Gastronomen
Leere Stühle und ein gedeckter Tisch: Gastronomen schlugen in Kalkar Alarm. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

KREIS KLEVE. Bei den ersten, wärmeren Sonnenstrahlen im Frühjahr ist der Kalkarer Marktplatz normalerweise in jedem Jahr ein großer Anziehungspunkt. Hunderte Menschen treffen sich dort täglich, trinken Kaffee oder essen in einem der vielen Restaurants unter freiem Himmel. In diesem Jahr war das anders: Obwohl das Thermometer bereits an einigen Tagen die 20-Grad-Marke überschritt, mussten Tische und Stühle drinnen bleiben oder angekettet werden.

Seit Mitte März dürfen Gastronomiebetriebe aufgrund der Coronavirus-Pandemie nicht mehr regulär öffnen und nur einen Außer-Haus-Verkauf oder einen Lieferdienst anbieten. Am Freitag stellten 20 Kalkarer Gastronomie aber trotzdem einen reichlich gedeckten Tisch und zahlreiche leere Stühle auf den Kalkarer Marktplatz. Sie waren Teil eines stillen Protests, zu dem der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) aufgerufen hatte. Er sollte auf die existenzbedrohende Situation der Gastronomiebetriebe aufmerksam machen.

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Sofortige Hilfe

„Wir müssen jetzt zusammenhalten“, sagt Han Groot Obbink, Vorsitzender des Dehoga-Verbandes im Kreis Kleve und Geschäftsführer des Wunderland Kalkar. Die Situation sei allerdings schwierig. „Wir brauchen eine schnelle Hilfe und weitere Maßnahmen der Regierung, sonst schaffen wir das nicht“, macht Groot Obbink deutlich. Dass die Große Koalition sich in dieser Woche darauf geeinigt habe, den Mehrwertsteuersatz für Gastronomen ab dem 1. Juli von 19 auf sieben Prozent bis Juni 2021 zu senken, sei zwar ein erster Schritt, mehr aber auch nicht. „Das ist toll, aber bis Juni 2021 reicht nicht. Der Steuersatz muss auch darüber hinaus gesenkt bleiben. Zudem brauchen wir jetzt Hilfe“, sagt Groot Obbink. Ohne Einnahmen könne auch der niedrigere Steuersatz nicht helfen, die laufenden Kosten wie Mieten zu zahlen.

Han Groot Obbink, Vorsitzender der Dehoga im Kreis Kleve, forderte schnelle Hilfen. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Im ganzen Kreis Kleve haben in den vergangenen Wochen zahlreiche Gastronomiebetriebe einen Außer-Haus-Verkauf oder einen Lieferdienst auf die Beine gestellt. Der Umsatz reiche aber nicht, um den kompletten wirtschaftlichen Verlust durch die Schließung der Restaurants aufzufangen, wie die Gastronomen berichten. Dass ihre Restaurants weiterhin geschlossen bleiben müssen, während der stationäre Einzelhandel bereits am 20. April wieder unter strengen Auflagen öffnen durfte, sorgt bei vielen Gastronomen für Unverständnis. „Wir hatten schon vor der Krise die höchsten hygienischen Standards. Niemand wird so oft kontrolliert wie die Gastronomie. Für uns wäre es leicht, die hygienischen Sicherheitsstandards einzuhalten“, meint Groot Obbink.

Umsetzen der Maßnahmen wäre kein Problem

In den Restaurants könne zudem der Sicherheitsabstand gewährleistet werden, indem Tische weiter auseinander gerückt würden oder jeder zweite Tisch frei bliebe. „Das wäre für Restaurants kein Problem. Bei Kneipen wird das natürlich schwerer, weil die ja auch davon leben, dass viele Menschen am Tresen sitzen und ihr Bier gemeinsam trinken“, räumt Groot Obbink ein. Aber auch dafür brauche es dringend schnelle Vorschläge und Lösungen, damit eine der größten Branchen in Deutschland überleben könne.

Groot Obbink zeigt sich jedoch auch optimistisch: „Ich denke, dass wir am 4. Mai wieder öffnen dürfen.“ Andere Gastronomen sind da skeptischer. Sie alle fordern aber ein klares Statement von der Regierung. „Wir brauchen jetzt nicht nur Versprechungen, sondern einen Fahrplan. Auch Darlehen und Kredite sind nicht genug bei aktuell null Einnahmen“, macht Groot Obbink deutlich.

Stadt setzt Gebühren aus

Zumindest die Stadt Kalkar ist den Gastronomiebetrieben schonmal entgegengekommen: Die Stadt verzichtet in diesem Jahr auf die Gebühren der Außengastronomie.

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