinen der entdeckten industriellen Produktionsstraße, zahlreiche Vorprodukte wie sechs Tonnen Tabak, Filter- und Zigarettenpapier, Umverpackungen und etwa elf Millionen Stück dort produzierter, gefälschter Zigaretten der Marke “Richmond”, sowie drei Fahrzeuge
konnten vor Ort sichergestellt werden. Die Täter wurden “inflagranti”, auch unter Einsatz der Spezialeinheit des Zolls (ZUZ), in der Halle in Kranenburg überrascht. Insgesamt zwölf tatverdächtige Männer aus Polen und der Ukraine im Alter von 28 bis 59 Jahren wurden festgenommen. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Kleve erging gegen alle Personen Haftbefehl durch das Amtsgericht Kleve wegen des Verdachtes der bandenmäßigen Steuerhinterziehung durch die illegale Herstellung von unversteuerten Zigaretten.

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Den Hinweis zur Einleitung der Ermittlungen unter Federführung der Staatsanwaltschaft Kleve erhielten die Fahnder des Zollfahndungsamtes Essen-Dienstsitz Münster im März, via EUROPOL, der europäischen Koordinierungsbehörde, von der polnischen Polizeieinheit CBS (Centralne Biuro Sledcze), zuständig für die Bekämpfung der organisierten Kriminalität. Die enge und intensive Zusammenarbeit auf justizieller sowie auf Ermittlerebene führten schnell und reibungsfrei zum herausragenden Erfolg.

Die Halle der illegalen Zigarettenfabrik war durch die Gruppierung hochprofessionell und sehr aufwändig für ihre kriminellen Zwecke um- und ausgebaut worden, auch um das Entdeckungsrisiko zu minimieren. Erste Beweisauswertungen führten die Fahnder auf die Spur eines verdächtigen Objektes in den Niederlanden. Nach Spontanmitteilung an die niederländischen Zollbehörden führte die niederländische Zollkontrolle auf einer ehemaligen
Pilz-Farm zur Auffindung einer großen Menge an Vormaterialien, wie Filter und Verpackungen, mutmaßlich für die illegale Zigarettenproduktion im Kreis Kleve.

Nach ersten Ermittlungen und Hochrechnungen stellte die mutmaßlich kriminelle Bande in der Anlage am Niederrhein Zigaretten in einem Produktionsvolumen von circa zehn Millionen Stück pro Woche her. Produziert wurden unterschiedliche Marken, unter anderem “Richmond”, “Regal” “Richman” und “Mayfair”. Die Zigaretten waren nach derzeitigen Erkenntnissen hauptsächlich für den britischen Schwarzmarkt bestimmt. Der Steueranteil auf legal verkaufte Zigaretten pro Stange in Großbritannien beträgt rund 70 Euro und damit fast doppelt so viel wie in Deutschland.

Allein der wöchentlich geschätzte deutsche Tabaksteuerschaden für die illegale
Herstellung beläuft sich auf circa 1,5 Millionen Euro.

Aufgefundene Beweismittel und der auf Dauer angelegte, professionelle Umbau der Halle lassen darauf schließen, dass die Gruppierung die illegale Anlage seit Ende 2016 betrieben haben könnte. Damit könnte sich der geschätzte deutsche Steuerschaden in den dreistelligen Millionenbereich erhöhen. Es handelt sich hier erst um die vierte industrielle Produktionsanlage für illegale Zigaretten, die in Deutschland sichergestellt werden konnte. Zuvor waren 2003 und 2005 in Oberhausen sowie in Köln/Koblenz drei Anlagen ausgehoben worden.

“Bei dieser hochprofessionellen Anlage handelt es sich um eine der größten bislang entdeckten Anlagen zur Herstellung illegaler Zigaretten in Deutschland. Durch die funktionierende Zusammenarbeit aller beteiligten Behörden konnte die Tätergruppierung unseres Erachtens nunmehr nachhaltig gestört werden und ein beträchtlicher, auf Dauer angelegter Steuerbetrug in Deutschland und Großbritannien verhindert werden”, so Torsten Elskamp, Vertreter der Leitung des Zollfahndungsamtes Essen.

Am Einsatz, der sich aufgrund der umfangreichen Maßnahmen über mehrere Tage erstreckte, waren über 200 Kräfte der Zollverwaltung, der Bundespolizei sowie des Technischen Hilfswerkes, welches in gewohnt professioneller Weise beim Abbau und Abtransport der sichergestellten Maschinen, Materialien und Zigaretten unterstützt hat, beteiligt.

Gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Kleve werden die Ermittlungen durch die Zollfahndung Essen – Dienstsitz Münster nun fortgeführt.

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