Jürgen Kühne
Jürgen Kühne tritt für die FDP in Sonsbeck als Bürgermeisterkandidat an. NN-Foto: Thomas Langer

SONSBECK. 26 Jahre in der Sonsbecker Kommunalpolitik, 21 Jahre Ratsmitglied, 16 Jahre Fraktionsvorsitzender und sechs Jahre Bauausschussvorsitzender: Die FDP Sonsbeck hat Jürgen Kühne einstimmig auf der Mitgliederversammlung zum Bürgermeisterkandidaten gewählt. Damit stehen für die Wahl nun drei Kandidaten fest.

Spricht man mit Kühne über Politik wird schnell ersichtlich, dass er politische Vielfalt schätzt. Ein Grund für seine Kandidatur: „Die Demokratie lebt von seinen vielen Wahlmöglichkeiten. Bisher gibt es zwei Kandidaten und ich denke, die Bürger haben einen weiteren mit einem anderen Blickwinkel verdient.“ Und genau diesen Vorteil sieht der Unternehmer, wenn Bürgermeister vor ihrem Amtsantritt aus einem anderen Bereich kommen als aus der Kommunalverwaltung

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Auf die Frage, wo er seine Stärken für das Amt sieht, antwortet Kühne: „Es gibt gute Ideen aus allen Bereichen im Ort sowie den anderen Fraktionen und die müssen zusammengeführt werden. Dort sehe ich meine Stärken.“ Er verweist dabei auf seine Ehrenämter außerhalb der Politik, oft auch im Vorsitz, wo diese Eigenschaft zum Tragen komme. In diesem Kontext sieht er sich auch im Gemeinde- und Vereinsleben verwurzelt und entsprechend nahe am Bürger.

Wie er aus Erfahrung zu berichten weiß, werden in Sonsbeck gefühlt 80 Prozent der Ratsentscheidungen einstimmig gefällt. Aber trotz der hohen Dichte einstimmiger Entscheidungen gibt es so einiges, was er anders machen würde, Schwerpunkte, die er setzen möchte.

Dazu zählt vor allem mehr Bürgerbeteiligung und Transparenz in der Kommunalpolitik. Als Beispiel erwähnt er wichtige Entscheidungen, wie jene zum Verkehrskonzept, Gemeindeentwicklungsplan oder auch eine Diskussion zur gewerblichen Entwicklung. „In all diesen Entscheidungen werden die Bürger meiner Meinung nach zu spät beteiligt. Wir müssen öfter und früher mit Entscheidungen und Abwägungsprozessen zu den Bürgern gehen“, erklärt der fast 51-Jährige.

So möchte Kühne außerdem Möglichkeiten zum Austausch bieten. Dabei erwähnt er die im letzten Jahr aufgestellten FDP-Wahlstände, an denen die Bürger von ihren Sorgen erzählen konnten und von ihren Wünschen, was sie gerne im Wahlprogramm sehen würden.

Bürger sind interessiert

Für Kühne beweist das: „Die Bürger interessieren sich und wollen etwas verändern. Aber die Kommunalpolitik ist oft zu weit weg von ihnen.“ Das kommende Wahlprogramm soll diese Erkenntnisse widerspiegeln.

Einen zweiten Schwerpunkt würde er auf die Entwicklung der Gemeinde legen. Hier nennt er das Verkehrskonzept als ein Beispiel. „Es wird unter fadenscheinigen Gründen in der Verwaltung festgehalten, um es aus der politischen Diskussion vor der Kommunalwahl herauszuhalten“, sagt er. Hier wäre laut Kühne die Möglichkeit vorhanden, vor der Wahl wichtige Punkte zu diskutieren, damit die Bürger wüssten, wer wofür stehe.

Und wenn sich trotz Versprechen nichts tut: Das seien Gründe für Politikverdrossenheit, wie Kühne meint. „Und die darf es im Kommunalen eigentlich nicht geben. Denn wir sind die Vertreter der Bürger.“

In einem dritten Punkt spricht er von der ärztlichen Versorgung in der Gemeinde. So gebe es viele Probleme im ländlichen Bereich und auch in Sonsbeck scheine sich diese Situation zuzuspitzen. „Es ist mir sehr wichtig, dass wir als Verwaltung frühzeitig darauf reagieren.“

Betriebswirtschaftlich denken

Wichtig ist ihm auch die Arbeitsweise in der Verwaltung. „Wir haben viele gute Verwalter, aber wir müssen auch betriebswirtschaftlich denken. Wie würde ich privat handeln, wenn ich diese Entscheidung zu treffen hätte?“, schlägt Kühne eine ergänzende Denkweise vor.

Deutlich macht er dies am Fall des Aussichtsturms, der für rund eine Million Euro in Sonsbeck neu gebaut werden soll. „Das ist in der aktuellen Situation nicht angebracht. Nach jetzigem Stand sollen über 400.000 Euro aus dem Gemeindesäckel bezahlt werden.“

In diesem Zusammenhang erzählt Kühne auch von der Vermutung, dass die Hälfte der Gewerbesteuereinnahmen wegbrechen. „Uns geht es hier um die Existenz“. Da fehle den Menschen das Verständnis für solch einen Luxus. „Steuergeld wächst nicht auf Bäumen“, erklärt er. Man müsse es erwirtschaften. Dass man die Fördergelder nehmen muss, weil sie sonst jemand anderes bekommt, ist für Kühne ein Totschlagargument, ohne dass man dabei das große Ganze betrachte. Mit dem Geld der Steuerzahler müsse man verantwortlich umgehen, ganz nach Bedarf.

An manchen Stellen spricht Kühne gewissermaßen von einem „Fördertopfwahnsinn“. So auch bei der Grundschulturnhalle, die für 2,2 Millionen Euro für energetische Maßnahmen saniert und dabei zu 80 Prozent gefördert wird.

Sinnvoller wäre laut Kühne ein Neubau der Halle in der Form, dass sie auch Vereinen nutzen würde, indem sie die Normen einer Vereinsturnhalle erfüllt. „Aber für den Neubau gab es keinen Fördertopf“, sagt er.

Als anderes Beispiel erwähnt er den Fahrradweg auf der Boxteler Bahn. Gebaut wurde dieser laut Kühne vor allem deshalb, weil es 80 Prozent Fördergeld gab. „Wir brauchen aber an anderen Stellen viel dringender Fahrradwege.“

Seiner Auffassung nach sollten Kommunen zwar zweckgebunden Geld bekommen, etwa für den Radwegebau, aber gleichzeitig die Freiheit haben zu bestimmen, an welcher Stelle es Sinn macht. „Das wird sich zwar nicht vom einen auf den anderen Tag ändern, aber wer nicht kämpft, hat schon verloren. Und wir kämpfen“, sagt Kühne.

Die Zeit nach Corona

So wie er das Vorgehen in der Verwaltung betrachtet, denkt er auch über Pläne für die Zeit nach Corona. Statt Luxusprojekte anzugehen, hieße es für ihn, Notleidende zu unterstützen. Darunter Betriebe wie in der Gastronomie oder Sport-, Musik- und Theatervereine. Und bei alledem müsse man ins Gespräch kommen, um unbürokratische Lösungen zu finden.

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