KAB fordert mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege

Emmericher KAB-Gruppe unterstützt Maiaufruf: „Jetzt Care-Arbeit aufwerten“

EMMERICH. Die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung in der Pflege sind seit längerer Zeit strittige Themen. Aber: „Die aktuelle Lage hat die Probleme richtig zu Tage treten lassen“, sagt Johannes Looman, Vorsitzender der KAB Nikolaus Groß Emmerich. Die Gruppe unterstützt den Maiaufruf des KAB-Diözesanverbandes Münster: „Jetzt Care-Arbeit aufwerten!“

Looman KAB
Johannes Looman, Vorsitzender der KAB in Emmerich.
Foto: privat

Darin betont die KAB in aller Deutlichkeit: „Krankenhausschließungen, Personalabbau im Gesundheitswesen und eine katastrophale Sparpolitik im Pflege- und Gesundheitsbereich in der Vergangenheit haben die Corona-Pandemie zu einem Wettlauf mit dem Tod gemacht.“ Das Pflegepersonal sei überlastet, auch eine fehlende Versorgungssicherheit verschärfe die Krise. Nun seien Wirtschaft und Politik gefordert.

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Johannes Looman ergänzt dazu: „Wir hören in den vergangenen Wochen immer von den ‚systemrelevanten Berufen‘. In der Krise ist rausgekommen, wie wichtig Berufe im Gesundheitsbereich, aber auch im Einzelhandel und in der Jugendeinrichtungen sind, um das System am Laufen zu halten.“ Diese müssten nun endlich tariflich besser bezahlt werden. „Wir haben als KAB auch immer gesagt: Es kann nicht sein, dass eine Vollzeitbeschäftigte noch aufstocken muss.“ Auch die Ausbeutung von Leiharbeitern habe man im Blick und müsse abgeschafft werden. Der KAB-Verband in Münster fordert zudem, das derzeitige Kurzarbeitergeld auf 100 Prozent aufzustocken.

“Konnten dank kleinerer Kliniken besser reagieren”

Doch ist es mit der Bezahlung allein nicht getan. So forderten Gesundheitsökonomen noch im vergangenen Jahr, die Zahl der Kliniken in Deutschland drastisch zu reduzieren. Kleine Krankenhäuser gefährdeten ihrer Ansicht nach die Versorgung der Patienten. Ein Irrweg, findet Looman: „Nicht zuletzt dank der kleineren Kliniken konnten wir auf die Coronakrise besser reagieren als beispielsweise Italien“, ist er überzeugt.

Die Politik hat laut Looman in der Krise insgesamt gut gehandelt. „Ich hoffe, dass sie jetzt die richtigen Lehren zieht.“ Soll heißen: auch kleinere Kliniken erhalten, Personal entlasten und besser bezahlen. Die Chancen, dass Deutschland tatsächlich aus der Krise lernt, beziffert Looman mit „50:50 – sie kann am Ende auch eine Chance sein“. Natürlich sehe er die Gefahr, dass Wirtschaft und Politik bei einer Rückkehr zur Normalität „alles wieder vergessen. Andererseits sind wir alle mal richtig geerdet worden. Daher hoffe ich, dass sich viele besinnen und daran erinnern werden, worüber in der Krise nachgedacht wurde.“

Globale Produktion gefährdet Gesundheitsversorgung

Weiter fordert die KAB mehr Solidarität mit Beschäftigten im Dienstleistungsbereich. „Globale Produktions- und Lieferketten, die einzig auf Profit ausgerichtet sind, gefährden nachhaltig die Gesundheitsversorgung in Deutschland.“ Auch schaffe eine häusliche Pflege, die auf billige, osteuropäische Hilfskräfte angewiesen sei, keine Sicherheit für die Angehörigen. Jedoch gibt Looman zu bedenken: „Wir können derzeit nicht auf diese Kräfte verzichten. Denn Kräfte aus Deutschland sind kaum zu finden zu dem Gehalt, das gezahlt wird.“ Und zu den Arbeitsbedingungen, immerhin verzichteten die Kräfte bei der 24-Stunden-Betreuung auf vieles. „Es ist ein schmaler Grad“, weiß Looman.

Letztlich kann er sich nur der zentralen Forderung des KAB-Verbandes anschließen: bessere Arbeitsbedingungen und höhere Bezahlung im Pflegebereich.

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