Lutherbibel als Schenkung fürs Stiftsmuseum Xanten

Familie Zenner möchte, dass Interessierte das Exemplar in der Stiftsbibliothek lesen können

XANTEN. Ein großes kostbares Buch hatte seinen festen Platz im Hause Zenner in Dinslaken. Mutter Antonia Stockhorst aus Bocholt hatte die Lutherbibel Paul-Werner und Helma Zenner 1978 zur Silberhochzeit geschenkt. Nun entschloss sich die Familie, die Bibel dem Stiftsmuseum Xanten zu schenken, damit sie dort einer größerer Leserschaft zugänglich ist.

Die Lutherbibel ist eine Schenkung von Familie Zenner aus Dinslaken. Vermittelt durch Hans-Wilhelm Barking, Vorsitzender des Dombauvereins, zur Freude von Elisabeth Maas (M.) , stellvertretende Leiterin des Stiftsmuseums Xanten und Tochter der Familie Zenner Angelika Krull (r.) NN-Foto: Lorelies Christian

Helma Zenner ist inzwischen verstorben und der 93-jährige Paul-Werner Zenner überlegte mit seinen sieben Kindern, was auf Dauer mit der Lutherbibel geschehen sollte. Er bezog auch seinen Freund Hans-Wilhelm Barking, Vorsitzender des Dombauvereins Xanten, mit ein. Dieser machte den Vorschlag, die Bibel einem größeren Publikum zugänglich zu machen und der Stiftsbibliothek im Stiftsmuseum Xanten zur Verfügung zu stellen.
Nun fand die Übergabe statt. Tochter Angelika Krull war zum ersten Mal im Stiftsmuseum und als sie die Stiftsbibliothek betrat, wurde sie regelrecht ehrfürchtig. „Ich bin ganz sicher, dass die Bibel hier einen guten Heimathafen gefunden hat, wo sie Würdigung findet.“
Darin bestärkte sie auch Elisabeth Maas, die stellvertretende Leiterin des Museums. Bei der Lutherbibel handelt es sich um eine aufwändig illustrierte Ausgabe, die 1765 in Nürnberg gedruckt wurde. Drucker war das Nürnberger Druckhaus Endter, das in mehreren Generationen seit der zweiten Hälft des 16. Jahrhunderts bis 1792 sehr erfolgreich Bibelausgaben mit dem Luthertext publizierte. Dieses Exemplar enthält deutsche Bibeltexte von Martin Luther aus dem Jahr 1534, also dem Jahr, in dem er die Übersetzungen aller Teile des Alten und Neuen Testaments fertig gestellt hat. Der Nürnberger Pfarrer Johann Michael Dilherr hat die Hinweise überarbeitet und die Bibel herausgegeben. Das Besondere ist, dass das Buch auch Abbildungen und Lebensbeschreibungen der sächsischen Landesherren enthält.
„Das Buch wurde wahrscheinlich in Gottesdiensten verwandt, es zeigt heftige Gebrauchsspuren“, erklärt Elisabeth Maas, und weiter: „Der Text wurde mit Blei gesetzt und ist gut lesbar,. Auch die Landesherren wurden von Kupferplatten gedruckt und brillieren bis heute. Nur die Holzschnitt-Illustrationen sind etwas verblasst.“ Das Buch wurde 1978 von einem Bocholter Buchdruckermeister restauriert. Es hat insgesamt 1.181 Seiten.
„Der deutsche Text machte die Bibel so erfolgreich. Man sagt ja, Luther habe dem Volk aufs Maul geschaut. Er fand verständliche Vokabeln zur Übersetzung der Bibel. Ich nenne mal ein Beispiel. Aus dem Bibelzitat ,Aus dem Überfluss des Herzen redet der Mund‘ machte Luther „Wes des Herz voll ist, des geht der Mund über“, erläutert Elisabeth Maas und betont, teilweise sei das Buch auch echt witzig geschrieben.
Nun hat es einen Platz gefunden in der Bibliothek, wo rund 13.000 Titel stehen. „Jeder mit berechtigtem Interesse kann diese Bücher einsehen“, betont die Museumsleiterin. Es sind die wertvollen Bücher der damaligen Stiftsherren und auch Schenkungen von kostbaren Büchern der letzten 27 Jahre.

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