Gastronomen
Die Unternehmer-Familie Marc, Heinz und Monika Janssen (v.l.) bietet in ihrem Hotel die Möglichkeit zum „Homeoffice“ an. NN-Foto: Theo Leie

KREIS KLEVE. Die Gastronomie und Hotellerie atmet ein Stück weit auf: Nach dem neuesten Beschluss der Landesregierung Nordrhein-Westfalens dürfen Restaurants ab dem kommenden Montag wieder öffnen, nachdem sie zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie Mitte März zwangsweise schließen mussten. Die Hotels sollen am 30. Mai folgen.

„Die Gastronomen im Kreis Kleve sind froh darüber. Sie haben jetzt wieder eine Perspektive. Allerdings sind die Auflagen sehr hoch. Sie sind nicht für jeden direkt am Montag schon umsetzbar. Zudem bedeutet die strenge Regulierung der zu bewirteten Personen gerade für die kleinen Betriebe, von denen wir hier am Niederrhein viele haben, keine große wirtschaftliche Erleichterung. Für sie rechnet sich der Betrieb nur, wenn das Restaurant voll ist“, sagt Han Groot Obbink, Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gastronomen-Verbandes (Dehoga) im Kreis Kleve und Geschäftsführer des Wunderlands Kalkar. Nichtsdestotrotz überwiege aber die Freude, ab Montag endlich wieder Gäste empfangen zu dürfen.

-Anzeige-

Der allabendliche Restaurant-Betrieb im Hotel See Park Janssen in Geldern soll ab Montag wieder starten. Bei Marc Janssen, Geschäftsführer des Seeparks, war die Erleichterung darüber groß. „Mit unserem Hygienekonzept, das wir bereits im Vorfeld erstellt haben, waren wir bereits gut aufgestellt, sodass wir die Auflagen bis Montag erfüllen können“, sagt Janssen. Von einem Normalbetrieb sei man zwar immer noch weit entfernt, „aber es ist ein gutes Signal, dass es wieder losgeht – für uns, aber auch für die Bevölkerung. Viele möchten wieder raus und haben zu schätzen gelernt, was ihnen die Gastronomie bietet“, ist Janssen überzeugt.
Genug Platz im Restaurant

Restaurant-Bereich vergrößern

Die Wiedereröffnung stelle sein Team jedoch auch vor Herausforderungen. „Die Lieferketten müssen jetzt schnell wieder aktiviert werden“, sagt Janssen, der aber zuversichtlich ist, dass das auch in dieser kurzen Zeit gelinge. „Wir haben ja auch noch einen gewissen Bestand, weil wir Mitte März so abrupt aufhören mussten“, sagt der Geschäftsführer. Hohe Hygienestandards habe sein Betrieb ohnehin schon gehabt, so dass die Auflagen in dem Bereich den See Park keine Probleme bereiten würden.

In den vergangenen Tagen und Wochen bereitete der See Park zudem die Wiedereröffnung bereits intensiv vor und stellte unter anderem Hinweise auf die Abstandsregelungen auf. Da das Wellness- und Tagungshotel zudem sehr viel Platz biete, könnten auch die Abstandsregelungen im Restaurantbereich problemlos eingehalten werden. „Da es in nächster Zeit ohnehin keine großen Tagungen oder Festlichkeiten in unserem Haus geben wird, können wir auch den Tagungsbereich als Restaurant umfunktionieren“, sagt Janssen. Die Tische könnten so ausreichend auseinander gestellt werden. Lediglich auf (Frühstücks-)Buffets müssen die Besucher in nächster Zeit verzichten. Das verbietet zurzeit der Erlass des Landesministeriums.

Der See Park Janssen in Geldern öffnete seinen Betrieb allerdings bereits am Anfang dieser Woche ganz behutsam für Geschäftsreisende. Sie konnten seit Montag wieder in einem der 88 Zimmern schlafen. Zudem setzten die Betreiber noch eine kreative Idee um: Den Berufstätigen, die Zuhause nicht in Ruhe arbeiten können oder nach langen Wochen des Homeoffices mal wieder einen Tapetenwechsel haben möchten, bietet der See Park seine mit Schreibtischen ausgestatteten Zimmer tagsüber als Räumlichkeiten für das „Homeoffice“ im Hotel an. „Sie können dabei auf das ganze Angebot des Hauses zurückgreifen – darunter auch unser schnelles WLAN“, sagt Janssen. Die ersten 15 Berufstätige hätten bereits das Angebot in Anspruch genommen.

