Corona: Warten auf das Testergebnis

Die Zahl der Corona-Abstrichtests geht zurück – Quarantänen werden weiter kontrolliert

NIEDERRHEIN. Die Zahl der Corona-Infizierten in den Kreisen Kleve und Wesel ist in den vergangenen Wochen immer weiter angestiegen. Zudem standen zwischenzeitlich allein im Kreis Kleve knapp mehr als 1.000 Menschen unter Quarantäne. Bei ihnen lag entweder ein Verdachtsfall aufgrund der Coronavirus-typischen Symptome vor, oder sie hatten einen Kontakt zu einem Infizierten, der positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Wie groß der Kreis der Personen bei einem nachweislich Infizierten ist, der sich in eine 14-tägige Quarantäne begeben muss, ist jedoch abhängig von den Kontakten des Infizierten, wie der Kreis Kleve auf Anfrage der NN mitteilt.

„Die Infizierten übersenden dem Gesundheitsamt eine Kontaktliste mit Personen, mit denen sie seit dem Auftreten der Symptome engen Kontakt hatten“, sagt eine Sprecherin des Kreises Kleve. Ein „enger Kontakt“ bedeute, dass die Personen mindestens 15 Minuten lang in einem Abstand von unter zwei Metern zueinandergestanden haben. Zudem müssten sich Personen in Quarantäne begeben, die Kontakt zu Körperflüssigkeiten eines Infizierten hatten oder medizinisches Personal, das ohne Nutzung von Schutzausrüstung Kontakt zu einem Infizierten gehabt habe.

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Wartezeit bis zu einer Woche

Die Wartezeit auf das Ergebnis des Abstrich-Tests kann derzeit zwischen zwei Tagen und einer Woche liegen. Die Zeit ist abhängig davon, mit welchem Labor der jeweilige Arzt oder das Abstrichzentrum zusammenarbeitet. „Das liegt aber nicht an mangelnder Kooperation der Häuser“, betont Dr. Detlev Kiss, Hausarzt aus Wachtendonk. „Es dauert derzeit einfach so lange.“ Er selbst warte in der Regel nur zwei Tage, nehme aber in seiner Praxis aber auch nur ein bis zwei Tests in der Woche vor. „Wenn ein Zentrum dagegen 50 Abstriche am Tag macht, dauert es zwangsläufig länger, bis das zuständige Labor alle ausgewertet hat“, erläutert Kiss. „Deshalb kann man hier auch niemandem einen Vorwurf machen. Irgendwann sind die Kapazitäten einfach ausgeschöpft.“

Containment-Scouts im Einsatz

Zur besseren Nachverfolgung von Corona-Verdachtsfällen hat die Bundesregierung in dieser Woche den lokalen Gesundheitsämtern Hilfe zugesagt. Pro 20.000 Einwohner soll kurzfristig mindestens ein Kontaktnachverfolgungsteam aus fünf Personen zum Einsatz kommen. „Wir unterstützen dort, wo Hilfe gebraucht wird. Auch die Menschen im Kreis Kleve werden von der personellen Stärkung des Gesundheitsamtes des Kreises Kleve profitieren“, sagt Barbara Hendricks, SPD-Bundestagsabgeordnete für den Kreis Kleve. Für die Einwohner im Kreis Kleve stünden künftig somit mindestens 15 Teams mit 75 geschulten Mitarbeitern allein zur Kontaktnachverfolgung zur Verfügung. Im Bedarfsfall könnte die Zahl kurzfristig auch deutlich aufgestockt werden.

Mit dem Projekt „Containment-Scouts“ des Robert-Koch-Instituts (RIKI) werden darüber hinaus 105 mobile Teams (jeweils fünf Personen, bestehend aus Studierenden) zur Unterstützung der Gesundheitsämter vor Ort eingesetzt. Zusätzlich werden im Projekt „Medis4ÖGD“ kurzfristig Medizinstudierende für einen Zeitraum von mindestens sechs Wochen zur Unterstützung der Gesundheitsämter bei der Kontaktpersonennachverfolgung sowie zur Mitarbeit bei der Dokumentation, Dateneingabe oder Telefonauskunft geschult und vermittelt. Der Kreis Kleve wollte sich auf Nachfrage nicht zu den Gesetzgebungsverfahren äußern.

