Daniel Rütter, Bürgermeisterkandidat der FDP in Kleve. NN-Foto: Rüdiger Dehnen)

KLEVE. Daniel Rütter wollte nicht einfach tatenlos zusehen, als das ehemalige Schützenhaus in der Klever Unterstadt in den 1990er-Jahren zur Diskussion stand. „Ich wollte gemeinsam mit einem Freund verhindern, dass es abgerissen wird. Das hat zwar nicht geklappt, aber es hat mein Interesse an Politik geweckt. Deshalb trat ich der FDP bei“, sagt Rütter. Der heute 41-Jährige sitzt seit 2004 im Klever Stadtrat, ist seitdem auch FDP-Fraktionsvorsitzender und möchte nun Bürgermeister in Kleve werden.

Die Stadt Kleve kennt Rütter wie kaum ein anderer. Hier ist er eng verwurzelt. Sein Großvater Helmut gründete den Tischtennis-Verein WRW Kleve, der sich bis in die Bundesliga hochspielte. „Bei mir war die Leidenschaft für Fußball allerdings größer als die für Tischtennis“, sagt Rütter. Er kickte für den VfB und für den DJK Kleve. „Allerdings wenig erfolgreich“, wie er zugibt. Bis heute feuert er gelegentlich den Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach an. „Früher hatte ich eine Dauerkarte, aber dafür fehlt mir heute die Zeit. Ich versuche aber noch sechs bis sieben Heimspiele pro Saison wahrzunehmen und auch zu europäischen Wettbewerben hinzufahren“, sagt Rütter.

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Sich selbst hält Rütter mit Lauf- und Kraft-Training fit, so dass er auch seiner weiteren Leidenschaft nachgehen kann: Dem Kochen und Essen. Seine restliche Freizeit verbringt Rütter am liebsten mit seiner Frau Sarah-Maria und den drei gemeinsamen Söhnen im Alter zwischen 13 und zwei Jahren. „Wir gehen gerne schwimmen und besuchen die Familie“, sagt der 41-Jährige. Da er selbst auch zwei Geschwister habe, sei immer etwas los.

Erneuerbare Energien fördern

Sein berufliches Leben widmet er bereits seit zwei Jahren voll und ganz der Politik. Nach seinem Studium der Politik- und Verwaltungswissenschaft arbeitete er zunächst viele Jahre selbstständig im Vertrieb. Seit zwei Jahren ist er nun persönlicher Referent des FDP-Landtagsabgeordneten Stephan Haupt. „Hier ist zurzeit vor allem die Landwirtschaft mein Thema“, sagt Rütter. Als persönlicher Referent Haupts bereitet er dieses Thema intensiv für den Landtagsabgeordneten vor und führt viele Gespräche mit Experten. Sein daraus resultierendes Wissen möchte er auch als Bürgermeister nutzen.

Denn Umwelt- und Klimaschutz seien auch in Kleve wichtige Aufgaben. „Ich möchte vor allem erneuerbare Energien fördern. Mein Ziel ist es, Photovoltaik massiv auszubauen. Hiermit können Bürger, ohne sich groß umstellen zu müssen, viele Ressourcen sparen“, sagt Rütter. Solarsteckermodule ließen sich denkbar einfach auf fast jedem Dach, Vordach, im Garten oder auf dem Balkon installieren, um damit den eigenen Strombedarf zu decken. „Schon nach ein paar Jahren hat man die Anschaffungskosten wieder reingeholt und spart fortan viel Geld“, sagt Rütter. Um es Bürgern zu ermöglichen, solche Solarsteckermodule anschaffen zu können, möchte er sich als Bürgermeister dafür stark machen, dass sie finanziell gefördert werden.

Darüber hinaus setzt sich Rütter für Holz als Baumaterial ein. „Weniger Beton und mehr Holz bedeutet einen geringeren CO2-Ausstoß und damit auch mehr Nachhaltigkeit. Die Betonherstellung ist mit massiven CO2-Emmissionen verbunden und verbraucht endliche Ressourcen wie Sand und Kies. Holz hingegen ist ein nachwachsender Rohstoff, der zudem CO2 bindet“, sagt Rütter. Die Einsatzmöglichkeiten seien wohl in der Konstruktion als auch im Innenausbau vielfältig.

Ein weiteres Anliegen ist für Rütter, den vielen Selbstständigen und Unternehmen in der Coronakrise zu helfen. Dafür möchte er den Gewerbesteuersatz senken. „Mein Vorschlag wäre, den Hebesatz von derzeit 417, um 20 auf 397 Punkte zu reduzieren. Die Unternehmen brauchen jetzt Hilfe“, meint Rütter. Zudem brauche Kleve ein echtes Gründerzentrum mit überregionaler Bedeutung. Dieses würde er gerne in Kooperation mit dem Kreis Kleve und der Hochschule Rhein-Waal schaffen. „Der Wissenstransfer, der an der Hochschule stattfindet, kommt noch zu selten in der Stadt an“, meint Rütter. Außerdem sollten noch während des Studiums Anreize geschaffen werden, sich in Kleve selbstständig zu machen und so neue Firmen und Arbeitsplätze zu generieren.

