René Schneider
Der Landtagsabgeordnete René Schneider (l., SPD) machte bei seiner Sommertour auch in Sonsbeck bei Bejo Samen Halt, um mit Geschäftsführer Pieter Gabriëls zu sprechen und das Unternehmen zu besichtigen. NN-Foto: Thomas Langer

SONSBECK. Ging es bei seiner letzten Sommertour noch um luftige Höhen, haben sich der Landtagsabgeordnete René Schneider (SPD) und sein Team nun für ein bodenständigeres Thema entschieden: „Boden gut machen!“ heißt nämlich das neue Motto und so verschlug es Schneider passenderweise nach Sonsbeck, genauer gesagt nach Bejo Samen. Sie ist eine Tochterfirma eines international tätigen Familienunternehmens aus den Niederlanden. Dieses beschäftigt sich mit der Forschung, Entwicklung und Züchtung neuer Freilandgemüsesorten sowie mit der Produktion, Behandlung und dem Verkauf von Saatgut an Landwirte.

Geschäftsführer Pieter Gab­riëls übt sein Amt seit nunmehr 13 Jahren aus und zeigt Schneider nicht nur den Betrieb, sondern hat auch einiges zu erzählen. Zum Beispiel, wie aufwändig das Entwickeln neuer Sorten ist, ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit des Unternehmens. „Es kann zehn bis fünfzehn Jahre dauern“, sagt er. Es komme aber eben auch darauf an, wo in der Entwicklung man anfange.

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Zwar verkauft Bejo sein Saatgut an Landwirte, hat das Ohr aber auch bei den Konsumenten beziehungsweise den Supermarktketten. Kein Wunder, richtet sich doch die Entwicklung und Züchtung nach dem Geschmack und den Interessen der Käufer, Supermärkte und anderen Gliedern der Wertschöpfungskette. So muss etwa eine Möhre nicht nur gut schmecken, sondern auch knackig und saftig sein und obendrein gut aussehen.

Nicht immer überschneiden sich die Interessen, wenn man versucht, es allen so gut es geht recht zu machen. Trotzdem: „Wichtig ist, dass wir früh wissen, wohin die Reise geht“, erklärt der Holländer. Momentan liegt der Fokus der Forschung auf dem Geschmack und dem Gesundheitsfaktor, das kann sich aber ändern. Dabei verweist Gabriëls auf die als „Wasserbomben“ bezeichneten Tomaten vor vielen Jahren. Da habe der Fokus auf dem Ertrag gelegen, zulasten des Geschmacks.

„Wir bekommen auch Anfragen nach Sorten, die mit Salzwasser leben können“, sagt Gabriëls. Und auch in diese Richtung forsche man. Wenn eine Sorte zwei Tage länger als die andere durchhalte, sei das wieder ein neuer Ansatz für die weitere Forschung.

Regionalität gefragt

Regionalität steht derzeit ebenfalls hoch im Kurs: „Man möchte mehr deutsche Ware haben“, erklärt Gabriëls. Auf Schneiders Frage, ob auch mehr alte Sorten gewünscht seien, antwortet er: „Das kommt immer mal wieder hoch. Aber wenn wir richtig züchten, sind die neuen Sorten besser, auch im Geschmack.“ Trotzdem richte man sich letztlich nach den Marktwünschen.

Die Forschung findet zu einem großen Teil in den Niederlanden, aber auch an anderen Standorten auf der ganzen Welt statt. Die Bejo-Niederlassung in Sonsbeck mit seinen 20 Mitarbeitern kümmert sich um Verkauf, Marketing, Logistik und Praxisversuche in Deutschland, ist aber auch in Österreich und der Schweiz tätig.

Ansässig wurde die Firma in Sonsbeck, weil Niederlassungen dort entstehen sollen, wo das Gemüse auch angebaut wird. „Local for local“, sagt Gabriëls über die lokale Orientierung. Aber auch die Anbindung an die Niederlande war ausschlaggebend. „Wir fühlen uns außerdem sehr wohl in NRW“, erklärt Gabriëls mit einem Lachen.

Naturnahe Züchtung

„Wie natürlich ist denn Ihre Züchtungsarbeit?“, fragt Schneider. Gabriëls betont, dass Bejo trotz moderner Methoden keine genetisch veränderten Organismen verwende, sondern herkömmlich und naturnah arbeite. 95 Prozent des Angebots machen laut Gabriëls Hybride aus, also Kreuzungen, die zustande kommen, indem die männliche Polle zur weiblichen Blume gebracht wird.

Respekt vor der Umwelt ist dem Unternehmen sehr wichtig, wie er weiter ausführt. Besonders was Bienen angeht: „Ohne Bienen gibt es kein Saatgut“, fasst Gabriëls zusammen. Bejo hat deshalb eine eigene Bienenzüchtung. Mit 14.000 Völkern weltweit ist das Unternehmen einer der größten Bienenzüchter der Welt.

Das Unternehmen hat einen Umsatz von rund 270 Millionen Euro weltweit, wovon mehr als 15 Prozent in die Forschung gehen. 1.900 Mitarbeiter arbeiten rund um den Globus. Bejo bietet 50 Kulturarten – etwa die Möhre – und 1.200 Sorten zum weltweiten Anbau. Was Bio angeht, sind 40 Kulturarten und 150 Sorten im Angebot.

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