Bürgermeister informieren per Videobotschaft

Im Internet erreichen die Videos an die Bürger hohe Reichweiten

NIEDERRHEIN. Das Coronavirus hat auch die Arbeit in den Rathäusern verändert. Immer mehr Bürgermeister setzen nun auf Videobotschaften in den sozialen Netzwerken und auf ihren Homepages. „Wir erreichen etwa 10.000 Menschen mit einer einzigen Videobotschaft”, sagt Jörn Franken, Pressesprecher der Stadt Rees. In Relation zur Einwohnerzahl der Hansestadt von etwa 21.000 sei das schon eine beachtliche Zahl.

Der Reeser Bürgermeister Christoph Gerwers sendet seit Beginn der Einschränkungen aufgrund der Coronavirus-Pandemie täglich eine Videobotschaft raus. Er informiert seine Bürger über die neuesten Zahlen und Informationen, die Rees direkt betreffen. In den sozialen Netzwerken erntet er dafür viel Lob. „Wir wissen, dass in der Gesellschaft eine gewisse Verunsicherung da ist. Mit den täglichen Videobotschaften wollen wir auf diese Art und Weise etwas beruhigen”, sagt Franken. Die vielen positiven Rückmeldungen und die große Reichweite würden zeigen, dass das bei den Bürgern gut ankomme.

-Anzeige-
Kleves Bürgermeisterin Sonja Northing beim Videodreh.
Foto: Jörg Boltersdorf / Stadt Kleve

Auch die Klever Bürgermeisterin Sonja Northing und der Gelderner Bürgermeister Sven Kaiser zeichnen regelmäßig Videobotschaften auf und veröffentlichen diese im Internet. „Am Anfang war ich schon ein wenig nervös. Aber ich lerne dazu und werde von Videobotschaft zu Videobotschaft sicherer”, sagt Northing. Für sie war dieses Terrain bis vor wenigen Tagen noch Neuland. „Uns war es als Stadtverwaltung aber ein Bedürfnis, Informationen kurz und knapp an unsere Bürger weiterzugeben und ihnen auch zu helfen”, sagt Northing.

Die Stadtverwaltung erreiche täglich Fragen zu den Maßnahmen gegen die weitere Verbreitung des Coronavirus. Diese möchte die Bürgermeisterin nicht nur im persönlichen Gespräch beantworten. „Zum Beispiel hat mich letztens ein Vater von mehreren Kindern gefragt, ob es möglich ist, dass wir ihm eine Bescheinigung ausstellen, dass er mehrere Kinder hat und deshalb viele Waren in größeren Mengen einkaufen muss und somit keinen Hamstereinkauf tätigt. Ich habe mich erkundigt und rausgefunden, dass es möglich ist. Also habe ich ihm eine Bescheinigung ausgestellt. In meinen Videobotschaften möchte ich auf solche Fragen eingehen, um vielen Bürgern zu helfen, die ähnliche Probleme haben”, sagt Northing. Die Videobotschaft sei aufgrund der enormen Reichweite eine gute Möglichkeit, sich direkt an die Bürger zu wenden. Allein 16.000 Aufrufe habe eines ihrer Videos erreicht. Eine tägliche Videobotschaft möchte Northing aber trotzdem nicht raus senden. „Das wäre zu viel. Ich möchte unsere Bürger auch mit Informationen versorgen können. Dazu sammle ich immer ein paar Tage Informationen und Fragen, stelle einen Ablauf zusammen und bereite mich so auf die nächste Videobotschaft vor”, sagt Northing.

Gelderns Bürgermeister Sven Kaiser hat ebenfalls die Videobotschaft für sich entdeckt. „Wenn wir ein Foto posten, ist die Resonanz okay. Wir haben aber festgestellt, dass wir mit einem Video ganz viele Bürger sehr schnell erreichen können und wir mehr „Likes” generieren”, sagt Kaiser. Das Feedback zu seinen Videobotschaften sei durchweg positiv. „Deshalb haben wir uns schon überlegt, dass wir diese Videobotschaften auch in Zukunft beibehalten möchten. Wir möchten künftig immer freitags über das Geschehene in der vergangenen Woche informieren”, sagt Kaiser.

Kalkars Bürgermeisterin Britta Schulz und auch Kevelaers Bürgermeister Dominik Pichler setzen schon seit Längerem auf regelmäßige Grußbotschaften per Video. „Unsere Auszubildende und unsere jungen Mitarbeiter in der Verwaltung haben uns auf die Idee gebracht. Sie haben gesagt, dass man mittlerweile auch die neuen Medien bedienen muss”, sagt Harald Münzner, Pressesprecher der Stadt Kalkar. Bereits an Weihnachten 2018 sendete Schulz ihre Weihnachtsgrüße als Videobotschaft an die Kalkarer Einwohner raus. Seitdem berichtet sie regelmäßig in den sozialen Netzwerken und auf der städtischen Homepage etwa nach Ratssitzungen über aktuelle Entwicklungen. Auch während der jetzigen Corona-Pandemie führt sie ihre Videobotschaften regelmäßig fort. „Wir möchten kurz und bündig über alle notwendigen Sachverhalte auf diese Weise informieren. Das wird sehr gut angenommen”, sagt Münzner.

Seit Beginn seiner Amtszeit setzt Kevelaers Bürgermeister Dominik Pichler auf regelmäßige Videobotschaften.
Foto: Gerhard Seybert / Stadt Kevelaer

Kevelaers Bürgermeister Dominik Pichler nutzt das Mittel der Videobotschaft schon seit Beginn seiner Amtszeit, etwa im Rahmen einer Nachberichterstattung von Ratssitzungen oder bei der Neujahrsansprache. „Aufgrund der Zahl der Klicks war mir daher schon vor der Corona-Krise bekannt, dass ich damit eine vierstellige Zahl von Menschen erreiche, und ich weiß, das sich viele Menschen die Videos auch bis zum Ende anschauen. Da lag es nahe, in dieser Zeit, in der sich ja auch zum Teil täglich änderte, was erlaubt und was verboten ist, dieses Format zumindest für eine gewisse Zeit zu verstetigen”, sagt Pichler. Neben der Verbreitung im sozialen Netzwerk „Facebook” können die Videos auch auf der städtischen Homepage angesehen werden. Bis zu 13.000 Aufrufe generieren die Videobotschaften. Die Rückmeldungen seien außerdem fast durchweg positiv. „Einzig die Länge wird gelegentlich kritisiert. Doch es scheint ganz gut anzukommen, dass die ,Daily News‘ in verständlicher Sprache unaufgeregt präsentiert werden, garniert mit einer Portion Optimismus und der Bitte an alle, sich an die aufgestellten Regeln zu halten”, meint Pichler.

 

Vorheriger ArtikelFeuer in Pfalzdorf – Polizei vermutet Brandstiftung
Nächster ArtikelAbitur im Zeichen von Corona