Personal “bedarfsgerecht angepasst”

Im Zuge der Coronavirus-Pandemie habe die Kreisverwaltung das Personal insbesondere des Gesundheitsamtes jedoch bereits „bedarfsgerecht angepasst“. „Darüber hinaus sorgen in dieser ganz außergewöhnlichen Lage sehr viele Mitarbeiter in der Kreisverwaltung Kleve mit freiwilligen Überstunden über ihre eigentlichen Aufgaben hinaus dafür, dass an den Telefonen Hunderte Bürgeranfragen beantwortet werden, dass dringend nötiges Material beschafft wird, dass Ordnungsverfügungen (zur häuslichen Quarantäne) in bisher nie dagewesenem Ausmaß verfasst werden, dass die Informationen über Fallzahlen, rechtliche Änderungen, Förder- und Hilfsprogramme, die in die Zuständigkeit des Kreises Kleve fallen oder diese direkt berühren, im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit sowohl im Internet als auch in Pressetexten dargestellt werden, damit die Bevölkerung im Kreis Kleve über die Entwicklung informiert ist“, erläutert die Sprecherin des Kreises Kleve.

Fachleute ehrenamtlich im Einsatz

Auch der Kreis Wesel stocke den Fachdienst Gesundheitswesen permanent auf. „Der Kreis Wesel setzt auch ehrenamtlich tätige Ärzte und abgestellte Fachleute aus anderen Einrichtungen ein“, sagt eine Sprecherin des Kreises Wesel. Und weiter: „Aktuell haben wir einen Zuwachs an Neuerkrankungen von zehn Fällen (Durchschnitt der letzten 14 Tage) zu verzeichnen. Somit greifen die bestehenden Kontaktreduzierungsmaßnahmen des Gesetzgebers, und eine Personalaufstockung ist aktuell nicht notwendig. Inwieweit eine Lockerung in Zukunft Auswirkungen auf die Neuerkrankungsraten haben wird, bleibt abzuwarten.“

Zuständig sind die örtlichen Behörden

Die konkrete Kontrolle der Einhaltung der Quarantäne-Regelungen obliege jedoch nicht den Gesundheitsämtern der Kreise Kleve und Wesel, sondern den örtlichen Gesundheitsbehörden in den Städten und Gemeinden. „Zum Ende der angeordneten Quarantäne meldet sich ein Mitarbeiter des Kreisgesundheitsamtes bei den Betroffenen. Wenn die Person am Ende des Quarantänezeitraums seit mindestens 48 Stunden keine Symptome mehr hat und ihre Quarantänezeit abgelaufen ist, wird sie in der Statistik als ,genesen‘ geführt. Mit dem Ende der angeordneten Quarantäne gelten für diese Person dann dieselben Regelungen wie für die gesamte Bevölkerung. Wenn die Person noch Symptome hat, würde eine Verlängerung der Quarantäne ausgesprochen“, teilt der Kreis Kleve dazu mit.

Kein genauer Überblick

Einen Überblick über die Anzahl der Tests, die seit Beginn der Coronavirus-Pandemie im Kreis Kleve durchgeführt wurden, habe die Kreisverwaltung darüber hinaus nicht. „Für die Covid-19-Testung waren und sind die niedergelassenen Ärzte der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) zuständig. Die Gesamtzahl der durchgeführten Coronavirus-Tests ist dem Kreis Kleve aufgrund der vielen unterschiedlichen Teststellen und Labore nicht bekannt“, sagt die Sprecherin.

Das RKI fragt regelmäßig die Zahlen der Tests auf Covid-19 deutschlandweit bei den Laboren ab. Stand vergangenen Sonntag (19. April), wurden in Deutschland mindestens 2.072.669 Tests durchgeführt. Der Anteil positiver Ergebnisse stieg im März zunächst schneller an (von 3,1 Prozent am 8. März auf 9,0 Prozent am 5. April), zuletzt ging er auf 8,1 (12. April) und sogar auf 6,7 Prozent (19. April) zurück.

Auch im Kreis Wesel liegen keine Zahlen vor

Auch der Kreis Wesel teilt auf Anfrage mit, dass keine Zahlen im Kreisgebiet aufgrund der verschiedenen Teststellen ermittelt werden können. In den Abstrichzentren im Kreis Wesel gehe die Anzahl der Tests pro Tag jedoch zurück. „Nachdem zu Beginn rund 150 Personen je Abstrichzentrum im Kreis Wesel getestet worden sind, werden zurzeit täglich etwa 30 Tests pro Abstrichzentrum durchgeführt – Tendenz abnehmend“, sagt die Sprecherin des Kreises Wesel. Des Weiteren verfolge die Kreisverwaltung in allen Bereichen den Empfehlungen des RKI.

Sabrina Peters/Michael Bühs

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