KREIS KLEVE. Nicht nur viele Arbeitnehmer sind inzwischen im „Home Office“ beschäftigt. Auch die Schüler müssen seit der Schließung aller Schulen zu Hause lernen. Die Schulen wiederum sind bemüht, dazu die bestmöglichen Voraussetzungen zu bieten. Im Fokus stehen dabei vor allem die angehenden Abiturienten.
Wie wird das weitere Lernen gehandhabt? In einer Mail des Schulministeriums heißt es, dass dies den Schülern bis zu den Ferien weiter emöglicht werden soll. Lehrer sollen Aufgaben stellen, die das Lernen „zum Beispiel in Form von Projekten, fachübergreifenden Vorhaben oder Vorbereitungen von Präsentationen unterstützen und an den Unterricht anknüpfen“. Der Stundenplan solle aber nicht in die häusliche Arbeit der Schüler verlagert werden. Stattdessen gelte es seitens Lehrer und Eltern, Augenmaß zu bewahren.
„Den Abiturienten wurde die Schule vorzeitig abgepfiffen“
Am Gymnasium Aspel in Rees gibt es zwei Verfahren, um den Schülern das Lernen zuhause zu ermöglichen. „Für die Oberstufe haben wir E-Mail-Verteiler, um Materialien und Arbeitsanweisungen zu versenden“, erläutert Schulleiter Klaus Hegel. Auch die Lehrer stehen auf diesem Weg für Rückfragen bereit. In der Sekundarstufe I gibt es vereinzelt auch klassenweise E-Mail-Verteiler. Ansonsten stellt das Gymnasium Corona-Aufgabensammlungen zum Download auf der eigenen Homepage bereit.
Laut Hegel ist es aber die größte Herausforderung, die Abiturienten auf die anstehenden Prüfungen vorzubereiten. „Wir haben ihnen ja quasi drei Wochen vor Ende vorzeitig die Schullaufbahn abgepfiffen“, sagt Hegel. „Wir müssen nun sehen, dass wir diesen für sie so wichtigen Zeitabschnitt möglichst gut gestalten.“ Die Überreichung der Abiturzulassungen wird per E-Mail vorgenommen, möglichweise wird dies auch auf den Methodentag zutreffen. Dabei geht es darum, den Abiturienten den Ablauf der mündlichen Prüfung näherzubringen. „Wir haben es erst mal für den 6. Mai geplant“, sagt Hegel, schränkt aber ein: „Nach der Dynamik der vergangenen Tage steht auch dahinter ein Fragezeichen.“
Am Ende der zweiten Wochen kann Hegel zumindest beruhigt festhalten: „Es funktioniert. Die Rückmeldungen sowohl der Kollegen als auch von Elternseite sind positiv.“ Die Materialien – neue Aufgaben für die Schüler und die bearbeiteten an die Lehrer – fließen per E-Mail stetig in beide Richtungen. Was Hegel besonders freut: „Gerade von den Abiturienten kam die Rückmeldung, dass sie trotz der fehlenden drei Unterrichtswochen insgesamt gut vorbereitet seien.“
Abiturprüfungen werden trotz Corona-Krise stattfinden
Mittlerweile steht nun auch fest, dass die Abiturprüfungen trotz Corona-Krise stattfinden werden. Darauf einigten sich die Kultusminister der Bundesländer in dieser Woche. Bis Ende des Schuljahres sollen demnach in ganz Deutschland die Prüfungen geschrieben sein, „soweit dies aus Infektionsschutzgründen zulässig ist“, sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Stefanie Hubig. Neben den Abiturprüfungen betrifft dies beispielsweise auch die Prüfungen zum mittleren Abschluss nach der zehnten Klasse. Prüfungen können grundsätzlich auch in geschlossenen Schulen stattfinden.
Für Klaus Hegel ist der Beschluss der Kultusminister „ganz in meinem Sinne“. Er hatte sich schon in der vergangenen Woche dafür ausgesprochen, die Prüfungen in jedem Fall durchzuziehen. Denn er ist überzeugt: „Wir können hier alle notwendigen Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen einhalten.“ Man arbeite bereits an ersten Plänen, Prüfungen mit maximal fünf bis sechs Personen pro Klassenraum durchzuführen. „Es wäre sogar möglich, dass sich in jedem Raum nur ein Schüler und ein Lehrer aufhalten“, betont Hegel.
Während in Rheinland-Pfalz und Hessen die Abiturprüfungen bereits begonnen haben, haben einige Bundesländer die Termine bereits verschoben. Nordrhein-Westfalen gehört noch nicht dazu. „Eine Option wäre aber, auf die Nachschreibetermine ab 6. Mai auszuweichen“, sagt Hegel, macht aber auch deutlich: „Das wäre wohl das letzte sinnvolle Fenster.“
Doch nicht nur die Schüler der weiterführenden Schulen müssen ihren Unterricht in die eigenen vier Wände verlegen. Das gilt ebenso für die Grundschulen. Vom Vorgehen an der St.-Michael-Grundschule Reichswalde erzählt Schulleiterin Anna Janßen:
„Wir haben Materialpakete zusammengestellt”
„Wir haben Materialpakete für die Schüler zusammengestellt, die Montag und Dienstag hier abgeholt wurden. Die Eltern haben dafür Gruppen gebildet und das Material den Kindern vorbeigebracht.“ Das Paket umfasse Aufgaben, die die Kinder eigenständig bearbeiten können: „Aufgaben, die selbsterklärend und wiederholend sind. Hauptsächlich in den Hauptfächern Deutsch und Mathematik, aber auch im Sachunterricht“, ergänzt Janßen.
In der Karl-Leisner-Grundschule sieht es ähnlich aus, wie die stellvertretende Schulleiterin Anja Oster verrät. „Die Schüler haben Materialpakete mit nach Hause bekommen. Es geht meistens um die Grundlagen und die Aufgaben liegen fast alle im Bereich der Wiederholung. Die Eltern haben aber auch von den Lehrern die Email-Adressen bekommen und können Rückfragen stellen.“ Das Material holten die Eltern ab. Dazu gehören aber nicht nur Aufgabenblätter, sondern auch Bücher und Hefte, wie das für die Grundschrift. Dabei handelt es sich um eine Art Schreibschriftlehrgang. Es geht aber auch hier nicht um einen strikten Lehrplan: „Wir legen es in die Verantwortung der Kinder und der Erziehungsberechtigten“, erklärt Anja Oster. Seit Montag zeigt außerdem der WDR täglich zwischen 9 und 12 Uhr ein Programm für Schüler im Grundschulalter.
T. Langer/M. Bühs