Müllgebühren sinken drastisch im Kreis Wesel

Kredite für den Asdonkshof sind abgezahlt, nun können die Bürger profitieren und zahlen ab 2021 im NRW-Vergleich deutlich geringere Gebühren

KREIS WESEL. „Dies ist ein Tag, auf den wir seit vielen Jahren hingearbeitet haben“ , eröffnete Landrat Dr. Ansgar Müller das Pressegespräch im Asdonks­hof und er erklärte sofort warum: „Ich kann dem Kreistag den Vorschlag machen, die Abfallgebühren drastisch zu senken.“ Und konkret: „Die jährliche Grundgebühr soll von 21,50 Euro auf 2,50 Euro gesenkt werden. Das ist in etwa ein Zehntel des bisherigen Betrags. Auch bei der Leistungsgebühr schlagen wir eine erhebliche Senkung um etwa die Hälfte vor: Statt der derzeitigen 207 Euro pro Tonne wird die Gebühr nur 109 Euro betragen.“

Vor dem Asdonkshof überbringen die Herren gute Neuigkeiten zur Gebührensenkung: (v.l.) Josef Devers, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Kreis Weseler Abfallgesellschaft (KWA), Geschäftsführer der KWA Peter Bollig, Landrat Dr. Ansgar Müller, Vorstandsmitglied für den Bereich Abfallwirtschaft Helmut Czichy, Aufsichtsratsvorsitzender Heinz-Günter Schmitz und Lars Löding, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender NN-Foto: Lorelies Christian

Lag das Gesamtgebührenaufkommen in 2019 noch bei 31,4 Millionen Euro, wird es sich in 2021 auf 11,5 Millionen Euro, also um 64,5 Prozent, verringern. Waren die Gebühren in den vergangenen Jahren Spitzensätze in NRW, so werden sie ab 2021 zu den niedrigsten gehören, betonte Müller mit Stolz und dankte allen Beteiligten, Politikern und Verantwortlichen beim KWA, dass sie über die vielen Jahren die Entscheidungen zur Gebührenregelung mitgetragen haben. Zustimmung auch von Josef Devers, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der KWA: „Jetzt können wir die Ernte einfahren und unseren Bürgerinnen und Bürgern eine bundesweit vergleichsweise sehr günstige Entsorgung anbieten. Davon werden wir die nächsten Jahre alle gemeinsam profitieren.“ Allerdings schränkte er ein, dass die Entsorgung nur einen Teil der Gebühren für die Bürger ausmacht, der andere Teil wird für die Abholung berechnet und von den Kommunen festgelegt. Daher macht der Kreisanteil zwischen 30 und 60 Prozent aus, je nach Stadt und Gemeinde.

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Heinz-Günter Schmitz, Vorsitzender des Aufsichtsrates, ist überzeugt: „Das Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof ist ein anerkannter Betrieb hier am Ort und darüber hinaus geworden, der mit extrem guten Emissionswerten punktet und mit seiner sehr engagierten Mannschaft als zuverlässiger Partner in allen Entsorgungsfragen geschätzt wird. Die deutlich sinkenden Gebühren tragen sicherlich weiter dazu bei, dass die Menschen unserer Region froh sind, dauerhaft Sicherheit für die Entsorgung ihres Abfalls zu annehmbaren Kosten zu haben.“

Zur Geschichte

Als vor 23 Jahren das Abfall­entsorgungszentrum Asdonkshof in Kamp-Lintfort für den Kreis Wesel gebaut wurde, war es überdimensioniert im Verhältnis zum Müllaufkommen der Bürger des Kreises Wesel. Die Verantwortlichen der damaligen Zeit haben daran keine Schuld, betonte der Landrat. Die Bezirksregierung hatte Vorgaben gemacht, sogenannter „Mülltourismus“ wurde verboten, gewerbliche Abfälle durften nicht mehr hoheitlich entsorgt werden. Die Gegner der Entsorgungsanlage konnten durchsetzen, dass hohe Umweltstandards erfüllt werden mussten (zum Beispiel den 200 Meter hohen Turm, der inzwischen zum „Wahrzeichen“ von Kamp-Lintfort geworden ist). Das alles kostete sehr viel Geld, das die Kreis Weseler Bürger zurückzahlen mussten.

Dies haben sie nun nach 23 Jahren geschafft. Lars Löding, stellevertretender Aufsichtsratsvorsitzender, bringt es auf den Punkt: „Die Anlage war gut und teuer und jetzt ist sie noch besser, aber nicht mehr teuer!“ Denn darin sind sich alle einig: Es handelt sich um eine hochmoderne Anlage, die sich immer weiter entwickelt hat entsprechend der Bedürfnisse und der neuesten Technik. Es geht nicht nur um Verbrennung von Rest- und Sperrmüll. Receyclen hat einen hohen Stellenwert, auch die Kompostieranlage ist ein Standbein der Kreis Weseler Abfallgesellschaft, das sogar noch ausgebaut und verbessert wird in Zusammenarbeit mit dem Kreis Viersen. Geschäftsführer Peter Bollig spricht von seinem spannenden Job mit Zukunftsperspektive. In Zusammenarbeit mit der LIINEG wird ein Konzept erabeitet zur Behandlung des Klärschlamms. Lödig verweist darauf, dass der Asdonkshof auch als Arbeitgeber und Ausbilder eine große Rolle für die Region spielt, immerhin gibt es in Kamp-Lintfort 180 Beschäftigte.

Die Kreisgremien beraten im Juni über das Gebührenmodell. Das endgültige Gebührenmodell sowie die Gebührenhöhe für 2021 wird voraussichtlich in der Oktober-Sitzung des Kreistages beschlossen werden. Auf Basis eines Kreistagsbeschlusses werden dann die Städte und Gemeinden ihre für die Bürgerinnen und Bürger maßgebenden Gebührenkalkulationen erstellen.

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