Einzelhandel kämpft gegen wirtschaftliche Folgen

Am Mittwoch mussten die meisten Geschäfte in der Innenstadt schließen

KLEVE. Die Klever Innenstadt ist zur Geisterstadt geworden. Wo sonst jeden Tag mehrere hundert Menschen flanieren, sind jetzt nur noch vereinzelt Bürger unterwegs. Denn die überwiegende Mehrzahl der Geschäfte musste aufgrund eines Erlasses der Landesregierung Nordrhein-Westfalens zur Eindämmung des Coronavirus am vergangenen Mittwoch schließen. „Das ist das Schlimmste, was einem als Händler passieren kann”, sagt Nina Kiesow, Geschäftsführerin vom Einzelhändler Kiesow auf der Großen Straße in Kleve.

Einzelhändler
Die Innenstadt in Kleve wird wohl auch die nächsten Wochen leer bleiben. NN-Foto: SP

In der Klever Händlerschaft herrscht zwar großes Verständnis für die Maßnahme der Landesregierung, wie auch Susanne Rexing vom Einrichtungshaus Rexing bestätigt, wirtschaftlich stellt es den kompletten Einzelhandel ebenso wie die Gastronomie und weitere Unternehmen aber vor große Herausforderungen. „Wir haben uns bereits in der Vorbereitung auf das Frühjahrs- und Oster-Geschäft befunden. Unsere Ware wurde bereits geliefert”, sagt Kiesow. Mittlerweile habe sie versucht Kontakt zu Lieferanten aufzunehmen, um weitere Bestellungen zu stornieren. „Aber das ist zum Teil schwierig, weil auch die bereits Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben und sich die Mitarbeiter im Homeoffice befinden”, sagt Kiesow.

-Anzeige-

Vorbereitet auf die Situation sei ohnehin niemand gewesen. „Die Folgen sind noch gar nicht absehbar, weil niemand was, wann es weitergehen kann”, sagt Kiesow. In dem Erlass der Landesregierung ist zunächst von einer Schließung bis zum 19. April die Rede. Dass die Geschäfte ihre Türen dann wieder öffnen können, daran glaubt aber kaum jemand. „Das Schlimme ist, dass es Schließungen auf nicht absehbare Zeit sind”, sagt Kiesow.

Hoffnung durch Kampagne in den sozialen Netzwerken

Bereits seit vergangenem Montag habe sie damit gerechnet, dass der Einzelhandel ein Ladenöffnungsverbot erhalte. Die raschen Entwicklungen in den vergangenen Wochen hätten aber dennoch alle überrascht. „Meine Mitarbeiter waren natürlich sehr geschockt”, sagt Kiesow. Alle hätten aber signalisiert mit ihr durch die schwere Zeit zu gehen.

Hoffnungsvoll stimme sie auch die Reaktion in den sozialen Netzwerken. Dort wurde aufgerufen, in den nächsten Wochen Geld zu sparen und nicht online zu shoppen, um danach den lokalen Einzelhandel und sämtliche weitere Unternehmen wieder zu stärken. Manche berichteten, dass sie den Geschäftsleuten vor Ort schon jetzt helfen wollen, indem sie Gutscheine kaufen. „Das motiviert uns natürlich, weiter zu kämpfen und durchzuhalten”, sagt Kiesow.

Telefonische Beratung

Die Kauffrau versucht zurzeit zudem auch auf andere Weise für ihre Kunden da zu sein. So bietet das Unternehmen an, ihre Kunden telefonisch zu beraten und die Ware nach Hause zu schicken. Es sei allerdings unmöglich damit die jetzigen Umsatzverluste wieder aufzufangen. „Diese können wir auch zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr kompensieren”, sagt Kiesow. Sie begrüße aber die finanziellen Maßnahmen, welche die Landes- und Bundesregierung den Unternehmern bereits zugesichert habe. Diese sollten nach Meinung der Kauffrau aber so unbürokratisch wie möglich sein.

Das sieht auch Susanne Rexing so. „Die laufenden Kosten wie die Miete gehen ja weiter. Da ist keiner drauf eingestellt, dass er das die nächsten Monate ohne Einnahmen noch stemmen kann”, sagt Rexing. Aktuell arbeite sie die vorhandenen Aufträge ab. „Wir liefern noch weiter aus”, betont Rexing. Zudem berate auch sie Kunden am Telefon und mithilfe von digitalen Medien. Der direkte Kontakt fehle aber. Inwieweit sich das niederschlagen werde, würden die nächsten Wochen zeigen.

 

Vorheriger ArtikelDie „Mini-EM“ wird verschoben
Nächster Artikel„Wir sind die Risikogruppe“