His-Törchen
Anna Elisabeth Soppe, Benn Pit van Lück und Karin Pötzsch (v. l.) sind die Künstler der neuen Ausstellung „Dreisam“ im His-Törchen in Issum. NN-Foto: Thomas Langer

ISSUM. Ein künstlerischer Rundumschlag erwartet kulturell Interessierte ab sofort in der 107. Ausstellung im Issumer His-Törchen. Unter dem Titel „Dreisam“ erwartet Besucher ein vielseitiges Angebot mit Malereien, Gedichten und Handwerk von Anna Elisabeth Soppe, Benn Pit van Lück und Karin Pötzsch. Bis Sonntag, 6. September, dauert die Ausstellung an.

Soppe bedient sich für ihre Kunst einer rund 3.000 Jahre alten Kunsttechnik, auch wenn sie heute eher moderne Erfindungen für ihre Arbeiten bei der „Encaustic“ (griechisch für „Dem Feuer ausgesetzt“) verwendet: Mit einem heißen Bügeleisen und geschmolzenem Wachs erschafft sie allerhand Bilder. Egal ob als Karten, Collagen, Gemälde auf Leinwand und Holz oder ein Bild mit einem eingearbeiteten Medaillon samt Foto ihrer Mutter. Motive wie verschiedene Impressionen vom Niederrhein fertigt sie in unterschiedlicher Form an. Für Feinheiten und Details nutzt sie dabei zum Beispiel die Spitze des Bügeleisens.

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„Es verwundert mich, dass diese Technik nicht weiter verbreitet ist. Es gibt sie auf der ganzen Welt“, sagt Soppe. Seit 12 Jahren arbeitet sie auf diese Weise und hat seitdem keinen anderen Pinsel mehr für ihre Arbeit in die Hand genommen. Außerdem veranstaltet sie Workshops verschiedener Größen, wenn nicht gerade Corona herrscht. Einmal habe sie in Rheurdt mit 16 hochkonzentrierten Frauen gearbeitet. „Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Die Arbeit hat etwas Meditatives“, erzählt sie.

Van Lück ist schon seit über 30 Jahren Künstler. Er und Soppe wohnen im selben Haus und dadurch hat sich irgendwann die Idee einer gemeinsamen Ausstellung ergeben. Van Lück ist vornehmlich Dichter, beschäftigt sich aber zum Beispiel auch mit Installationen. Im His-Törchen fallen schnell die mit seinen Werken bedruckten Blätter ins Auge, die von Blickfängern wie einer Schreibmaschine, Brillen oder Federn ergänzt werden.

Bedrückend, aber wichtig

Seine thematischen Schwerpunkte sind Missbrauch, Verleumdung und Ausgrenzung. Eine Herzensangelegenheit für ihn. „Ich will bewegen. Außerdem müssen wir mehr aufeinander Acht geben, auf die Nachbarn zum Beispiel. Und nicht wegsehen, das ist ganz wichtig“, fasst van Lück zusammen. Dass seine Werke die gewünschte Wirkung zeigen, bewiesen ihm in der Vergangenheit die Tränen einiger Besucher einer seiner Ausstellungen in der Synagoge. Eine Besucherin kam sogar noch einmal zurück, um das Gespräch mit van Lück zu suchen.

Im His-Törchen zeigt er allerdings, dass er auch anders kann. Nämlich „quer durch die Bank“ mit Gedichten aus dem Leben, wonach er auch sein neues Buch benannt hat: „Aus den Leben“. So kommt auch Corona einmal (wieder) zum Zug, das derzeit die Leben aller Menschen prägt. Für die Ausstellung liegt mit „Etwas für Sie dabei“ außerdem ein anderer seiner Sammelbände aus. Mit diesem Band hofft er, dass Leser sich darin wiederfinden.

35 Jahre Künstlerin

Pötzsch machte das Duo für die Ausstellung schließlich zum Trio, nachdem sie 2019 beim offenen Atelier der beiden neben anderen Künstlern ausstellte. Sie widmet sich seit 35 Jahren der Porzellanmalerei. Ganz gleich ob Teller, kleine Töpfchen oder Puppen: Sie zaubert auf viele Gegenstände Dinge, die erkennbar sind. Abstrakte Kunst hingegen ist nicht ihr Metier, wie sie verrät.

Früher erledigte sie auch Auftragsarbeit, bei der die Kunden ihr die Vorlagen mitbrachten. Ein wenig geändert hat sich noch etwas anderes: „Es ist doch sehr teuer geworden: Das Porzellan, die Farben“, erzählt sie. Und etwas aufwändig ist die Prozedur auch. Zwei, drei oder vier Mal gebrannt und nachbearbeitet werden müsse das Material und die Farben. „Aber danach ist es für die Spülmaschine geeignet“, sagt Pötzsch gut gelaunt.

Zur Eröffnung brachte außerdem Bürgermeister Clemens Brüx eine kleine Überraschung und Anerkennung für die Künstler mit: einen Blumenstrauß für jeden.

Die Ausstellung ist für alle Besucher kostenlos, die Öffnungszeiten sind wie folgt: Dienstag bis Donnerstag von 8.30 bis 12.30 Uhr und 14 bis 15.30 Uhr. Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr und Sonntag von 11 bis 13 Uhr und 15 bis 17 Uhr.

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