„Ja“-Hotel vor Eröffnung

Die Zeit hat der See Park Janssen außerdem genutzt, um notwendige Arbeiten, die im regulären Betrieb aber schwierig waren durchzuführen, von Handwerkern erledigen zu lassen. „In den ersten Wochen hatten sie allerdings keine Zeit für uns. Aber mittlerweile läuft alles“, sagt Janssen. Gute Nachrichten gebe es diesbezüglich auch vom neuen „Ja“-Hotel by See Park, das im ehemaligen Finanzamt in Geldern entsteht und eigentlich bereits vor zwei Wochen Eröffnung feiern sollte. Es steht also bereits in den Startlöchern, um die ersten Gäste empfangen zu können.

Mit beiden Hotels blickt Marc Janssen aber optimistisch in die Zukunft. „Größere Tagungen werden denke ich in diesem Jahr nicht mehr stattfinden. Durch die Reisebeschränkungen ins Ausland werden aber möglicherweise mehr Deutsche auch bei uns am Niederrhein Urlaub machen wollen. Ich denke, dass die Nachfrage nach Fahrradtouren, Ausflügen und Erkundungen bei uns in der Region steigen wird“, sagt Janssen.

Das sei auch im Hinblick auf das neue „Ja“-Hotel eine positive Prognose. „Unser neues Hotel ist darauf ausgelegt, Gäste zu bewirten, die beruflich in der Region sind oder die Umgebung erkunden wollen, während der See Park mit seinem großen Wellnessbereich mehr Aufenthaltsqualität im Hotel bietet“, sagt Janssen, der davon ausgeht, dass auch die Nachfrage nach diesem Angebot nach den Lockerungen wieder steigen werde. Derzeit gebe es bereits die ersten, noch verhaltenen Nachfragen.

Freizeitpark öffnet wieder

Das Wunderland in Kalkar möchte seinen Hotel- und Gastronomiebetriebe Ende Mai wieder öffnen. Der Freizeitpark soll bereits am nächsten Samstag, 16. Mai, voranschreiten. Statt bis zu 5000 Besuchern (an guten Tagen), dürften sich zunächst allerdings nur maximal 2000 Leute im Freizeitpark aufhalten. „Ich gehe aber sowieso davon aus, dass der Start erstmal verhalten sein wird“, meint Groot Obbink. Trotzdem müsste das Wunderland gewährleisten, dass im Park und auch in den Fahrgeschäften der Sicherheitsabstand gewährleistet sein müsste.

Zurückhaltend ist der gebürtige Niederländer auch in Bezug auf den Ende Mai startenden Hotelbetrieb. „Ich denke, dass wir in diesem Jahr keine 1000 Besucher pro Nacht mehr beherbergen können, da ja keine größeren Messen erstmal mehr stattfinden können. Daher rechne ich nur noch mit maximal 500 bis 600 Gästen pro Nacht“, meint Groot Obbink. Er habe deshalb den noch möglicherweise zu erzielenden Umsatz in diesem Jahr im Vergleich zum vergangenen Jahr um die Hälfte runtergeschraubt.

Auch das Hotel Klostergarten in Kevelaer, das der Caritasverband Geldern-Kevelaer betreibt, musste seinen regulären Hotel-Betrieb Mitte März regulär einstellen. Seit Ostern nahm das Hotel Klostergarten aber dennoch eine wichtige Rolle ein: Dort wurde nämlich eine Quarantäne- und Isolierstation für Corona-Patienten eingerichtet. „Der Kreis Kleve hatte angefragt, ob wir diese reine Isolierstation einrichten können“, berichtet Esther Siebers, Stabsstelle Kommunikation des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer.

Isolierstation im Hotel

Es seien allerdings keine akuten Fällen behandelt worden. „Ins Hotel Klostergarten kamen vielmehr positiv getestete und pflegebedürftige Menschen, deren Versorgung im Haushalt nicht mehr gewährleistet oder wenn die Kapazitäten der bereits vorhandenen Einrichtungen und Wohnformen für die Versorgung pflegebedürftiger Menschen nicht mehr ausreichend war“, sagt Siebers. Insgesamt seien es seit Ostern etwa ein Dutzend pflegebedürftige Menschen gewesen, die von Pflegekräften auf der „Isolierstation“ im Hotel Klostergarten in Kevelaer betreut worden seien.

Der neue Erlass der Landesregierung bedeutet nun allerdings das Aus für die Isolierstation im Hotel Klostergarten. „Laut Allgemeinverfügung dürfen nur noch Personen in vollstationäre Einrichtungen aufgenommen werden, die zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Einrichtung ein negatives Testergebnis vorlegen können“, teilt Siebers mit. Um dem in Corona-Zeiten dennoch großen Versorgungsbedarf nachzukommen, werde das Hotel Klostergarten nach Rücksprache mit dem Kreis Kleve als solitäre Kurzzeitpflegeeinrichtung weitergeführt. „Wir rechnen mit einer Schließung der Einrichtung zu Ende Juni dieses Jahres“, sagt Siebers.

Vorheriger ArtikelAktueller Stand der Corona-Fälle im Kreis Wesel
Nächster Artikel590 bestätigte Corona-Infektionen