GOCH. Über ein Geschenk freut man sich – das ist auch beim Museum Goch nicht anders. So konnten nun zwei Werke des Malers Eduard von Gebhardt (1838 bis 1925) der Sammlung, die bereits 20 seiner Gemälde, unter anderem bedeutende Ölstudien umfasst, hinzugefügt werden.

„Wenn man eine solche Sammlung besitzt, kommt immer wieder etwas hinzu; Anfragen zu ihm bekommt unser Haus regelmäßig“, berichtet Museumsdirektor Dr. Stephan Mann. Nun haben zwei verschiedene Stifter Bilder von Gebhardt an das Museum Goch gegeben.

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Zum einen den Portraitkopf eines älteren Mannes, gefasst in einen prachtvollen Holzrahmen. „Hier wird deutlich, wie Bilder früher im großbürgerlichen Millieu präsentiert wurden“, so Dr. Mann. Gerade bei den Portraits sei Gebhardt sehr frei in seiner Malerei gewesen: „Farbplanung und –mischung waren exzellent.“ Hier habe er sich einen besonderen Namen gemacht und ganz klassisch als Maler solche Aufträge angenommen.

Polarität prägt ausgehendes
 19. Jahrhundert

Eduard von Gebhardt, der seit 1873 Professor an der Düsseldorfer Akademie war, fühlte sich als protestantischer Künstler außerdem der Idee verpflichtet, biblische Geschichte darzustellen. Damit, so Dr. Mann, bildet er den Gegenpol zu Ferdinand Langenberg und seiner Kunst, die von der Theologie des Katholizismus geprägt ist. Auf protestantischer Seite Historie, auf katholischer Seite Verklärung – diese Polarität habe das ausgehende 19. Jahrhundert geprägt und werde durch die beiden Künstler, die mit ihren Werken im Museum Goch vertreten sind, ausgedrückt.

Die vier Zeichnungen von Damaris Kerkhoff und die beiden Werke des Malers Eduard von Gebhardt bereichern nun als Ankauf beziehungsweise Schenkungen die Sammlung im Museum Goch. NN-Fotos (3): Rüdiger Dehnen

Bei der zweiten Schenkung handelt es sich um eine Skizze, eine Arbeit auf Papier. Dargestellt ist eine junge Frau, die etwas serviert. „Da wir wenig Aquarelle oder Skizzen von Eduard von Gebhardt besitzen, haben wir uns sehr gefreut, und nehmen die Schenkung gerne an“, zeigt sich Dr. Mann begeistert.

Förderverein war aktiv

Trotz Corona-Krise geht die Arbeit hinter den – noch – geschlossenen Museumstüren weiter (lesen Sie mehr dazu am kommenden Samstag). Der Förderverein war ebenfalls aktiv und hat vier Zeichnungen der Künstlerin Damaris Kerkhoff gekauft. 2019 wurde ihre Ausstellung „Winzig van Goch“ mit verschiedenen Objekten und Installationen als erste nach der Museums-Renovierung gezeigt. Allerdings handelt es sich bei dem Ankauf nicht um Zeichnungen im landläufigen Sinne: Mit der Nähmaschine hat Damaris Kerkhoff Linien auf ein Blatt Papier gebracht: Etwas, was keine eindeutige Assoziation an Gegenständliches zulässt. „Hier wird der Bereich zwischen Abstrakt und Gegenständlich sichtbar“, erklärt Dr. Mann. Zeichnen mit der Hand sei das Ursprünglichste, was man als Künstler tun könne – diesen Part übernehme hier die Nähmaschine: „Mit dieser Veränderung spielt die Künstlerin.“ Sobald die Linie auf das Papier gebracht sei, entstehe ein Raum, Assoziationen wären möglich: „Das kann in eigene Gedankenwelten führen, wenn man sich darauf einlässt.“ Dafür müsse man sich die Zeit nehmen, so wie Künstlerin für ihre genähten Linien.

Immer wieder wolle man zeigen, dass Museen unterschiedliche Ideen in die Gesellschaft hereingeben und so auch zum Diskurs anregen, betont Dr. Mann: „Es ist ein Angebot an die Gesellschaft, sich auseinanderzusetzen.“

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