Interessante Bettgeschichten

René Schneider erkundigt sich über das Flussbett der Großen Goorley bei LINEG-Expertinnen

KAMP-LINTFORT. Der Landtagsabgeordnete René Schneider (SPD) hat seine neunte Sommertour unter dem Thema „Boden gut machen!“ gestellt. Erstes Ziel war die Landesgartenschau Kamp-Lintfort, durch die die Große Goorley führt. Die Linksniederrheinische Entwässerungsgenossenschaft (LINEG) hat sie zu einem fließenden Gewässer gemacht unter Berücksichtigung ökologischer Aspekte.

Die Große Goorley schlängelt sich nun durch die Auenlandschaft, die vielen Tieren Lebensraum bietet. Sogar Rehe kommen hierher und lassen sich von den Spaziergängern, die die Landesgartenschau besuchen, nicht ablenken. NN-Foto: Lorelies Christian

 

Susanne Leese-Bartram, seit 35 Jahren zuständig für Renaturierungen bei der LINEG, und Gesa Amstutz, Geologin und ebenfalls zuständig für dieses Projekt der LINEG, erläutern die Arbeiten. René Schenider hat diese Tour unter dem witzigen Titel „Bettgeschichten“ gestellt.
„Nach der Schließung des Bergwerks im Jahr 2014 konnten wir mit diesem Projekt beginnen, das durch die Errichtung der Landesgartenschau auf diesem Gelände richtig an Schwung gewann.“, blickt Leese-Bartram zurück. Das Bergwerk hatte die Große Goorley, die ursprünglich mal mit der Kleinen Goorley verbunden war, an den Rand des Geländes verlegt und Rohre und sogenannte Solschalen eingelegt, damit das Grubenwasser sich dort absetzen und besser gereinigt werden konnte. Nun musste nach den Vorgaben der Wasserrichtlinien der EU der ökologische Umbau erfolgen. Dazu wurden viele Bodengutachten erstellt, gemeinsam mit der RAG konnten Schadstoffe entsorgt werden (zum Teil fachgerecht verbaut in den Hügel „Kleiner Fritz“ auf dem Gelände).

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Wo bekommen wir Wasser her?

„Eine wesentliche Frage für uns war: ,Wo bekommen wir das Wasser her?“ berichtet Leese-Bartram. Eine natürliche Quelle – wie bei Bergseenbächen – gab es nicht. Also „baute“ man sich eine. Es entstand eine neue große Pumpanlage, durch die etwa ein Fünftel des Ley-Wassers eingeführt wird. Weitere Vier-Fünftel werden durch die Halde Norddeutschland eingespeist – das ist, nachdem es in einer Grundwasserreinigungsanlage enteisent ist.
„Das Flussbett haben wir höher gelegt, damit es besser sichtbar ist“, erläutert die Expertin und weist darauf hin, dass am Ende des Geländes eine Fischaufstiegsanlage (Holzstufen) angebracht wurde, um den Höhenunterschied auszugleichen (Nähe Kino). Anschließend fließt die Goorley unter die Friedrichstraße durch und dann in die Fossa Eugeniana.
„Im Laufe der Jahre möchten wir die Durchgängigkeit für Fische bis in den Rhein erreichen“, erläutert Gesa Amstutz den Sinn von Fischaufstiegsanlagen in Gewässern der LINEG. Das Durchwandern ist wichtig, damit Stichlinge, Rotfeder, Rotaugen, Brassen oder Aale hier den passenden Lebensraum finden.

René Schneider (r.) lässt sich von Susanne Leese-Bartram (M.) und Gesa Amstutz (l.) die Arbeiten der LINEG erklären.
NN-Foto: L. C.

Natürlich brauchen sie dazu nicht nur fließendes Wasser, sondern auch die passende Fauna am Uferrand und Totholz im Wasser ­, damit sie sich vor Kormoranen oder Fischreihern „verstecken“ können.

„Wir haben hier eine Auenlandschaft angelegt“, erkärt Gesa Amstutz und weiter: „Den Boden konnten wir von der Alpschen Ley in Alpen nehmen, den wir dort ausgekoffert haben. Er ist qualitativ hochwertig und diese Lösung war für uns kostengünstig und sehr gut.“

Landschaftsgerechte Bäume und Sträucher

Beim Bepflanzen wurde auf landschaftsgerechte Bäume geachtet, wie Vogelkirsche, Feldahorn. Sträucher wie Weißdorn, Pfaffenhütchen oder Faulbaum sind ein Gewinn für die Tier- und Insektenwelt. Die Blumen- und Kräuterwiesen bieten denTieren Nahrung und Entwicklungsmöglichkeiten.

Gewinn für Kamp-Lintort

„Ein echter Gewinn für Kamp-Lintfort“, schwärmt René Schneider, der die Goorley aus alten Zeiten als nicht beachtetes Schmutzloch kennt. „Freuen sich alle Spaziergänger über dieses fließende Flüsschen oder gibt es auch Probleme“, will Schneider von den Expertinnen wissen. Ja, die gibt‘s tatsächlich, geben die beiden unumwunden zu und benennen es beim Namen: illegale Müllentsorgung!
Immer wieder finden sie nicht nur achtlos weg geworfene Zigarettenkippen, sondern Beutel mit Hundekot oder Abfällen, Fahrräder, Kühlschränke oder Toilettenschüsseln. Sie hoffen darauf, dass die Anlieger, deren Häuser echt gewonnen haben durch die Lage am Fluss, ein Auge auf diese Umweltsünder haben und zur Rede stellen oder anzeigen.
Die LINEG kann nicht so viel Personal abstellen, um ständig Kontrollen durchzuführen.
Lorelies Christ

 

 

 

 

 

 

 

 

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