KEVELAER. Nach 34 Jahren und vier Monaten endete am vergangenen Sonntag eine Ära in der deutschen Fernsehgeschichte. „Auf Wiedersehen” hieß die Folge 1758, die letzte, der „Lindenstraße”. In ihren besten Zeiten nahmen sonntags, 18.40 Uhr, fast 15 Millionen Zuschauer Anteil am Leben, Lieben, Leiden und manchmal auch am Sterben der „Lindensträßler” und ihrer bekanntesten Familie, den BeimersZu den Fans der Kult-Serie gehörte auch der verstorbene Kevelaerer Ehrenbürgermeister Karl Dingermann. Am frühen Sonntagabend mochte er nicht gerne gestört werden. Da saß er auf dem heimischen Sofa und guckte „Lindenstraße.”
„Es wird still in Hollymünd” hieß es zum Ende der Serie in der Süddeutschen Zeitung. Mit „Hollymünd” meinten die Blattmacher in München, wo die Lindenstraßen-Produzenten Hana und Hans W. Geißendorfer ihre Serie verortet hatten, den Kölner Stadtteil Böcklemünd. Hier beim WDR, vielsagend in direkter Nachbarschaft der Gebühreneinzugszentrale (GEZ), standen bis zum vergangenen Sonntag die Kulissen der „Lindenstraße”.

Mit diesem Plakat machte die WFG Kevelaer damals auf die Taufe des ersten Kevelaerer Heißluftballons aufmerksam. Von links: Kerstin Kahrl (Namensgeberin des Ballons), Sigrid Baum (Pressechefin Brauerei Diebels), Kevelaers Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers, Jörn Raith (Leiter PR-Veranstaltungsorganisation Diebels) und der Kevelaerer Stadtdirektor Heinz Paal.Foto: privat

NN-Redakteurin Kerstin Kahrl und der einstige Kevelaerer CDU-Fraktionsvorsitzende Stefan Jansen kennen den Drehort von einem Besuch. Die NN-Redakteurin hatte sich Anfang der 1990er an einem Namenswettbewerb beteiligt, mit dem die einstige Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft der Stadt Kevelaer die Heißluftballon-Taufe für den später sogenannten „Aufsteiger” einleitete. Kahrl traf damals die allgegenwärtige Stimmungslage, die in der Marienstadt Baukräne allerorten sah, von den wachsenden Gewerbegebieten bis hin zur Luxemburger Galerie.

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Statistenrolle in der Lindenstraße

Kahrls Namensvorschlag „Aufsteiger” brachte ihr den Sieg und dazu eine Statistenrolle in einer Lindenstraßen-Folge: Brötchen kaufend an der Theke vor Andrea Spatzek. Der damalige Lindenstraßen-Pressesprecher Wolfram Lotze hatte ihren Auftritt ermöglicht. Lotze war in seinem ersten Berufsleben Redakteur bei der Westdeutschen Zeitung in Düsseldorf und daher für den seinerzeitigen Kevelaerer Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers kein Unbekannter. Lotze war es auch, der dem Verkehrsverein Kevelaer und Umgebung e.V. eine Kurzreise in die Kulissen, die Requisiten und vor allem zu den Filmstars und -sternchen als Hauptpreis der Weihnachtsverlosung offerierte. Diese Verlosung galt damals als „adventlicher Renner” – und das Rennen machte Stefan Jansen, der eingefleischte Lindenstraßen-Fan und Fraktionsvorsitzende der CDU Kevelaer. Die Liebe zwischen Kevelaer und der „Lindenstraße” war keinesfalls einseitig. Die Salzburgerin Andrea Spatzek, in ihrer Rolle als Gabriele Zenker bekannt, nahm an der Taufe des Kevelaerer Heißtluftballons auf den Namen „Aufsteiger” teil. Freundlich begrüßt auch vom damaligen Stadtdirektor Heinz Paal und Wallfahrtsrektor Richard Schulte Staade. Abends genoss Spatzek bei Anja Sürgers-Bollen das abendliche Menü im Haus „Zur Brücke”.

Mutter Beimer zu Besuch in Kevelaer

Kevelaerer Lindenstraßen-Fans erinnern sich gerne an einen offiziellen Besuch von Marie-Luise Marjan in ihrer Stadt. Als Helga Beimer machte sie der legendären Inge Meisel sie im Laufe der Lindenstraßen-Jahre das Attribut „Mutter der Nation” streitig. „Mutter Beimer” also besuchte die proppenvolle Marienstadt zum Anlass eines verkaufsoffenen Muttertages. „Als erstes, so sagte sie, „muss ich hier gleich links ein Brot kaufen.” Gleich links, das war bei Egon Kammann. Doch zuvor galt es, ein besonderes Problem aus der Welt zu schaffen: Die Autofahrt von ihrem Wohnort nahe Köln hatte ihr Kleid arg strapaziert. Eingeweihte berichten, sie habe im Obergeschoß der Buchhandlung Aengenheyster, in der Stumpfhose am Bügelbrett stehend, das Outfit höchstselbst und wieder salonfähig gemacht. Die Erlebnisse der Wallfahrtsstadt Kevelaer mit der Lindenstraße –niemals gehen sie so ganz. Erinnerungen von: Hans-Josef Kuypers und Kerstin Kahrl

 

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