Mit ihrem Engagement für die Restaurierung der Kerssenboomschen Mühle setzen sich Matthias, Bernhard und Hedwig Wassenberg (Eigentümerfamilie), Kevelaers Bürgermeister Dr. Dominik Pichler und Armin Zocher von der Unteren Denkmalbehörde (v.l.) für den Erhalt eines unwiderbringlichen Stücks Kultur ein. NN-Foto: Gerhard Seybert

WINNKENDONK. Ihre wechselhafte Geschichte war bereits Thema im vierten Winnekendonker Geschichtsbrief, herausgegeben von Wilma Lohmann und Heinrich Kempkes. Demnächst kann im Geschichtsbrief von einem neuen Kapitel in der Geschichte der 1848 erbauten Kerssenboomsche Mühle in Winnekendonk berichtet werden, denn sie soll zu neuem Leben erweckt werden.

So das langfristige Ziel ihrer Eigentümer, der Familie Wassenberg. Sie erbte das Denkmal von ihrer Tante, der „sehr viel an der Mühle gelegen hat”, wie sich Hedwig Wassenberg erinnert. Bevor sich die Flügel wieder drehen, sind umfangreiche Instandsetzungsarbeiten notwendig. „Des einen Pech ist des anderen Glück”, sagt Kevelaers Bürgermeister Dr. Dominik Pichler bei einem Ortstermin vor dem historischen Gebäude. Pech hatte die Immerather Mühle. Um Platz für die Erweiterung des Braunkohletagebaus Garzweiler II zu bekommen, wurde das denkmalgeschützte Gebäude vom Tagebaubetreiber RWE mit Sondergenehmigung abgerissen. Die ursprünglichen Pläne, die Mühle zu erhalten, scheiterten. Quasi als Wiedergutmachung für den Abriss verpflichtete sich RWE zu einer Spende an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit der Auflage, damit eine Mühle zu fördern, die der Immerather ähnlich sehe. Glück für die Kerssenboomsche Mühle, denn sie entspricht dem Anforderungsprofil. Armin Zocher von der Unteren Denkmalbehörde hatte erfolgreich die Verbindung zwischen Stiftung und Stadt Kevelaer hergestellt. Das komplett erhaltene Innenleben der Winnekendonker Mühle habe den Landeskonservator Dr. Stürmer beeindruckt, weil „ihre Nutzung komplett ablesbar ist”, sagt Armin Zocher. Zudem sei ihre Technik im großen Umfang erhalten. Mit der Fördersumme von 200.000 Euro kann sie vor dem weiteren Verfall gerettet werden. Die Haube ist abgenommen und zur Restaurierung in die Niederlande gebracht worden. Um das Innere vor weiteren Wasserschäden zu schützen – das Dach war undicht – wurde sie abgedeckt. Die Flügel der 1949 stillgelegten Mühle sind abgenommen, die circa 28 Meter langen Rotoren liegen in der Nähe des Torsos. Die Restaurierungsarbeiten werden Jahre in Anspruch nehmen, Ungeduld ist nicht angebracht. Die Förderung aus Denkmalschutzmitteln kann nur für einzelne Maßnahmen beantragt werden, wie für die Restaurierung der Flügel oder der Haube, sagt Zocher. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz trägt 90 Prozent der Kosten, die Familie Wassenberg zehn Prozent. Die Stadt Kevelaer leistet keinen Beitrag, denn „sie verfügt über keinen Denkmalfördertopf”, erklärt Bürgermeister Pichler. „Mit der Restaurierung der Mühle wird Kultur erhalten”, sagt er freudig. Das sei – wie auch bei der Sanierung der Kevelaerer Basilika-Orgel – auch in Corona-Zeiten möglich und nötig, hält er möglichen Kritikern entgegen.

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