Auf den Einkaufsstraßen in der Venloer Innenstadt müssen die Besucher so weit wie möglich auf der rechten Seite gehen. NN-Foto: Andrea Kempkens

NIEDERRHEIN. Einen Ansturm von deutschen Einkaufstouristen befürchtet die Stadt Venlo für den morgigen Feiertag Christi Himmelfahrt. Bereits am vergangenen Sonntag sei es in der Venloer Innenstadt zu voll gewesen, vor allem die Zahl der deutschen Besucher an Wochenenden und Feiertagen erfordere nun zusätzliche Maßnahmen, heißt es seitens der Stadt. Für einen Familienausflug nach Venlo sei es einfach noch zu früh. Die Behörden rufen zur Disziplin auf: Besucher sollen alleine kommen, ihre Einkäufe gezielt planen, stundenlanges Bummeln vermeiden und mindestens 1,50 Meter Abstand halten.

Da in den Niederlanden anders als in Deutschland keine weitreichende Maskenpflicht gilt, scheint es, als würden die deutschen Besucher die Lage in den Niederlanden entspannter empfinden als in Deutschland. „Dabei vergessen sie leider oftmals die bei uns geltenden Regeln”, erklärt Erwin Boom, Beigeordneter der Stadt Venlo, „Wenn wir Niederländer nach Deutschland fahren, tragen wir zum Einkaufen eine Mundschutzmaske nach den deutschen Regeln. Wir möchten unseren deutschen Gästen nahelegen, auch die niederländischen Regeln zu befolgen.” Das habe am vergangenen Wochenende leider noch nicht funktioniert, als die Innenstadt regelrecht von Besuchern überflutet worden sei. „Das sorgt natürlich für Spannung”, so Boom. Die Niederlande verzichten auf eine generelle Maskenpflicht (Ausnahme ist der öffentliche Personennahverkehr), da aus Sicht der Gesundheitsorganisationen das Tragen eines „Mondkapje” nur bedingt gegen die Verbreitung des Corona-Virus schützt. Unbedingt eingehalten werden muss aber ein Mindestabstand von 1,50 Meter. Wird gegen diese Regel verstoßen, so kann eine Geldbuße von 390 Euro pro Person verhängt werden.

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„Natürlich sind Wirtschaft und Handel froh um die deutschen Besucher, die jetzt wieder nach Venlo kommen, aber dennoch hat für uns die Sicherheit oberste Priorität und wir müssen auch an die Sicherheit unserer eigenen Bürger denken”, erklärt Erwin Boom. „Ein geplanter Einkauf oder das Wandern an der Maas sind gar kein Problem, aber stundenlanges Bummeln muss vermieden werden. Denn die Abstandsregeln sind so einfach nicht einhaltbar.” Aus Angst vor einer Infektion würden viele Einwohner von Venlo zu Hause bleiben und die eigene Innenstadt meiden.

Als Konsequenz aus den Erfahrungen des vergangenen Wochenendes werden Sicherheitskräfte, das Krisenmanagement und Polizisten das Besucheraufkommen in der Venloer Innenstadt ab sofort verschärft beobachten – mit Kameraüberwachung und Vor-Ort-Beobachtungen. An verkehrstechnisch wichtigen Straßenpositionen werden Verkehrslotsen eingesetzt, um den Verkehrsfluss und die Verteilung auf die verschiedenen Parkhäuser und -plätze besser zu regeln. Einige Straßen im Stadtzentrum werden zudem zu Einbahnstraßen umfunktioniert, bei Bedarf können Straßen vorübergehend gesperrt werden, so dass keine neuen Besucher einfahren können. „Im Zweifel werden wir gezwungen sein, Autofahrer nicht mehr in den Innenstadtbereich fahren zu lassen”, kündigt Boom an. „Eigentlich wollen wir das nicht, aber es könnte sein, dass uns keine andere Möglichkeit bleibt.”

Maximal 3.000 Besucher im Outlet Roermond

Auch das Outlet in Roermond hat in Vorbereitung auf den Himmelfahrtstag zusätzliche Maßnahmen ergriffen und die zulässige Besucherzahl im Outlet auf 3.000 reduziert. Der Spitzenwert von 2.800 Besuchern am vergangenen Samstag sei noch gut zu bewältigen gewesen, heißt es aus dem Outlet. Beim Höchststand von 3.400 Besuchern am Sonntag hätten die Betreiber allerdings festgestellt, dass die Kapazität zur Kontrolle der Menschenmenge unzureichend war. Crowd-Control-Experten werden nun ab sofort die Warteschlangenbildung managen. Diese eigens zugewiesenen Spezialkräfte werden die Warteschlange insgesamt auflösen und das Geschäft vorübergehend schließen, falls die Schlange zu lang werden sollte. Nicht zuletzt weisen die Behörden auch darauf hin, dass die Gastronomie in den Niederlanden nach wie vor geschlossen ist.

Corona in den Niederlanden
Am 28. Februar wurde in den Niederlanden die erste Covid-19-Infektion gemeldet. Betroffen war zunächst vor allem der Süden des Landes. Mitte März begann die Regierung, das öffentliche Leben einzuschränken, um eine weitere Verbreitung des Virus zu verhindern. Am Mittwoch waren laut offiziellen Angaben des Rijksinstituut voor Volksgezondheid en Milieu insgesamt 44.447 Personen positiv auf das Virus getestet worden, 5.748 Menschen sind verstorben. Die niederländische Regierung hat einen Stufenplan mit schrittweisen Lockerungen aufgestellt. So werden etwa erst ab Juni kulturelle Einrichtungen wieder öffnen und auch die Schulen öffnen erst am 2. beziehungsweise 8. Juni wieder.

 

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