Fußball-Vereine sprechen sich für Saison-Abbruch aus

Der Fußball-Verband Niederrhein erarbeitet derzeit verschiedene Szenarien

KREIS KLEVE. Seit Mitte März ruht der Fußball aufgrund der Coronavirus-Pandemie auch in den Amateurligen am Niederrhein. Dass der Spielbetrieb schnell wieder aufgenommen werden kann, ist ausgeschlossen. „Fußball ist ein Kontaktsport. Selbst unter Auflagen und ohne Zuschauer ist ein Spielbetrieb im Amateur-Bereich kaum möglich. Unsere 1225 Vereine, die wir im Fußballverband Niederrhein im Spielbetrieb haben, können ihre Spieler nicht isolieren“, sagt Henrik Lerch, Pressesprecher des Fußballverbands Niederrhein (FVN). In dieser Woche hat der Verband daher Videokonferenzen mit Vertretern der Ober-, Landes- und Bezirksligisten durchgeführt. Die Resonanz war eindeutig: Die große Mehrheit der Vereine ist für einen Saison-Abbruch.

Zurzeit ist nicht nur der Spielbetrieb eingestellt, auch alle Platzanlagen sind gesperrt. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

In der Oberliga Niederrhein, in der auch der SV Straelen und der 1. FC Kleve mit ihren ersten Mannschaften vertreten sind, haben sich allein 16 von 17 an der Video-Konferenz teilnehmenden Vereinen für einen sofortigen Saison-Abbruch ausgesprochen. „Die Vereine möchten eine Planungssicherheit haben. Es ist ja überhaupt nicht absehbar, wann die Kontaktsperren aufgehoben werden können. Auch wenn Sportanlagen in Nordrhein-Westfalen bald wieder geöffnet werden sollen, wird ein normales Fußball-Training nicht durchgeführt werden können. In manchen Sportarten wie Golf oder Tennis, wo der Abstand zwischen den Sportlern ohnehin groß ist, wird das gehen. Aber Fußball ist und bleibt ein Kontaktsport“, sagt Lerch.

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Houben findet Saison-Abbruch alternativlos

Da es schwer einzuschätzen sei, wie sich die Situation auch zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr darstelle, ist eine Fortführung der Saison ab Herbst zumindest für die meisten Vereine keine wünschenswerte Option. „Mittlerweile wurden viele praxisnahe Begleitumstände erläutert, wenn man die Saison bis in den Winter oder noch weiter hinauszieht. Nach Abwägen all dieser Dinge ist ein Abbruch der Saison alternativlos“, sagt Stephan Houben, sportlicher Leiter des SV Straelen.
Keine leichte Entscheidung

Auch wenn bereits vieles für einen Saison-Abbruch spricht, macht sich der Fußballverband Niederrhein die Entscheidung nicht leicht. „So eine Situation, dass eventuell eine komplette Saison abgebrochen werden muss, gab es noch nie. Deshalb bedarf sie einer umfangreichen Wertung“, sagt Lerch. Der FVN sei dazu auch im Austausch mit den anderen Landesverbänden in Deutschland. „Wir erarbeiten verschiedene Szenarien“, sagt Lerch. Ein mögliches Szenario sei, dass die Mannschaften, die zurzeit auf einem Aufstiegsplatz stehen, in die nächst höhere Liga aufsteigen dürfen. Absteiger solle es hingegen nicht geben. „Stattdessen würden die einzelnen Ligen aufgestockt werden. Daran würde es auch nicht scheitern. Mit mehr Absteigern in den nächsten Jahren würde die Ligen-Stärke wieder runtergespielt werden“, erläutert Lerch. Für den Verband sei es aber eine schwierige Aufgabe, eine endgültige Entscheidung zu treffen. „Egal wofür wir uns entscheiden, wir werden wohl nie alle glücklich machen“, meint Lerch.

SV Straelen will aufsteigen

Stephan Houben vom SV Straelen plädiert für das Szenario, dass Mannschaften aufsteigen dürfen, aber niemand absteigt. „Das würde der momentanen Situation am besten tun und schlussendlich die wenigsten Schmerzen verursachen. Eine Aufstockung der Liga könnte man in den nächsten Jahren wieder runterspielen, wie man es bereits vor einigen Jahren mit der Liga-Reform gemacht hat. So können dann vielleicht sogar höhere Zuschauereinnahmen die Verluste, die gerade durch den Spielausfall entstehen, ein wenig kompensiert werden“, meint Houben. Für ihn und den SVS stehe aber letztendlich nur eines im Vordergrund: „Der SV Straelen muss in der neuen Saison in der Regionalliga antreten. Alles andere wäre bei einem 19-Punkte-Vorsprung, den wir derzeit auf den Tabellenzweiten in der Oberliga haben, und der Tatsache, dass wir als einziger Oberliga-Verein eine Lizenz für die Regionalliga beantragt haben, nicht wiedergutzumachen“, macht Houben deutlich.

Noch prekärer als in den jeweiligen Ligen ist allerdings die Situation im Niederrheinpokal. „Hier haben wir in diesem Jahr die Besonderheit, dass sich unter den vier Halbfinalisten drei Oberligisten (darunter der 1. FC Kleve; Anm. d. Red.) und nur ein Regionalligist befinden – das ist eher selten. Natürlich möchten wir den Oberligisten nicht die Chance auf ein Finale im Niederrheinpokal, in dem einer ja auf jeden Fall stünde, und den Einzug in die erste Runde des DFB-Pokals verwehren. Für diese würde es dann ja auch TV-Gelder geben“, sagt Lerch vom FVN.

Dass die Halbfinalspiele und das Finale aber bald stattfinden können, ist zum jetzigen Zeitpunkt äußerst unwahrscheinlich. „Natürlich haben wir auch schon drüber nachgedacht, nur die Spiele im Niederrheinpokal ohne Zuschauer noch auszutragen. Aber auch da ist und bleibt Fußball ein Kontaktsport. Selbst wenn nur elf gegen elf spielen würden, könnten die beiden Mannschaften sich gegenseitig infizieren“, sagt Lerch. Dieses Risiko zum jetzigen Zeitpunkt einzugehen, sei viel zu groß.

Ungewisse Situation im Pokal

Wie aber in diesem Punkt weiter verwahren werde, sei derzeit völlig ungewiss. „Da sind wir auch auf die Entscheidungen des DFB (Deutschen Fußball-Bundes; Anm. d. Red.) angewiesen. Es steht ja noch nicht einmal fest, wie und wann der DFB-Pokal ausgetragen wird“, sagt Lerch. Der 1. FC Kleve hätte eigentlich bereits in dieser Woche den 1. FC Bocholt zum Halbfinale des Niederrheinpokals am Bresserberg empfangen sollen. Mehr als 1000 Zuschauer wären zu dieser Partie erwartet worden. Es wäre ein Fußball-Highlight für Fußball-Fans und die Anhänger beider Teams gewesen.

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