Schule, Betreuung und mehr Sicherheit

Als dreifacher Vater und Mitglied des Schulausschusses liege ihm das Thema Schule und Bildung ohnehin besonders am Herzen. Hier sieht er jedoch dringenden Nachholbedarf. „Die Coronavirus-Pandemie und das damit verbundene Homeschooling hat die Probleme an unseren Schulen aufgezeigt. Beim Thema Digitalisierung hinken wir wirklich extrem hinterher. Kleve hat da wortwörtlich den Anschluss verpasst“, sagt Rütter. Das beginne bei der digitalen Ausstattung der Schulen und höre auf beim fehlenden Glasfaseranschluss, den „alle Schulen dringend bräuchten“, wie Rütter meint: „Hier noch zwei, drei Jahre zu warten, wäre unverantwortlich.“

Zudem möchte der 41-Jährige dafür sorgen, dass alle Schulen eine funktionierende E-Learning-Plattform bekommen, digitale Endgeräte für Schüler zur Verfügung stehen und ein IT-Hausmeister in den Schulen vor Ort ist. Als Vater dreier Kinder wisse er außerdem, wie wichtig Kinderbetreuung ist. Auch hier sieht er aber Verbesserungsbedarf. „Kinderbetreuung muss heute flexibel und auf die Bedürfnisse von Eltern zugeschnitten sein“, sagt Rütter. Dazu müsse die Stadt Kleve Tagesmütter, Kindergärten und Schulen optimal begleiteten und fördern. Der Ausbau der Betreuungszeiten und deren Flexibilität und die Qualität frühkindlicher Bildung müssten dabei im Fokus stehen. Ebenso solle die Ausstattung von Spielplätzen verstärkt und der Ausbau von Radwegen verstärkt werden. „Radwege berücksichtigen in vielerlei Hinsicht kaum die Belange von Kindern. Oft enden sie in Kreisverkehren, sodass es schnell zu unübersichtlichen Verkehrssituationen kommt“, sagt Rütter.

Beim Thema Öffentlicher Nahverkehr (ÖPNV) sieht der 41-Jährige große Vorteile bei einem Bus-On-Demand-Konzept. Bei einem solchen Konzept gibt der Kunde etwa über eine App den Start und das Ziel seiner Fahrt an. Ein Bus holt den Kunden ab und bringt ihn dorthin, wo er möchte. Auf der Fahrt können weitere Fahrgäste mit ähnlicher Route zu- und aussteigen. „Dieses Konzept könnte unseren bestehenden City-Bus sinnvoll ergänzen. Bisher fährt dieser ja nur auf einer festgelegten Route im Innenstadtbereich. Das ist zu wenig“, findet Rütter.

Sport- und Vereinsleben

Ein gut funktionierendes Sport- und Vereinsleben hat für den Bürgermeisterkandidaten der FDP ebenfalls hohe Priorität. „Hier möchte ich weiterhin ein möglichst breit aufgestelltes Angebot an Sportstätten und Vereinshäusern erhalten und fördern. Das Zusammenlegen und Konzentrieren auf wenige Sportzentren und die Schließung von Sportstätten, sei es in Griethausen, Warbeyen oder Düffelward, halte ich für falsch“, meint Rütter. Die Vereine bräuchten stattdessen Räumlichkeiten und Platz vor Ort. Auch einem lang diskutierten Thema möchte er endlich ein Ende setzen: „Die Tribüne beim 1. FC Kleve muss endlich ausgebaut werden – nicht nur instand gesetzt, sondern wirklich ausgebaut. Hier liegt sehr viel Potenzial. Die Räumlichkeiten könnten diverse Vereine nutzen“, sagt Rütter. Die Tribüne sei – trotz des langjährigen Baustops – immer noch gut erhalten, wovon er sich bei einem Vor-Ort-Termin selbst habe überzeugen können.

Schwanenburg in den Mittelpunkt rücken

Die Schwanenburg würde Rütter außerdem gerne wieder mehr in den Mittelpunkt der Stadt holen. „Der Platz vor der Schwanenburg bietet so viele Möglichkeiten für Feste“, sagt Rütter. Außerdem würde er die Schwanenburg gerne wieder für Besucher zugänglicher machen und ein Museum initiieren. „Es gibt so viele interessante Geschichten über Kleve und die Burg. Da könnte man eine größere Ausstellung kuratieren“, meint Rütter, der sich privat gerne mit der Geschichte seiner Familie und der Kleves befasst: „Ich lese viele Bücher über unsere Stadtgeschichte. Gerade habe ich ein Buch über den Bildhauer Ewald Matarè und den ,toten Krieger‘ (die Skulptur hinter der Klever Stiftskirche; Anm. d. Red.) gelesen“, sagt Rütter.

Als Bürgermeister sehe er sich bei weitem nicht nur als Verwaltungschef, sondern vor allem als Ansprechpartner für jedermann. Auch das Zusammenarbeiten mit den anderen Parteien stelle für ihn kein Problem dar: „Dass die FDP eine absolute Mehrheit erreicht, ist nicht zu erwarten. Aber ich habe keine Berührungsängste mit den anderen Parteien. Ich möchte mit allen proaktiv zusammenarbeiten.“

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