Ein Geschichtszeugnis kehrt zurück

1436

Als die Kanoniker der Stiftskirche St. Martin im Jahr 1436 an die Kranenburger Pfarrkirche übersiedelten, hatten sie eine Menge zu organisieren. Eine ihrer wichtigsten Neuanschaffungen war ein neues Siegel, das sie zur Beglaubigung ihrer Urkunden dringend benötigten.
Die Stiftsherren nutzten die günstige Gelegenheit, ihr neues Siegel nicht nur ganz dem Geschmack ihrer Zeit anzupassen, sondern auch die Geschichte der Kirchen von Zyfflich und Kranenburg in der bildlichen Darstellung zu vereinigen: Im Mittelpunkt der Darstellung steht der Stiftspatron, der Heilige Martin.

Bettler in der Nische

In einer Nische unterhalb des Bischofs ist der Bettler zu erkennen, dem Martin die Hälfte seines Mantels schenkte. Rechts und links stehen die Apostel Petrus und Paulus, die ehemaligen (und seit 1802 wieder aktuellen) Patrone der Kranenburger Pfarrkirche. Überragt werden diese Heiligen von einem Kruzifix, das an die Kreuzwallfahrt erinnert, der Kranenburg seinen Aufstieg im späten Mittelalter verdankte.
Bis zur Aufhebung des Stifts im Jahr 1802 blieb das Siegel im Gebrauch, aber auch danach wurde der Siegelstempel, man spricht auch von einem Typar, im Kranenburger Pfarrhaus sorgfältig aufbewahrt. Hier war es 1938 definitiv noch vorhanden, im Zweiten Weltkrieg verliert sich jedoch seine Spur.

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Wahrscheinlich mitgenommen

Wahrscheinlich ist, dass es im Winter 1944/45 von alliierten Soldaten mitgenommen wurde. Umso größer war die Überraschung in Kranenburg, als sich 2019 Hens Jordaan aus Naarden bei Amsterdam meldete: Er hatte das Siegel im Nachlass seines Vaters gefunden und wollte nun, dass das historisch bedeutsame Zeugnis zurück an den Ort gelangte, an den es gehört. Am 27. Februar 2020 kam Jordaan mit seiner Frau und seinem in Arnheim wohnenden Cousin nach Kranenburg und übergab das Typar einer Delegation des Museums Katharinenhof und Pastor Christoph Scholten.

Hervorragender Zustand

Leuchtende Augen bekamen die Kranenburger angesichts des hervorragenden Erhaltungszustands des Siegels und der sorgfältigen Ausführung, die die Details der Darstellung und der rahmenden gotischen Architektur klar erkennen lässt. In einer Führung durch das Museum und die Kranenburger Kirche wurde den niederländischen Gästen der historische Kontext, dem das Siegel entstammt, nähergebracht.

Sehr glücklich

Die Kranenburger Kirchengemeinde, in deren Eigentum das Typar nun nach einem Dreivierteljahrhundert zurückgekehrt ist, und das Museum Katharinenhof, wo das Siegel künftig zu sehen sein wird, sind sehr glücklich darüber, dass ein wichtiges Zeugnis der Kranenburger Geschichte seinen Weg zurück gefunden hat und sprechen der Familie Jordaan großen Dank aus.

Freuen sich über die Rückkehr des Siegels: Nynke Joordan, Patrick Jannink, Hans Jordaan, Hanne Jansen, Christoph Scholten und Bärbel Lohman (v.l.n.r.). Foto: privat
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