Benedikt Keuck fertigt eine Schutzscheibe auf einer CNC-Fräse an. NN-Foto: Theo Leie

STRAELEN. In vielen hiesigen Supermärkten, Apotheken, Arztpraxen und Bäckereien ist er seit einigen Tagen ein wichtiger Bestandteil, um eine mögliche weitere Verbreitung des Coronavirus zu verhindern: der sogenannte „Spuckschutz”. Die Acrylglasscheibe trennt Mitarbeiter und Kunden auf Gesichtshöhe, sodass die Gefahr einer Ansteckung durch Tröpfcheninfektion auf ein Minimum reduziert wird. Die Nachfrage nach den Schutzscheiben ist deshalb hoch. Die Keuck Medien GmbH aus Straelen hat darauf reagiert und produziert seit anderthalb Wochen statt Werbebanner Schutzscheiben gegen den Coronavirus.

Auf die Idee brachte Geschäftsführer Sebastian Keuck seine Kundschaft. Ein Apotheker habe eindringlich darauf aufmerksam gemacht, dass ein solcher Schutz für seine Mitarbeiter fehle. „Also haben wir uns Gedanken gemacht, wie eine Schutzscheibe aussehen kann und haben von dem einen auf den anderen Tag einen Prototypen entwickelt”, sagt Keuck. Parallel dazu orderte das Unternehmen die Materialen – in erster Linie Acrylglas und Holz – die es benötigt, um die Schutzscheiben in Serie anzufertigen.

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Benedikt Keuck mt einer Acrylglasscheibe und dem Bodenaufkleber. NN-Foto: Theo Leie

Die einzelnen Versionen stimmte das Unternehmen zudem mit den Gegebenheiten vor Ort ab. „Es gibt welche, die am Boden mit Holz fest installiert werden, aber auch welche, die von der Decke hängen oder zum Beispiel in Bäckereien auf dem Tresen stehen”, erläutert Keuck. Dazu gibt es sie, je nach Bedarf, in verschiedenen Maßeinheiten – etwa im Hochformat mit 60 mal 90 Zentimetern oder im Querformat mit 90 mal 60 Zentimetern Länge. „Wir können sie aber auch ganz individuell anfertigen”, sagt Keuck. Zum Durchreichen von Geld, EC- oder Gesundheitskarten oder Waren gibt es zudem eine Aussparung.

Drei Tonnen Material

Einige Supermärkte, Apotheken, Tankstellen oder auch Floristen durfte Keuck Medien bereits mit den Schutzscheiben ausstatten – viele weitere sollen noch hinzukommen. „Dazu haben wir bereits drei Tonnen Material bestellt”, sagt Keuck, „das reicht aber nur für eine Woche, sodass wir nächste Woche bereits Neues bestellen müssen.” Knapp 600 Schutzscheiben hat das Straelener Unternehmen schon hergestellt, weitere 550 sind beauftragt. In der Angebotsphase befinde sich zudem ein weiterer Vorlauf von knapp 2000 Schutzscheiben.

Darüber hinaus bietet Keuck Medien auch noch Bodenaufkleber an, die Kunden darauf aufmerksam machen sollen, den nötigen Abstand von anderthalb Metern zu anderen Personen einzuhalten. Zudem hat das Unternehmen Aufsteller angefertigt, die alle nötigen Hygienemaßnahmen aufzeigen. „Beides wird von vielen Unternehmen zu den Schutzscheiben hinzugekauft”, sagt Keuck.

Bis vor anderthalb Wochen war die Medienagentur selbst noch stark gebeutelt von der Coronakrise. Durch die Absage von Messen und dem letztendlichen Veranstaltungsverbot hat Keuck erhebliche Umsatzeinbuße in Kauf nehmen müssen. „Ich hatte meinen Mitarbeitern schon gesagt, dass ich sie wahrscheinlich in Kurzarbeit schicken muss”, sagt Keuck.

Einen Tag später sei die überraschende Kehrtwende erfolgt – dank der Produktion der Schutzscheiben. „Als ich meine Mitarbeiter gefragt habe, ob sie sogar am Wochenende arbeiten können, weil die Nachfrage so groß ist, konnten sie das im ersten Moment gar nicht glauben. Aber unsere Maschinen laufen seitdem ununterbrochen”, sagt Keuck. Innerhalb weniger Tage habe Keuck bereits 35.000 Euro mit den Schutzscheiben umgesetzt. „Stand jetzt können wir damit den Umsatzverlust unseres Kerngeschäftes ausgleichen”, sagt Keuck erleichtert. Auch seine Mitarbeiter seien über die unerwartete Kehrtwende mehr als froh.

 

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