Wenn die Kunst Corona trotzt

Teilnehmer der 22. Sommerakademie der VHS Gelderland stellten Werke vor

OERMTEN. Zum 22. Mal veranstaltete die Volkshochschule Gelderland seine Sommerakademie mit verschiedenen Kunst-Workshops: An fünf Tagen schufen die teilnehmenden Künstler im Schönstatt-Zentrum auf dem Oermter Berg ganz unterschiedliche und persönliche Werke und stellten sie zum Abschluss vor. Neben einem Workshop für Bildhauerei und Malerei kam erstmals die Schreibwerkstatt dazu.

Die Malwerkstatt ist eine Institution. Mit ihr fing es vor 27 Jahren an. Und dessen Leiterin Rosa Gabriel ist für so eine Aufgabe eine bestmögliche Wahl. Das lassen die Beschreibungen von Regina Sprick, Fachbereichsleiterin bei der VHS Geldern, jedenfalls erahnen. „Sie kann sich auf alle einstellen. Sie erfasst schnell, woran es hapert und gibt dann entsprechende Tipps. Dafür sind auch die Teilnehmer sehr dankbar“, sagt sie. Manche Teilnehmer seien auch zum wiederholten Male dabei.

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Zu malen ist allerdings keine leichte Aufgabe, sondern sehr erschöpfend, wie Sprick erzählt. Ein Oberthema gab es für die sieben Maler nicht. Sie alle malten, was gefiel und wie es gefiel. Egal ob Aquarelle oder Ölfarben, die Ergebnisse präsentierten sich vielseitig. Eine Teilnehmerin hat in ihr Bild sogar Erde des Oermter Bergs eingearbeitet, um für ihre Kunst einen Bezug zum inspirierenden Arbeitsort herzustellen.

Sicherheit war dabei das oberste Gebot für alle Workshops: Wegen Corona achtete der Veranstalter zum Beispiel bei den Malern darauf, dass sie je nur zu dritt in einem Raum arbeiteten, mit genügend Abstand zwischen ihnen. Auch für draußen gab es mehrere Zelte. Die Arbeitsfläche wurde so verdoppelt.

Kunst in Stein gemeißelt

Als nicht einfach, aber zufriedenstellend kann man sicherlich auch die stark körperliche Arbeit der sieben Bildhauer bezeichnen, die von Monika Bensch angeleitet wurden. Acht Stunden am Tag feilten die Teilnehmer an ihren Kunstwerken.

Jeder bearbeitete im Workshop insgesamt drei Tuffsteine. Diese sind im Vergleich zu Granit leichter zu bearbeiten. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Etwa ein Glastisch, in dem aus dem aus Stein bestehenden Mittelteil ein See mit Tierleben eingearbeitet ist. Außerdem entstanden viele außergewöhnliche Köpfe. Darunter der eines Löwen oder ein Kopf mit zwei Gesichtern: Ein Engel auf der Vorder- und ein Teufel auf der Rückseite.

Traumwelten auf Papier

Anders lief es in der Schreibwerkstatt. Unter der Leitung von Ursula Fichtner erledigten die Teilnehmer vielfältige Übungen und schrieben teils Gedichte, Briefe, Stimmungsbilder oder auch kleine Geschichten. Zum Oberthema Traumwelten ließen sie sich für ihre Kunst von anderen Textvorlagen, Bildern oder bemalten Steinen inspirieren.

Beispiel gefällig? Inspiriert von einem bemalten Stein erzählte eine Teilnehmerin ihre Geschichte von einem kleinen Ferkel, das sich nicht nur äußerlich durch einen schwarzen Fleck auf dem Rücken von seinen Geschwistern unterscheidet. Es möchte auch ein anderes Leben führen: frei auf einer grünen Wiese und mit guten Gesprächen mit den anderen Tieren. Also büxt es aus kurzerhand und findet sein „schweinisches Glück“, so der Titel der Geschichte.

Manch einer hat sich vielleicht einmal gefragt, wer der Mann auf dem Gemälde „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ von Caspar David Friedrichs ist. Eine Teilnehmerin schrieb genau darüber eine Geschichte: In dieser versucht ein junger Mann seinen Traum vom Schriftstellertum zu erfüllen, indem er seinen Heimatort verlässt, um über sich hinauszuwachsen.

Satire oder ein Augenzwinkern waren ebenfalls nicht weit: Andere ließen sich nämlich von Fabeln wie „Farm der Tiere“ für eine eigene, kritische Geschichte inspirieren oder schrieben Liebesbriefe der anderen Art: An den geliebten Ohrensessel oder den Füllfederhalter. Kunst hat eben viele Gesichter.

„Ich bin froh, dass wir die Sommerakademie durchführen, so tolle Ergebnisse erzielen konnten und die Teilnehmer Spaß hatten“, sagt Sprick. Vor den beliebten Workshops gab es eine gewisse Unruhe unter den Teilnehmern, ob sie denn stattfinden könnten.

Einige Absagen gab es pandemiebedingt auch. „Sie waren sehr verantwortungsvoll“, sagt Sprick. „Aber die Umstände haben den künstlerischen Prozess nicht gestört.“

Andere, ebenfalls geplante Workshops mussten coronabedingt ausfallen. Klangmassage und Mundharmonika zum Beispiel, die ohne entsprechenden Teilnehmerkontakt nicht möglich gewesen wären.

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