KLEVE. „Die Würde des Schweins ist unantastbar.“ Mit diesem Liedtext von Reinhard Mey (1992) fing es für Sandra van de Loo-Diel und ihren Mann Christoph zwar noch nicht an mit der Schweinehaltung – zum Lebensmotto ist es für sie aber trotzdem geworden. „Alle Tiere haben ein Recht auf unversehrtes Leben“, finden die beiden Gründer des Vereins Tierfreiheit. Seit 2017 ermöglichen sie ausgedienten, kranken oder einfach nicht mehr gewollten Nutztieren ein Leben in artgerechter Haltung.

Nach wie vor suchen die beiden Tierfreunde, die auch vegan leben, eine Hofstelle zur Miete oder zum Kauf. „Im Sommer, wenn es lange hell ist, macht es uns weniger aus, aber im Winter ist es schon anstrengend, wenn wir nicht alle Tiere an einem Ort versorgen können“, erklärt Sandra van de Loo-Diel. Aktuell leben 17 vom Verein aufgenommene Schweine in Brienen und nochmal 13 in Keeken. Da sind zusätzlich noch fünf Kamerun-Schafe und einige aus Legebatterien übernommene Hühner untergebracht. Fünf Mini-Schweine leben direkt am Haus.

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Helfer dringend gesucht

Die Schweine können auch artig aus der Hand fressen. (NN-Foto: Rüdiger Dehnen)

„Was wir dringend brauchen, sind zuverlässige Leute, die uns bei der täglich anfallenden Arbeit unterstützen“, weiß Sandra van de Loo-Diel, das viele Tiere (gerade in der Größenordnung) auch viel Dreck machen. „Im Sommer müssen wir die Suhlen auffüllen, damit sich die Schweine gegen die Sonne schützen können“, erzählt die Tierschützerin. Ein Mastschwein dürfte nie in seinem Leben eine Suhle (oder eine Wiese) zu Gesicht bekommen haben. Die Wiesen müssen täglich gesäubert, die Tiere gefüttert und mit Wasser versorgt werden. Einige von ihnen sind krank und benötigen Medikamente. Fast alle hatten es in ihrem bisherigen Leben nicht leicht und brauchen Zuwendung. Manche kennen keine Artgenossen. Ob aus einem dunklen Verschlag ohne Tageslicht oder einem Tierversuchslabor – die Schweine, die beim Verein Tierfreiheit leben, bringen alle traurige Geschichten mit.

Rund vier Stunden Arbeit pro Tag

Die anfallenden Arbeiten erledigt Christoph Diel zurzeit fast alleine, weil seine Frau Sandra, gelernte Sozialtherapeutin, gerade eine neue Stelle angenommen hat und sie nun nur an den Wochenenden und an zwei Tagen in der Woche auch nachmittags Zeit findet, sich um ihre Schützlinge zu kümmern. Rund vier Stunden Arbeit im Stall und auf den Wiesen planen die van de Loo-Diels im Schnitt pro Tag ein. Gerade ist die 19-jährige Hanna aus Berlin zu Besuch, um ihnen bei der Arbeit zu helfen. „Sie lebt vorübergehend bei uns, weil sie im Tierschutz aktiv sein möchte“, erklärt Sandra van de Loo-Diel. Hanna ist ein Workawayer. Eine Reisende, die bei einem Gastgeber ein paar Stunden täglich mithilft und im Gegenzug Kost und Logis erhält. Unterstützung gibt es auch von Josy, die im Rahmen eines Schulpraktikums mit anpackt. Dafür sind die beiden Schweinehalter sehr dankbar.

Schnuppermisten in den Ferien

Schweine sind gefräßig, schlau und manche sind sogar verschmust. (NN-Foto: Rüdiger Dehnen)

Aber… „Immer wieder kommen Menschen, die helfen wollen. Es ist aber nicht wirklich romantisch – das ist mitunter richtig harte Arbeit“, sagt van de Loo-Diel und betont: „Wir wären einfach froh, wenn wir Leute finden würden, die uns langfristig und zuverlässig unterstützen.“ Warum also nicht die Sommerferien nutzen und einfach mal vorbeischauen, den Verein und die Tiere kennenlernen? Sandra van de Loo-Diel: „Vielleicht können wir den ein oder anderen für unsere Sache begeistern und es findet sich ein kleines Team zusammen, das uns bei der Versorgung der Schweine hilft. Es ist viel Arbeit, aber die Schweine zahlen es einem mit Liebe zurück.“ Wer Lust hat, Menschen und Schweine kennenzulernen, kann eine Mail an info@vereintierfreiheit.de schicken. Mehr Infos gibt es auch unter www.vereintierfreiheit.com.

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